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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Geschrei war und sie in einem Zimmer Zuflucht suchte, durch dessen geschlossene Fensterläden ein paar Strahlen Sonne hereinfielen, und sich auf ihr Bett legte und sich selber anfaßte, um das Geschrei zu vergessen, es ganz zu vergessen über den wohligen Empfindungen, genau wie die, die sie jetzt überkamen. Ihre Beine öffneten sich noch weiter, und sie fühlte, wie eine gewaltige Kraft von ihr Besitz ergriff, und ihr Inneres füllte sich mit dem geschmolzenen Wachs einer großen Altarkerze, und als sein heftiges Atmen lauter wurde, klang er wie der Wind, den sie manchmal in ihren Träumen hörte. Ihre Poren taten sich auf und verströmten den warmen und süßen Saft ihres Traums, und sie dachte: »Mein Gott, das ist ein Mann!« Stundenlang machten sie weiter; Delores war ihm so dankbar, daß sie alles tat, was er wollte. In dieser Nacht sprang sie in der Liebe von gänzlicher Unwissenheit zur Erkenntnis. Und als sie sein lustvolles Stöhnen hörte und den Ausdruck ekstatischer Erlösung auf seinem Gesicht sah, hatte sie das Gefühl, einen neuen Lebenszweck für sich gefunden zu haben: diesen jungen Musiker von seiner Qual zu erlösen.
    Und der arme Nestor? Er glaubte, bei Delores zu sein, und verschlang ihre Brüste mit den großen Nippeln, aber wenn er die Augen schloß und ihr Gesicht nicht mehr sah, dann küßte er den Busen der schönen Maria seiner Seele, leckte ihre Haut vom Nabel bis zur Zehe. Wenn er aus seiner Wehmut aufschreckte und ihm wieder einfiel, wie sehr er Delores liebte und wie gut er sich in ihr fühlte, wurde er aus dem Dunkel, in das er schon halb hineingeglitten war, wieder herausgerissen, und er öffnete die Augen und sah tief in die ihren, und weil es ihm jetzt kam und ihm die Knochen im Leib zerschmolzen und eine sämige Hitze seinen Körper überschwemmte, die von seinem Penis aufstieg und in seinem Kopf explodierte, machte er die Augen wieder zu und fühlte abgrundtiefen Kummer wegen Maria. Und doch, wenn er sie vor sich sah, stellte er sie sich in einem Zimmer vor mit einer Tür, durch die man auf das Krankenbett seiner Kindheit sah und auf ihn selbst, unfähig, sich zu rühren, »Mamá!« rufend und wartend, wartend. Und er öffnete die Augen wieder und fing an, härter in Delores hineinzustoßen, aber er mußte dauernd an die andere denken und vergaß sich fast ein paar Mal, war nahe daran, »Maria, Maria« zu keuchen.

    Um diese Zeit waren ihr Cousin Pablo und seine Familie in ein nettes Haus in Queens gezogen und hatten die Wohnung den Brüdern überlassen. Cesar übersiedelte ins Schlafzimmer am Ende des Flurs, und Nestor bekam eines von den kleineren Zimmern in der Nähe der Küche. Er begann Delorita zum Essen einzuladen, und weil sie so weit weg wohnte, blieb sie oft über Nacht. Nestor holte sie an der Ecke 125ste Straße und Broadway ab, wo Delorita aus dem Bus aus der Bronx stieg. Oder sie kam direkt von ihrer Arbeit als Putzfrau in die La Salle Street und brachte in einer Tasche Kleider zum Wechseln mit. Es störte sie nicht, daß sie das Bett teilten, ohne verheiratet zu sein. Sie dachte, das ginge niemanden etwas an, obwohl sie erst einundzwanzig war. Und außerdem hatte sie keinen Zweifel, daß sie eines Tages heiraten würden.
    Nachdem Pablo und die Familie weg waren, wirkte das Apartment zunächst trist, kaum möbliert, nur vollgestellt mit Musikinstrumenten und Trommeln. Delores aber brachte Blumen mit und Rollen von buntem Gaslichtpapier. Zusammen mit Nestor unternahm sie Ausflüge nach Chinatown, und sie kamen mit Vasen, chinesischen Wandschirmen und Jasminkerzen wieder. Sie hielt die Wohnung sauber und begann für sie zu kochen. Manchmal spazierten sie in Richtung Columbia University und zu den Buchläden am Broadway, und während sie die Wühlkisten und Regale mit den antiquarischen Büchern nach Abenteuer-, Spionage-, Liebes- und Detektivromanen durchstöberte, wartete er geduldig. Sie gingen viel aus damals: Manchmal lieh sich Cesar ein Auto, und sie unternahmen eine weitere gefahrvolle Fahrt aufs Land, oder sie gingen ins Park Palace, das schick war wie das La Conga oder das Copacabana, um Machito oder Israel Fajardo zu hören, und nachher schlenderten sie um zwei Uhr früh durch den Central Park. Einmal, nach einem Auftritt der Mambo Kings in Brooklyn, fuhren sie nach Coney Island. Sie und Nestor saßen auf einer Bank und knutschten, vor ihnen die ebbende See, und der Vorfall mit dem Pepsodentmenschen schien genauso weit weg wie der knochenbleiche Mond über

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