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Höhepunkte

Höhepunkte

Titel: Höhepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und Glücksbringer, Blumen, Liebestränke und Zauberkerzen, lassen Sie Ihr Photo machen, für nur 25 Cent, in Farbe! Er guckte sich bei den Kleidern um, um zu sehen, was er für die fünfzehn Dollar die Woche, die er damals verdiente, kaufen konnte: eine gute guayabera mit schmuckem Spitzenbesatz, zwei Dollar; ein einfaches Hemd, ein Dollar; ein Paar Buster-Brown-Schuhe, vier Dollar; ein Paar leinene pantalones, drei Dollar fünfzig. Ein Hershey-Riegel, zwei Cent, Pepsi oder Apur-Cola, zehn Cent... Und es gab Bananenstauden, die wie Laternen von den Regalen hingen, einen Obstkarren nach dem anderen, Eiswagen und eine Runde Männer, die in einem kühlen Hauseingang Würfel spielten. Blumen in Töpfen und Blumen, die von den Baikonen herabhingen, und Flechten auf den von der Meeresluft angefressenen Mauern; Perlstabbalustraden und Stilportale, braune und orangefarbene Simse, Türklopfer mit Tierköpfen und Engeln. Gestelle mit kupfernen Töpfen und Pfannen, Kinder, die zwischen den Buden umherrannten, Matrosen auf Bordelltour in der Stadt; ein Fahrrad, das an einem Strick über einer Reihe von Fahrradreifen hing; Papageien in Käfigen; ein zwielichtiger Herr mit Augen wie eine Schildkröte, der still an einem schmalen Klapptisch saß, an dem er seine »künstlerischen« Photos verkaufte; und dann Ständer voller Kleider und hübsche Frauen, die sich dazwischen drängelten und Musik, die aus den Hauseingängen kam. Der Geruch von Blut und Sägespänen, die Laute von Tieren, die auf dem Hackstock geschlachtet wurden, der Geruch von Blut und Tabak und ein Spaziergang durch eine lange Gasse hinter dem Schlachthaus, das an ein anderes Schlachthaus stieß: Ein Mann, der kübelweise Wasser über den blutgetränkten Boden schüttete, und hinter ihm in einer Reihe die aufgeschlitzten Kadaver von einem Dutzend Schweine. Dann die Lederwaren und Tischlereien und die Läden mit den Badesachen...
    Dann kam er an den Prostituierten vorbei, die in den Hauseingängen standen, in knappen Unterkleidern und Morgenröcken, die eine Brust oder ein Stück Schenkel sehen ließen, und sich die Lippen leckten, als hätten sie gerade ein Eis gegessen; sie sahen ihm prüfend in den Schritt, lächelten und sagten: »Pssst. Ven, macho, adonde vas?« Er ging an ihnen vorbei und winkte immer guten Tag: Sie kannten ihn als den stillen Musiker, der durch ihre Straße ging, der Typ, der nicht so ein Draufgänger war wie sein Bruder. Sie riefen ihm zu und streichelten sich über den Busen, und einmal sprang eine von diesen Damen aus dem Hauseingang hervor und kniff ihn in den Hintern: »Guapito! He, mein Hübscher, worauf wartest du noch?« Aber er hatte niemals Lust mitzugehen, denn seit damals, als sein Bruder ihn immer zu den Huren in Oriente mitnahm, fand er irgend etwas an der Situation unerträglich traurig, nicht das Streicheln der Brüste und Lenden, nicht seinen Samenerguß oder die weiße Schüssel mit Wasser unterm Bett, in der die benutzten Präservative schwammen, sondern die Vorstellung, sich dabei zu ertappen, daß ihm diese Frauen leidtaten, die gezwungen waren, mit Männern zu schlafen, die sie nicht liebten, die für fünfzig Cent die Beine breitmachten und manchmal, wenn es eine wirklich schöne Frau war, für einen Dollar.
    Aber er war kein Heiliger. Es gab da ein hübsches Mädchen, mit dem er hin und wieder ins Bett ging, eine junge Frau, verheiratet, wie sich herausstellte, die wirklich einen Mann nötig hatte, der sie liebte. Er besuchte sie viermal und war gerade dabei, sich in sie zu verlieben, als er draufkam, daß der einzige Grund, warum sie ihm den Schwanz lutschte und ihn kirre zu machen versuchte, Geld war, und das machte ihn wochenlang trübsinnig vor Enttäuschung, und er kehrte zu seinen alten Gewohnheiten zurück. (Gar nicht wie Cesar, der Schwierigkeiten in seiner Ehe hatte und grölend mit einer Flasche Rum in eines von diesen Hurenhäusern ging und sich drei Frauen auf einmal nahm und gesättigt und mit vor Befriedigung verschmitzt leuchtenden Augen in ihre kleine Zweizimmerwohnung heimkam. Gar nicht wie Cesar, der von Zeit zu Zeit in diesen Bordellen auftauchte und die Nacht bei diesen Frauen verbrachte, die er mit seinem tremolierenden, bebenden Bariton unterhielt: Er sang, und sie kochten für ihn, und manchmal verzog er sich in ein Zimmer und ging mit einer von den Frauen ins Bett.)
    So kam es, daß die Huren von La Marina ein Einsehen hatten angesichts des Ausdrucks von ewigem Heimweh und Sehnsucht nach Liebe,

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