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Hoehepunkte der Antike

Titel: Hoehepunkte der Antike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Brodersen
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Aristeides, den er nicht persönlich kannte bzw. erkannte, den Namen ,Aristeides‘ auf seine Scherbe zu schreiben.
     Aristeides fragte ihn, was dieser Aristeides ihm denn für ein Übel angetan hätte. „Keines!“ war die Antwort. „Ich kenne ihn
     gar nicht! Aber ich kann es nicht mehr hören, dass er überall der ,Gerechte‘ genannt wird.“ Aristeides soll darauf hin wortlos
     seinen eigenen Namen aufgeschrieben und anschließend in das zehnjährige Exil gegangen sein (Plutarch,
Aristeides
7,5–6). Allerdings ist er der wohl ausnahmslos einzige Fall, der aufgrund einer kurz danach erfolgten, allgemeinen Amnestie
     zurückkehren und seine Karriere als der ,Gerechte‘ fortsetzen konnte.
    Gleichzeitig mit dem Einsatz des Ostrakismos durch die Volksversammlung zur Entmachtung der aristokratischen Führer ist eine
     Maßnahme, die ähnliches politisches Gewicht hatte: Seit 487 v. Chr. wurden die Archonten, die höchsten Beamten Athens, durch
     das Los bestimmt, während sie bis dahin immer direkt gewählt worden waren. Diese politische |48| Entwertung des Archontats hatte zur Folge, dass seitdem kein attischer Politiker als Archon hervortrat. An diese Stelle trat
     das Strategenamt, ursprünglich ein rein militärisches Amt. Seit 487 v. Chr. waren die zehn Strategen nun die Einzigen, die
     jährlich aus den zehn Phylen direkt gewählt wurden. Diese Form der direkten Volkswahl gab ihnen so viel Prestige, dass politische
     Führerschaft von da ab in Athen ausschließlich über dieses Amt existierte.
     
     
    Die Rolle des Areopags
     
    Die unauf haltsame Aufstieg der attischen Bürger zu einer auf allen Ebenen wirklichen Herrschaft des Volkes scheint – wenn
     man einigen Quellen Glauben schenken darf – aber ein paar Jahre später, nach dem großen Sieg der Griechen über die Perser
     bei Salamis (480 v. Chr.), unsanft unterbrochen worden zu sein. Jedenfalls behauptet die kleine Studie des Aristoteles über
     die attische Verfassung, dass nach dieser Schlacht eine der ältesten und ehrwürdigsten Institutionen der Athener das Ruder
     des Staatsschiffes ergriffen habe. Nach diesem epochalen Sieg sei nicht etwa wie nach Marathon ein weiteres Erstarken des
     Volkes zu beobachten gewesen, sondern der Rat des Areopags habe die führende Rolle in Athen übernommen. Er setzte sich aus
     ehemaligen Archonten zusammen, den obersten Beamten Athens, die aber zu dieser Zeit auch schon nicht mehr aus den allerreichsten
     Kreisen, sondern nur noch aus denjenigen der Wohlhabenden stammen mussten. Man sollte aber bedenken, dass die Reichen und
     Wohlhabenden in dieser Zeit nicht alle mit vierzig oder fünfzig Jahren starben, sondern ein durchaus beträchtliches Alter
     erreichen konnten. So ist anzunehmen, dass dieser Rat des Areopags doch noch ein Reservat der Reichen und Adligen war, der
     seine Prägung in der Zeit vor dem Erstarken der Demokratie erfahren hatte. Sinn macht die Geschichte von der ‚Machtergreifung‘
     des Areopags allerdings nur, wenn man damit das Bild des Wiederaufstiegs der Aristokratie und ihrer institutionellen Dominanz
     verbinden kann. Von späteren Quellen wird der Areopag gern als Hüter des Gesetzes, als Wächter über die Beamten Athens, ja
     als Wächter der Verfassung bezeichnet, ihm wird auch eine allgemeine Sittenaufsicht zugeschrieben. Vor dem Hintergrund der
     alles durchdringenden Institutionen der Demokratie scheint hier wohl eher die Sehnsucht nach guten alten Zeiten durch.
    |49| Folgerichtig soll dann aber auch 17 Jahre später ebendiese Herrschaft des Areopags wieder gestürzt worden sein: Ein gewisser
     Ephialtes, tatkräftig unterstützt von Themistokles, soll die Areopagiten mit einer Serie von Prozessen überzogen haben, diesem
     altehrwürdigen Rat sämtliche Befugnisse geraubt und ihn auf einen simplen Gerichtshof für Mordprozesse reduziert haben. Seine
     politischen Machtbefugnisse seien dann auf den Rat der Fünf hundert, die Volksversammlung und die Volksgerichte übergegangen.
    Diese Überlieferung ist nun allerdings eher fragwürdig und es steht ihr entgegen, dass für die Zeit vor und nach Salamis weder
     etwas von einer Verschiebung der politischen Gewichte innerhalb des politischen Gefüges in Athen bekannt ist, noch die einzelnen
     Ereignisse selbst in den anderen Überlieferungen eine Spur dieser Vorrangstellung des Areopags zeigen. So belegt die Darstellung,
     die der zeitgenössische Geschichtsschreiber Herodot von den Ereignissen im Umfeld der Schlacht von Salamis

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