Hoehenfieber
um den Hals gefallen, so erleichtert war sie, ihn zu sehen, denn im Stillen hatte sich doch von Stunde zu Stunde ein unbehagliches Gefühl immer schwerer in ihren Magen gelegt. „Wo wart ihr denn so lange?“
Virgin trat auf sie zu und legte locker seine Hände rechts und links auf ihre Schultern. Seine Augen leuchteten auf. „Wir haben die Umgebung erkundet und sind durch die Plantagen bis an eine Hauptstraße herangekommen.“
Nash stieß ihn an. „Lass uns ins Haus gehen, ich verdurste. Dort können wir allen gleichzeitig berichten.“
Virgins Hand glitt an ihrem Arm hinab, er fasste nach ihren Fingern.
Gemeinsam gingen sie zum Haus.
In Dix’ Gesicht zeichnete sich mindestens genauso große Erleichterung ab, als sie die Hütte betraten. „Und?“, fragte er nur knapp.
Virgin begann von Neuem . „Auf der Hauptstraße gibt es kein Durchkommen, weder in die eine noch in die andere Richtung, dort sind mehrere Straßensperren aufgebaut. Soweit wir den Bauern verstanden haben, befinden wir uns in einem Gebiet zwischen drei Dörfern, in denen es nicht mehr als zehn Greise und dreiundzwanzig Ziegen und Hühner gibt. In südlicher Richtung liegt das Meer, westlich führt die Straße in das Sierra Maestra Gebirge, im Nordosten liegt die nächstgrößere Stadt, Guantánamo. In den Nestern werden wir keine Gelegenheit zum Telefonieren finden. Guantánamo liegt fast siebzehn Meilen Luftlinie entfernt und zum Teil müssen wir über unbewachsene Steppe, wo es kaum Versteckmöglichkeiten gibt. Wir müssen in jedem Fall die Dunkelheit ausnutzen. Ein Marsch bei Tage ist zum einen zu riskant, zum anderen ist es zu heiß.“
Ihr Herz war während Virgins Ausführungen immer tiefer in Richtung Kniekehlen gerutscht. „Was ist, wenn wir den Trecker nehmen?“
Nash schüttelte den Kopf. „Zu laut und zu auffällig. Damit könnten wir höchstens den Bauern schicken, um Hilfe zu holen. Aber der würde auch zwei Tage brauchen, und ich will nicht so lange hierbleiben. Wir sind weniger weit von der Absturzstelle entfernt, als wir dachten. Außerdem halten wir uns hier schon zu lange auf.“
Er sagte es nicht, doch Quinn hätte ihren Hintern darauf verwettet, dass er indirekt damit zum Ausdruck bringen wollte, dass die Männer ohne Vanita und sie längst viel weiter gekommen wären. Dabei vergaß er den Verletzten, denn der hätte sie ebenfalls massiv behindert und aufgehalten, außer, sie hätten ihn zurückgelassen. Daran glaubte sie allerdings nicht.
„Wir waren bis zum Rand der ersten Kaffeeplantage“, sagte Virgin. „Das Militär hat die Passagiere in zwei große Mannschaftszelte verfrachtet. Wir konnten das Flugzeug nur von der einen Seite sehen, aber die Betriebsamkeit wirkte, als versuchten sie noch immer, den Frachtraum zu öffnen. Wir haben die Geräusche von Trennscheiben gehört.“
„Wäre es dann nicht am besten, wir würden einfach hier warten, bis sie das Geld eingesackt haben und abziehen?“
„Zu gefährlich“, meinte Nash.
„Warum?“, rutschte es Quinn heraus, bevor ihr klar wurde, dass sie es eigentlich überhaupt nicht wissen wollte. In ihrem Innersten schrillten sämtliche Alarmglocken.
Die würden die Passagiere nicht am Leben lassen.
Ihr klappte der Unterkiefer hinab. „Aber … wenn …“, stotterte sie, „wenn du glaubst, dass sie alle umbringen, warum dann erst die Zelte? Warum haben sie nicht …?
Nash zuckte mit den Schultern. „Vermutlich, um sich ein Hintertürchen offenzuhalten. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, wird es keinen Grund mehr geben.“
„Warum haben sie die Geldkisten nicht längst rausbekommen?“, fragte Vanita.
„Bei der Landung ist das Flugzeug über eine ungewartete und von zahlreichen Schlaglöchern übersäte, viel zu kurze Piste gerast. Das hat wahrscheinlich das Bugfahrwerk bereits beschädigt. Als wir aufs freie Feld hinausgeschossen sind, ist es eingeknickt. Die Maschine hat sich mit der Nase ins Erdreich gegraben und ist zur Seite gekippt. Damit sind die Zugänge zum Cargobereich unzugänglich und es dauert länger, sich durch die Außenhaut zu arbeiten.“
„Und dazu war die Zeit gestern nicht ausreichend? Außerdem hätten die doch garantiert über Nacht weitergemacht und mit Beleuchtung gearbeitet.“
„Das wundert uns auch“, gab Virgin zu.
„Ich hab mir den Kopf zerbrochen.“ Nash fuhr sich über den fast kahlen Schädel. „Etwas stimmt da nicht und das ist ein Grund, warum wir erst recht so schnell wie möglich hier
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