Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
mit ihr sterben.
    Er wollte Faiona nicht überleben; schon damals, auf ihrem Flug nach Hammagor, hatte er begriffen, dass er einfach nicht mit dem Verlust lieb gewonnener Freunde umgehen konnte - damals, als er geglaubt hatte, Tirao wäre von dem Malachista umgebracht worden.
    Der Schmerz war so furchtbar, dass er glaubte, verrückt werden zu müssen. Es mangelte ihm an innerer Stärke, etwas dergleichen verkraften zu können. Vielleicht waren es die zwei Tage und Nächte damals in der Todeszelle der Festung von Tulanbaar gewesen, die ihn dieser Fähigkeit beraubt hatten; diese Tage und Nächte, in denen er zusammengekauert in einer dunklen Ecke seiner Zelle gesessen hatte und nichts hatte tun können, als dem eigenen, unausweichlichen Tod ins Auge zu blicken, zu dem ihn der Festungsherr zu Unrecht verurteilt hatte. Die Sekunden waren dahingetropft, zäher noch als klebriger Teig, und seine Gedanken hatten verzweifelt nach einem Ausweg geschrien. Diese Tage waren die schlimmsten in seinem Leben gewesen, und es mochte sein, dass er sich dabei irgendeinen Teil seiner inneren Stärke ruiniert hatte - den Teil, der dafür zuständig war, solche seelischen Schmerzen verkraften zu können.
    Leandra hatte ihn damals aus der Todeszelle gerettet, einfach nur, weil es ihrem Gerechtigkeitsempfinden widersprach, dass ein Unschuldiger sterben musste. Sie hatte ihn gar nicht gekannt. Sie hatte einfach nur Mitleid empfunden, als sie ihn in seiner Todeszelle erblickt hatte, wissend, dass man ihn zu Unrecht verurteilt hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie eigentlich ganz andere, wichtigere Dinge zu tun gehabt, als irgendeinem Verurteilten das Leben zu retten, aber das war Leandras große Qualität: Sie war sehr, sehr menschlich und war es immer geblieben - egal, was sie danach alles an schrecklichen Dingen durchgemacht hatte. Seit dieser Zeit liebte er sie.
    Tränen schössen ihm in die Augen und er ließ sich wieder nieder, umklammerte weinend Faionas Hornkamm und wünschte sich, dass es schnell gehen mochte, dass er zusammen mit ihr in die Tiefe stürzte, um irgendwo dort unten auf den Felsen zu zerschellen.
    Aber dann geschah das kleine Wunder.
    Es war leider nur ein kleines, das allein ihm das Leben rettete. Um auch Faionas Leben zu bewahren, hätte es eines großen Wunders bedurft, aber das schien das Schicksal ihr nicht gewähren zu wollen.
    Als Faiona den höchsten Punkt ihrer Flugkurve erreicht hatte, entfaltete sie plötzlich ihre Schwingen -nicht sehr kräftig zwar, aber immerhin stark genug, um sie beide noch ein kleines Stück hinaufzutragen. Dann erreichten sie einen Felssims, den das Schicksal für diesen Augenblick hier eingerichtet zu haben schien, und mit letzter Kraft schwang sich Faiona dorthin und klatschte seitlich auf die felsige Kante. Victor wurde von ihrem Rücken geschleudert. Er überschlug sich und knallte gegen die hintere Wand des zehn oder zwölf Schritt breiten Simses. Sofort versuchte er, sich trotz des Schwindels wieder aufzurichten. Er taumelte zurück zu der Kante, an der Faiona mit erschlafftem Körper lag, und fiel vor ihr auf die Knie.
    Ihr gesamter Brustkorb war nur noch rohes, verkohltes Fleisch, und er fragte sich verzweifelt, wie sie es mit dieser Verletzung bis hierher hatte schaffen können. Dann aber sah er ihre Augen, die stumpf und matt wirkten und deren Blick am Erlöschen war.
    »Faiona...!«, rief er weinend und streckte seine Hand nach ihr aus, als hätte er ihr damit noch helfen können.
    Er empfing einen letzten Gedanken von ihr, bevor ihr Blick brach - es war mehr ein Bild als Worte -, sie bat ihn darum, Tirao zu sagen, wie sehr sie ihn liebte. Victor spürte einen neuen, verzweifelten Tränenschub kommen und schloss die Augen. So bekam er den Moment gar nicht mit, als Faiona nach hinten abrutschte -andernfalls hätte er vielleicht sogar ernstlich versucht, den riesigen Drachen, der viele Dutzend Mal so schwer war wie er, festzuhalten.
    Als er die Augen kurz darauf wieder öffnete, war sie schon so weit abgerutscht, dass er sie nicht einmal mehr hätte erreichen können. Wieder schrie er verzweifelt ihren Namen, schoss in die Höhe und stürzte zur Kante vor - nur um sie in der dunklen Tiefe verschwinden zu sehen.
    Trotz seiner Verzweiflung funktionierte sein Selbsterhaltungstrieb noch. Erschrocken trat er einen Schritt zurück. Von Faiona war schon nichts mehr zu sehen.
    Dann erstrahlte weit unten, in vielen Meilen Entfernung, ein plötzliches Feuer. Etliche Sekunden später drang

Weitere Kostenlose Bücher