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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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ein dumpfes Grollen herauf. Eines der Drakkenschiffe war brennend in den Wald gestürzt und offenbar explodiert. Victor empfand das zwar nicht als Trost, aber es tat ihm dennoch unendlich gut, die Mörder seiner Drachenfreundin sterben zu sehen.
    Victor hob in ohnmächtigem Zorn die Faust und richtete sie gegen das brennende Wrack dort in der Tiefe. Das werdet ihr büßen, ihr Bestien!, schrie er hinab.
    Dann sank er zusammen, verbarg das Gesicht in den Händen und verfiel in hilfloses Schluchzen. Dass er hier oben, in viereinhalb Meilen Höhe allein und verloren auf einem schmalen Felssims saß und wahrscheinlich verhungern und verdursten würde, daran dachte er überhaupt nicht.
    Tirao erlebte den Moment des Todes seiner geliebten Faiona auf schmerzlichste Weise mit. Schon seit Wochen, seit er wieder in diese Geschichte verwickelt worden war, rumorte ein ungutes Gefühl in seinen Eingeweiden.
    Vor einem Jahr war es Meakeiok gewesen, sein Urahn und Sippenältester, der sein Leben gegeben hatte, und Tirao hatte damals schon gespürt, dass Meakeiok gewiss nicht das letzte Opfer gewesen war. Er hatte sich selbst als das wahrscheinlich nächste Opfer angesehen, und irgendetwas in seinen uralten Instinkten sträubte sich dagegen, ausgerechnet für diese Menschen sterben zu müssen. Sie hatten den Drachen bis heute nie etwas wirklich Gutes angetan. Im Gegenteil.
    Durch Menschenhand war Ulfa, der Urdrache, vor zweitausend Jahren getötet worden; die Menschen hatten immer wieder versucht, Macht über die Drachen zu erlangen und sie in ihre Dienste zu zwingen. Manche Sonnendrachen stellten sich heute noch freiwillig in die Dienste der Drachenmeister, aus alter Verbundenheit zu den Menschen, und es erging ihnen dabei nicht einmal schlecht. Obwohl die Menschen heute nichts mehr davon wussten, dass die Drachen eine überaus intelligente Art waren. Ja, sie waren den Menschen sogar in vielen Bereichen überlegen - in der Art des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, in moralischen Fragen, in der Philosophie und anderem mehr. Einst hatte es sogar eine gemeinsame Sprache von Menschen und Drachen gegeben. Aber die Menschen hatten sie vergessen.
    Nun, zum ersten Mal seit dem Dunklen Zeitalter vor zweitausend Jahren, hatte sich eine Veränderung ergeben - und die ging auf Leandra zurück. Leandra war die Art Mensch, die ein Drache als Freund akzeptieren würde. Sie besaß hohe moralische Werte und ging nie leichtfertig mit dem Leben, der Gesundheit oder auch den Gefühlen anderer um. Sie war bereit zu lernen und war sich selbst gegenüber kritisch eingestellt. Sie hatte auch ihre Fehler - ihre Ungeduld, ihr heißes Temperament, ihre zuweilen übersteigerte Neugierde, aber das waren Dinge, die man ihr leicht nachsehen konnte. Mit Leandra konnte man reden, ohne Überheblichkeit oder Respektlosigkeit zu spüren, und Tirao war sicher, dass sie ebenso ihr Leben für das seine gäbe, wie er es umgekehrt tun würde. Leandra war seine Freundin.
    Schon damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren - auf der weiten Ebene hinter Tharul, als die Drachen den Menschen zu Hilfe kamen -, hatte sich sofort eine seltsame Anziehungskraft zwischen ihnen beiden entwickelt. Tirao war noch jung, etwa wie Leandra, obwohl er schon sehr viel länger lebte. Auf ihre Weise passten sie gut zusammen; er gewissermaßen als ein feuriger, junger Bursche und sie als eine ebensolche junge Frau - nur eben von völlig unterschiedlicher Rasse. Aber das machte nichts. Tirao wusste, dass Leandra Victor liebte, dem auch er große Freundschaft entgegenbrachte. Und Victor wiederum verstand sich mit Faiona und Faiona war seine, Tiraos Geliebte.
    Dies alles waren Gedanken, die Tirao schon seit Wochen beschäftigten, diese starke Verflechtung der Gefühle, und er dachte auch an das Grauen, das über sie alle kommen würde, sollte einem aus ihrer Gruppe etwas zustoßen.
    In dem Augenblick, da er den Tod von Faiona spürte, flog er durch die stille Dunkelheit über Westakrania und hatte nichts Besonderes im Sinn. Außer vielleicht, dass er sich mit einem dumpfen Gefühl in seinem empfindsamen Bauch herumplagte. Als dann dieses seltsame, bedrückende Signal durch unnennbare Sphären zu ihm eilte, traf es ihn wie ein Faustschlag.
    Ein schmerzendes Zucken lief durch seinen mächtigen Leib; für Sekunden hielt er mit seinem Flügelschlag inne. Unsicher lauschte er dem verhallenden Echo seiner Empfindung, aber die Botschaft wurde klarer und klarer: Faiona war von ihm gegangen. Für

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