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Höhlenangst

Höhlenangst

Titel: Höhlenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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ich sei überbehütend.«
    »Der macht es dir aber auch nicht leicht«, bemerkte ich.
    »Ich bin halt eine schlechte Mutter.«
    »Und ich bin ein schlechtes Wildschwein«, sagte ich und fuhr ihr mit den Fingerrücken über den Oberarm.
    In Trochtelfingen unten setzte ein größeres Tatütata ein.
    »Nein, im Ernst«, sagte Janette. »Wenn ich Laura-Tag habe, denke ich immer, was könnte ich jetzt alles machen, recherchieren, schreiben. Wenn Florian mit ihr wegfährt und ich sitze hier oder in der Redaktion und kriege nichts hin, dann denke ich, ich hätte mitgehen sollen. Was ist denn da eigentlich los? Die Feuerwehr rückt aus.«
    Ich ließ meine Hand auf ihre Hüfte gleiten.
    »Und auf einmal tauchst du auf, Lisa, vogelfrei … und mir wird klar, dass ich vor zehn Jahren ein ganz anderes Leben habe fuhren wollen. Kinder, ja, aber nicht im Rei henhaus und nicht mit einem … einem impotenten Biker!«
    Ich schob meine Hand unter ihren Gürtel in den Hosenbund.
    »Aber du wolltest ja das Gutachten …« Janette drehte sich zum Tisch weg. Ich ließ sie meine Hand mitziehen und rückte hinterrücks an ihre Pobällchen heran.
    »He, Lisa! Lass das!« In ihrem Bauch unter der Gürtelschnalle zuckte ein nicht ungefälliges Lachen. »Weißt du, schon meine Mutter hat mich vor dir gewarnt! Lesbisch ging ja vielleicht noch, aber auch noch katholisch? Katholiken, die lügen und sündigen, und dann gehen sie zur Beichte, und vergeben und vergessen!«
    »Ich habe gelogen«, sagte ich. »Ich habe heilige Namen leichtsinnig ausgesprochen. Ich habe unschamhaft gehandelt, allein und mit anderen.« Der kurze Reißverschluss unter der Gürtelschnalle beschleunigte meinen Vorstoß unter den Slipsaum in den Wald der Scham. »Ich habe Unkeusches begehrt. Ich habe genascht.« Ich küsste den Flaum ihres Nackens. Sie gab einen kleinen Laut von sich. Ich küsste mich um sie herum zu ihren Lippen vor. Ihre Hinterbälle legten sich vertrauensvoll in meine Hände.
    Jetzt oder nie! Es ging nur jetzt, bevor Mann und Tochter wieder einrückten. Und in der Besenkammer. Der Höhlenmund war feucht und schluckte.
     
    Dann klingelte Janettes Telefon auf dem Tisch neben dem Laptop. Sie befreite sich aus der Ruhe in meinen Armen und tastete über sich. Winnies Gutachten segelte auf uns herab.
    »Ja?«, meldete sie sich. »Hallo, Heinz! … Was? … Oh! …« Sie angelte hektisch nach dem hellblauen Slip und suchte mit dem nackten Fuß den Einstieg. »Danke, Heinz. Alles klar! Ich komme sofort.« Falscher Fuß im falschen Loch. Sie stand auf und stieg hastig, aber erfolgreicher in den Slip. »Das war Heinz Rehle. Da ist was explodiert bei Meidelstetten, wahrscheinlich ein Fahrzeug.«
    »Der Donnerschlag vorhin«, fiel mir ein. Entweder lag Meidelstetten gleich hier um die Ecke, oder es war etwas wirklich Großes in die Luft gegangen.
    Ich fuhr. Janette telefonierte mit der Redaktion und dirigierte mich über Steinhilben hinaus gen Norden. Die sinkende Sonne schuf violette Wolkenfetzen überm Wald ums Lippertshorn.
    »Meidelstetten«, erinnerte ich mich. »Da kommen doch Florians Linsen her.«
    »Handverlesen!« Janette lachte leise. Es verband doch ungemein, wenn zwei Mädchen sich nach einer guten Wildsauerei nicht hatten duschen können und die Erinnerung in ihren Höschen dabeihatten.
     

26
     
    Die Feuerwehrzüge waren aus Norden und Süden angerückt und blockierten die Landstraße. Weiter vorn verschleierten Reste bösen schwarzen Rauchs die Dächer eines Orts, der sich hinter einem blühenden Rapsfeld duckte. Meidelstetten.
    Brontë mussten wir stehen lassen. Uns verschaffte Janettes Presseausweis Durchlass. »Was issen passiert?«, fragte sie den Polizisten.
    »An Transporter isch explodiert, mehr ka i et sage.«
    Hätte er mehr gewusst, er hätte mehr gesagt, dessen bin ich sicher. Schon nach wenigen Schritten auf der Grasnarbe entlang des mit roten Autos bestückten Schwäbische-Alb-Wegs fiel mir am Rand des Rapsfelds eine Coladose ins Auge, die keine Coladose war, sondern ein grüner Topf auf einem Kranz von Metallfußchen. Eine Art Tausendfüßlerdosenspinne.
    Ich tippte Janette an. »Du, mach mal ein Foto!«
    Sie drückte ab, bevor sie fragte: »Was ist das denn?«
    Ein Feuerwehrmann stapfte am Feldrain entlang, hob den Kopf, erblickte uns und machte heftig scheuchende Armbewegungen. Noch zwei Schritte, und er würde die Topfspinne überrennen. Ich schrie und machte meinerseits wilde Armbewegungen. Dann übermannte mich die Panik. Ich

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