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Hoehenfieber

Hoehenfieber

Titel: Hoehenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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sich für ihre Reaktion geschämt. Häufig genug ging ihre Fantasie mit ihr durch, auch schon mal mit Tagträumen, aber niemals in Gegenwart anderer, schon gar nicht mitten in einem Gespräch. Das ließ sich nur auf ihre zum Reißen gespannten Nerven zurückführen. Dennoch musste sie sich bei Virgin entschuldigen.
    Quinn brachte es nicht fertig, den Kopf zu heben. Wenn er ihr auch noch in das hochrote Gesicht blicken würde, finge sie wahrscheinlich hemmungslos an zu heulen und all die Anspannung würde sich in einer nicht aufzuhaltenden Flut von Tränen Bahn brechen. Das wollte sie nicht auch noch riskieren, sie hatte sich lächerlich genug gemacht.
    „Es tut mir leid“, murmelte sie. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten oder dir gar Unterstellungen machen.“
    Er berührte sie sanft an der Schulter. Es fühlte sich angenehm an. Beruhigend.
    „Du hast recht . Es war unüberlegt von mir, zu behaupten, dass wir heil hier rauskommen werden. Es lag mir fern, ein haltloses Versprechen zu geben.“
    Seine Ernsthaftigkeit rührte sie. Quinn blinzelte Feuchtigkeit aus den Augen. Jetzt nahm er sich seine gut gemeinten Worte so zu Herzen, dabei hatte sie ihm überhaupt keinen Strick daraus drehen wollen und seinen Trostversuch viel zu sehr auf die Goldwaage gelegt. Was hatte sie denn erwartet? Es war doch logisch, dass er nichts anderes sagen konnte. Hätte sie es besser gefunden, wenn er sie mit einem „Ich weiß es nicht“ weiter entmutigt hätte?
    „Ich kann dir nur ein Versprechen geben, das ich zu hundert Prozent einhalten kann. Möchtest du es trotzdem noch hören oder soll ich dich lieber allein lassen?“
    Oh nein! Sie wollte doch nicht, dass er ging. „Bitte sag es mir“, brachte sie hastig und heiser vor Scham hervor.
    Seine Hand glitt von ihrer Schulter über ihren Arm nach unten, beinahe, ohne sie zu berühren. Trotzdem glaubte sie, die Wärme seiner Haut durch den Stoff der Wolldecke hindurch auf ihrem nackten Arm zu spüren. Virgin griff nach ihren Fingern und umschloss sie sanft. Sie ließ die liebevolle Geste zu.
    „Ich verspreche dir, dass ich alles dafür tun werde, um dich heil hier rauszubringen, okay?“
    Sie drehte sich ihm zu, ohne den Kopf zu heben. Zum ersten Mal seit einer kleinen Ewigkeit vermisste sie ihr langes Haar, das ihr früher bis über die Hüften gereicht und das sich wie ein Schleier um ihr Gesicht gelegt hatte, wenn sie nach unten sah. Wie Seide, die über ihre Haut floss, hatte es sich angefühlt und so manches Mal war sie froh darum gewesen, sich hinter der Flut ihres glatten, schwarzen Haares verbergen zu können. Die moderne Kurzhaarfrisur raubte ihr diesen Schutz, den sie geglaubt hatte, nie wieder zu benötigen. Quinn lehnte die Stirn an Virgins Brust und spürte, wie er langsam seine Arme um sie schob und sie sachte an sich drückte. Ein Gefühl der Ruhe durchströmte sie. Seine Umarmung gab ihr die Geborgenheit, die sie sich gerade sehnlichst he r beiwünschte. Sie gab ihr viel mehr, als es der Haarschleier vermocht hätte. Nur, wenn Sadia sie früher in die Arme geschlossen, sie den vertrauten Geruch ihrer Haut und ihres dezenten Parfüms eingeatmet hatte, die Sanftheit ihrer Berührung genossen, dann hatte sie sich ähnlich gefühlt. Geborgenheit war eine der Empfindungen, die sie in ihrem Leben viel zu selten erfahren hatte, obwohl Sadia immer für sie da gewesen war. Sie waren allerdings viel zu selten allein gewesen und offen gezeigte Gefühle galten im Harem selbst zwischen Müttern und ihren Kindern als verpönt. Schließlich galt es, jedes Kind, ob Mädchen oder Junge, von frühester Kindheit an auf seine spätere Aufgabe vorzubereiten, sei es als Diener, als Eunuch oder als Konkubine. Jedem wurde als oberstes Gut nur eines beigebracht: Beherrschung. Eigene Gefühle durfte niemand an die Oberfläche kommen lassen, schon gar nicht in Gegenwart des Sheikhs. Zwischenmenschliche Beziehungen und Emotionen waren ihm fremd. Für ihn zählte nur sein eigenes Wohlbefinden, um das sich zahllose Bedienstete zu kümmern hatten. Dabei interessierte ihn das Wohl und Wehe der einzelnen Person nicht im Geringsten. Seine Dienerschaft war eine Armee von namenlosen Individuen, die nichts zu tun hatten, als zu funktionieren. Taten sie das nicht, waren sie ersetzbar. Austauschbar wie das Ersatzteil einer Maschine.
    Quinns Anspannung wollte sich nicht legen, aber zumindest genoss sie das Gefühl, sich an Virgins Brust zu schmiegen. Für einen bangen Moment fragte sie sich, ob es

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