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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nicht.«
    »Natürlich tust du das. Wie sieht das aus: Meine Geliebte erscheint mit dem Lederband eines anderen am Arm!«
    »Das weiß niemand. - Außerdem ist es zu Ende mit Wassilijew.«
    »Das sagst du dauernd.«
    »Ich sag’s seit fünf Tagen.«
    »Egal! Weg mit dem Ding!«
    »Nie!«
    Niki tobte etwa eine halbe Stunde durch sämtliche Räume. Danach sah es aus wie nach einem Wirbelsturm - nur echter. Lisa meinte ruhig: »Wir kommen zu spät.«
    Niki hatte sich wieder beruhigt. Nach seinen Ausbrüchen war er immer friedlich und für kurze Zeit lammfromm. Dennoch sah man ihm seine Verstimmung an. Er brummte vor sich hin und sagte sich, daß er Lisa auf die Straße setzen würde. - Danach! Vorerst aber griff er nach ihrem Arm und zog sie mit sich, um nicht allzu spät in der Galerie zu erscheinen.
    Er hatte eigens einen Wagen kommen lassen, einen weißfunkelnden Mercedes-Benz, um »Vorfahren« zu können, wie es ihm gebührte. Als er ausstieg, klatschten die Leute wie verrückt, und die Reporter notierten eifrig, Nikis Publikumsgunst und sein Erfolg seien das Ereignis der Saison. Als Lisa aus dem Wagen stieg, wurde sie ebenfalls mit Beifall bedacht. Sie fühlte sich zuerst etwas unwohl, denn ihr Kleid war mehr als gewagt. Aber dann machte es ihr Spaß, in so einem tollwitzigen Aufzug Anstoß zu erregen. Niki hatte seinen großen Tag. Sein Glanz fiel auch auf Lisa. Bei einem Glas Sekt flüsterte er, alle Auseinandersetzungen vergessend, ihr ins Ohr: »Jetzt bist du so berühmt wie Saskia.«
    Im Gegensatz zu Rembrandt, dachte Lisa, wirst du aber das Jahrhundert nicht überdauern...
    Es war eine Menge los. Viele Schaulustige drängten sich, die Konkurrenz schnupperte herum, der biedere Bürger fand Niki provozierend, weil er viel nacktes Fleisch zeigte und sich zur
    Renaissance bekannte, er wurde von der Presse umringt und von Bewunderern verfolgt. Ständig flankierte ihn eine Schar Neugieriger. Endlich hatte er Gelegenheit, seine quirlige Lebhaftigkeit einem großen Publikum vorzuführen.
    Man behandelte auch Lisa als Berühmtheit. Ein paar Journalisten befragten sie sogar. Sie galt ja ganz offiziell als Nikis Muse. Nach ihrem Namen gefragt, antwortete sie nur: »Lilly.«
    »Und weiter?«
    »Lilly - nicht mehr und nicht weniger.«
    Dann sah sie auch schon die Vogels. Einen Moment lang hörte sie Walzermusik im Kopf und sah Bilder von Neuherrenacher Festlichkeiten. Blaß werdend, ließ sie die auf sie einredenden Presseleute einfach stehen, flüchtete den Gang hinunter und verschwand in einem Nebenraum. Ob sie bereits erkannt worden war? Nein! Das hätte sie doch gemerkt. Aber vielleicht wußte schon jeder... nein, nein! Niemand durfte sie finden. Sie wollte sich nicht mehr erinnern.
    Nach einer Weile öffnete sie vorsichtig die Tür und spähte in die Galerie hinaus. Am Ende des breiten Korridors - jetzt war es allerdings eng wegen der vielen Bilder - sah sie Niki stehen und gestikulieren, ein Glas Sekt in der Hand, hübsche Mädchen und jovial erscheinende Herren um sich herum. Stimmengewirr brandete auf und nieder. Ein Diener balancierte ein mit Sektgläsern beladenes Tablett für die Ehrengäste herum. Niki hatte an alles gedacht und sich wirklich nicht lumpen lassen.
    Lisa vergaß, daß sie eigentlich vor den Vogels davongelaufen war, um inkognito bleiben zu können. Sie stand in der offenen Tür und beneidete Niki grenzenlos. Auch sie wäre gern zwischen all diesen Menschen gestanden - umjubelt, vergöttert, selbstbewußt, ein von allen geliebter und gehätschelter Skandal.
    »Zehn Pfennige für Ihre Gedanken«, hörte sie eine sonore Stimme hinter sich sagen und drehte sich um.
    »Ach, Herr Riedheim. Wir haben uns heute noch gar nicht gesehen. Grüß Sie Gott. Na, ich kann nur sagen, daß Sie Herrn Leander zum größten Erfolg seines Lebens verholten haben. Wenn ich nicht irre, zeichnen Sie für die Organisation dieses Massenauflaufs.«
    Riedheim lachte, daß es dröhnte. Er war klein und recht dick, aber es blitzte gescheit und listig aus seinen kleinen Augen. Er sagte auch prompt: »Sie sehen unzufrieden aus.«
    »Unzufrieden? Ich? Nein!«
    »Oder besser: Sehnsüchtig. Ja, das kann man wohl behaupten. Sehnsüchtig. Wenn ich etwas für Sie tun kann...«
    »Tun?« fragte sie gedehnt.
    Riedheim lachte wieder. Er lachte so, daß sein dicker Bauch bebte und ihm der Zwicker von der Nase fiel. Freundlich lächelte Lisa zurück.
    Eine Weile schien sie zu überlegen. Als sie sicher war, dabei nicht rot zu werden,

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