Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur

Titel: Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Fuß über das Land bewegte, erst dann sah, wenn man unmittelbar davor stand.
    Hier also war einst der Herrschersitz des Fürsten von Noor gewesen, hier hatte Sardin seinen Vater erschlagen und später die Bruderschaft gegründet. Der ganze Ort wirkte wie ein zyklopischer Friedhof, und Victor hätte sich nicht gewundert, wenn er zwischen den Felskuppeln und Türmen die bleichen Knochen monströser Wesen erblickt hätte. Ihm war nach schnellstmöglichem Umkehren zumute. Aber nun waren sie hier, und sie mussten ihre Chance nutzen, dieses einzigartige Pergament zu finden, das ihnen Macht über Chast verleihen würde.
    Die Drachen flogen noch eine große Acht über der Festung, ehe sie sich für die Landung einen freien Fleck aussuchten, der hinter einer Gruppe übereinander getürmter, riesiger Felsbrocken am Fuß eines Pfeilers gleich neben der Festung lag.
    Als sie dann im Schutz der Felsformation ein paar Steinwürfe weit vor den massigen Festungsmauern landeten, war die Dämmerung schon sehr weit vorangeschritten. Schweigend ragten die nur roh behauenen Mauern der Festung vor ihnen auf; sie waren sehr hoch und offenbar auch viel dicker als alles, was Victor je an Mauern erblickt hatte. Dahinter ragte eine Anzahl von Türmen und anderen wuchtigen Klötzen auf, die man nur schwerlich als Gebäude bezeichnen konnte. Es schien sich wirklich um einen Haufen von gewaltigen Felstrümmern zu handeln, deren Lage die ehemaligen Baumeister offenbar dazu angeregt hatte, sie in der Art einer Festungsanlage auszubauen. In der Dunkelheit war gerade noch zu erkennen, dass zwischen einzelnen Felsblöcken riesige Quader eingefügt waren, um die Mauern zu vervollständigen, und während an der rechten Flanke ein wuchtiger Wachturm aus einem soliden natürlichen Felsklotz zu bestehen schien, hatte man auf der anderen Seite von Hand einen weiteren dazugebaut. Die Bauart aller weiteren Teile, die dahinter lagen, war nun nicht mehr zu erkennen. Wenige Minuten nach ihrer Landung bestand die Festung von Hammagor nur noch aus einem dunklen Umriss, der sich vor dem schwachen Licht des Hintergrundes abzeichnete.
    Sie hatten die Festung gefunden - aber an ein Erkunden von Hammagor war heute nicht mehr zu denken. Doch ihre Verfolger würden, selbst wenn sie ihnen schon nahe waren, ebenfalls jetzt rasten müssen. Davon abgesehen wünschte sich Victor nichts mehr als eine Menge Tageslicht, um sich überhaupt in diese drohende Festung hinein zu wagen.
    Er zog sich mit Roya an einen geschützten Platz ganz in der Nähe der beiden Drachen zurück, die sich abermals unter einem großen Felsen eng aneinander geschmiegt hatten. So drohend Hammagor auch wirkte, im Augenblick schien keine wirkliche Gefahr davon auszugehen. Victor hoffte, dass dies bis morgen früh auch so bleiben würde. Er verständigte sich mit Tirao und Faiona, dass es besser wäre, wenn in dieser Nacht ständig jemand Wache hielt. Die beiden Drachen waren ganz seiner Auffassung.

38 ♦ Verbündete
     
    Dass der felsige Untergrund von Savalgor durchlöchert sei wie ein Tharuler Käse, hielt Leandra glatt für untertrieben. Nahezu alle fünfzig Schritte kamen sie an kleinen Abzweigungen, Spalten oder weiteren Durchgängen vorbei, die in den Karten, die Azrani und Marina mitgebracht hatten, nicht verzeichnet waren. Sie legten allem Anschein nach nur einen Teil eines völlig unüberschaubaren Gewirrs von Gängen, Grotten und Tunneln offen, die es unterhalb der Stadt, der Monolithen und des Savalgorer Stützpfeilers gab. Den Überlieferungen nach hatte es vor langer Zeit, als Savalgor noch nicht die Hauptstadt von Akrania war, eine Vielzahl von Zugängen zu diesen Grotten und Katakomben gegeben. Als dann jedoch der Palast erbaut wurde und die Herrscherkreise von Akrania in der Stadt Einzug hielten, hatte man die meisten Zugänge verschüttet oder verschlossen und nur einige wenige offen gelassen. Genau dies war in den Karten festgehalten worden.
    Wahrscheinlich hatten damals nur ausgesuchte, sehr hoch gestellte Persönlichkeiten von den noch offenen Zugängen gewusst; Leute wie der Shabib selbst oder vielleicht Mitglieder des Rates, die Kommandanten der Palastgarde oder der Stadtwache. Solche Personen benötigten ja hin und wieder Schlupflöcher, durch die sie entkommen konnten, wenn jemand ihren Schandtaten auf die Schliche gekommen war.
    Wie diese Karten einmal in die Bibliothek in den Kellern der Cambrischen Basilika gelangt waren, konnte man heute nicht mehr feststellen.

Weitere Kostenlose Bücher