Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
eine verlorene Welt gelesen, über Stürme und Trockenheit und über marodierende Horden, vor denen man floh. Zerstörung, Dürre, verdorbene Luft... und was weiß ich nicht noch alles.«
Leandra und Victor starrten den Primas an - voller Neugier und Überraschung.
»Hier«, sagte er. »Menschen... sie flohen. Ah... acht... achthundert Personen, wenn ich das richtig übersetze.«
Leandra und Victor erhoben sich, umrundeten das müde flackernde Feuerchen und ließen sich links und rechts neben dem Primas nieder. Der alte Magier fuhr mit dem Finger über die Zeilen, verharrte bei Wörtern, die er zu kennen glaubte, und erläuterte dabei, was er den Zeilen entnahm. »Eine Bibliothek«, sagte er. »Offenbar war es eine Bibliothek, wohin sie flohen. Unterirdisch, ja. Das hier muss unterirdisch heißen. Und dann... sie... sie verbargen den Eingang. Vor anderen. Damit man sie nicht finden konnte. Es... es muss eine Welt voller Schrecken gewesen sein, der sie entflohen.«
»Vielleicht das Dunkle Zeitalter?«, meinte Victor.
Der Primas zuckte die Schultern. »Möglich. Aber... das glaube ich eigentlich nicht. Anglaan ist viel älter. Es ist die Sprache, die in die Zeit des Beginns unserer Geschichtsschreibung fällt.« Er blickte auf und sah Victor forschend an. An seinem Nicken erkannte er, dass auch er mit dem Rätsel des sehr plötzlichen Beginns der Geschichtsschreibung der Höhlenwelt vertraut war.
»Ich verstehe«, sagte Victor.
Der Primas sah wieder in das Büchlein und blätterte weiter, brauchte eine Weile, ehe er das gefunden hatte, wonach er suchte. »Besonders wegen diesem hier«, sagte er und deutete auf eine weitere Textstelle. »Hier steht, dass... nun, es handelt sich offenbar um jene Gruppe, denn hier ist wieder von achthundert die Rede... hier also steht, dass man am dritten Tag eine... Öffnung erreichte. Offenbar nach einem Abstieg... aber ich bin nicht sicher. Aber hier taucht ein Wort auf...« Er zögerte, hob dann die Schultern. »Hm. Nun, ich würde sagen, es heißt... Höhlenwelt.«
Ein heißer Schauer durchzuckte Victor. »Genau über dieses Thema habe ich mit Faiona gesprochen!«, sagte er aufgeregt. Er erklärte Leandra und dem Primas noch einmal seine Theorie, die besagte, dass nur jemand, der von anderswo käme, diese Welt Höhlenwelt und nicht einfach nur Welt nennen würde.
»Aber wir sagen doch auch Höhlenwelt«, hielt Leandra dagegen. »Und wir sind von hier!«
Victor lächelte sie an. Es war das erste Mal, dass sich seine Prinzessin ein wenig begriffsstutzig zeigte. »Vollkommen richtig, mein Schatz«, sagte er freundlich. »Wir sagen es seit damals«
Leandra zog kurz die Brauen in die Höhe und verzog den Mund in der Art eines Selbsttadels. »Du hast Recht, mein... Schatz«, erwiderte sie und nickte dann. »Das könnte... nun, es würde bedeuten, dass wir allesamt Nachfahren dieser Leute wären.«
Der Primas nahm Leandra das kleine, bebilderte Blatt aus der Hand. »Dies hier könnte die Welt sein«, sagte er bedächtig, »aus der diese Leute hierher kamen. Damals, vor etwa fünftausend Jahren.«
Victor verzog den Mund, als er die Bilder abermals betrachtete. »Sieht nicht unbedingt nach einer Welt aus, aus der man fliehen müsste.« Er zeigte auf die Insel, die friedlich im grünen Meer lag, während sich ein tiefblauer Himmel über sie spannte. Ein Himmel ohne Stützpfeiler.
Der Primas nickte. »Diese Bilder decken sich auch nicht mit dem, was in dem Büchlein geschrieben steht. Stürme, Trockenheit, verdorbene Luft...«
»Irgendein großes Geheimnis gibt es«, stellte Leandra fest. »Das ist allen Gelehrten seit langem klar!« Sie suchte in Jockums Gesicht nach einer Zustimmung.
Der Hochmeister nickte schließlich ein wenig widerwillig. Er wandte sich an Victor. »Du hast übrigens einen bemerkenswerten Denkansatz geliefert mit deiner Betrachtung über den Namen >Höhlenwelt<. Er erscheint mir nicht ungeschickt. Und diese Sache hier«, damit hielt er das Büchlein hoch, »wäre eine interessante Theorie. Ich werde, sobald wir wieder zurück in Savalgor sind, einen Fachmann mit der Übersetzung beauftragen. Dann werden wir sehen.«
Victor zog die Mundwinkel nach unten und hob die Achseln. »Am Ende werde ich noch berühmt«, meinte er.
Leandra lachte hell auf, erhob sich und umrundete den Hochmeister, um sich neben Victor zu setzen. »Wie berühmt willst du noch werden?«, fragte sie lächelnd und schmiegte sich an ihn. Er legte seufzend den Arm um ihre Schultern. »Du
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