Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Nein, unmöglich!
Seine Blicke glitten zurück zu ihrem Gesicht, noch immer von Victors Fackelschein erhellt, aber dann schreckte er zurück. Der Ausdruck der Sorge um ihn war gewichen, ein unbestimmtes Misstrauen hatte ihm Platz gemacht. Das Schlimmste daran war, dass dieser Stimmungswandel eine einzige Ursache hatte: das Vertrauen zu dem, was Victor sagte!
In diesem Augenblick verklärte sich die unsagbare Sehnsucht, die Rasnor bei Leandras Anblick verspürt hatte, in bittersauren Hass. Wie konnte sie nur auf diesen Verräter hören?
»Dein Hoher Meister ist tot, du Dreckskerl! Weißt du das nicht?«, rief Victor die Treppe herunter.
Rasnor stammelte etwas, brachte aber keinen vernünftigen Satz zustande.
»Hier! Leandra hat ihn getötet, mit eigener Hand!«
»Er ist gefährlich!«, hörte er jemanden sagen und erkannte, dass es Roya gewesen war. Diese kleine Hure, derentwegen Quendras übergelaufen war!
»Na? Hat er dich schon gevögelt, du Miststück?«, hörte er sich kreischen, in plötzlicher Wut, und erkannte zu spät, dass solche Worte Leandra eher gegen ihn aufbringen würden. »Ich meine...«, stammelte er entschuldigend.
Leandras Gesicht war abermals wie verwandelt. Es schien plötzlich hart, wie aus Stein gemeißelt, und dann schluckte er, als sie Victor die Fackel aus der Hand riss und direkt auf ihn zukam.
»Vorsicht Leandra!«, hörte er Victor rufen. »Die Treppe!«
Rasnors Sinne waren völlig auf die Frau gerichtet, die ihm eben entgegen kam, mit unglaublich geschmeidigen Schritten, so schön, dass es ihm in den Eingeweiden brannte wie Feuer. Sein Atmen war flach, fast schmerzhaft, und dann blieb sie auf der obersten Stufe stehen und die Fackel beleuchtete ihr Gesicht und ihre ganze Gestalt.
»Du solltest gehen«, sagte sie zu ihm und irgendetwas blitzte gefährlich in ihren Augen auf. Rasnor zuckte zusammen, denn diese Art von leidenschaftlichem Feuer kannte er. Er kannte es von Chast her, von Momenten, in denen Chast wütend und zu allem entschlossen war, wiewohl es ihm lächerlich erschien, dass Leandra von seiner Art sein sollte. Nein, dieses Feuer, das in ihr brannte, musste das Gleiche sein, das ihr Gesicht zu einem so mitreißenden Ausdruck von Sorge fähig machte. Rasnor erlebte abermals einen Augenblick der vollkommenen Faszination.
»Hier ist kein Platz für dich«, fuhr sie fort und die Kälte in ihrer Stimme drang langsam zu ihm durch. »Dein Meister ist tot, deine Gefährten hast du verloren und deine Bruderschaft ist zerschlagen! Du hast hier nichts mehr zu suchen!«
»Aber...«
»Geh!«, fuhr sie ihn an und ihre kalte Miene füllte sich mit Abscheu und Hass. Irgendwas griff nach Rasnors Kehle. »Ich habe Kerle wie dich satt!«, rief sie. »Die ganze dreimal verfluchte Bruderschaft! Ihr bringt Unheil über die Welt, angefangen von eurem verdammten Sardin über Chast bis hin zu dir, du mieser Kriecher!«
Das Wort war wie ein Faustschlag. Rasnor wich einen Schritt zurück, auf die nächst tiefere Stufe. »Aber ich wollte doch nicht...«
»Du hast versucht, Roya zu töten!«, schrie sie ihn an. »Und Victor auch - mit einer Übermacht! Dabei wollten sie nur diesen vermaledeiten Pakt finden, um auch deine dreckige Haut vor den Drakken zu retten! Verschwinde, bevor ich mich vergesse!«
Plötzlich schwang Rasnors Stimmung um. So schön diese Frau auch war, das konnte er sich nicht von ihr bieten lassen. Auf gar keinen Fall! Seine Züge verzerrten sich zu einer wütenden Grimasse und in diesem Moment schwor er sich, dass er Leandra dafür strafen würde. Nein, das würde er ihr nicht verzeihen!
Auch dass sie diesem Victor hörig war, war absolut unverzeihlich! Er hasste sie nicht dafür, aber er würde sie lehren, wie falsch es war, was sie dachte! Ja, sagte er sich zähneknirschend, irgendetwas würde er finden, um sie eines Tages dafür zu strafen! Und dann würde sie ihren Fehler einsehen und würde ihm dafür dankbar sein!
»Wir sehen uns wieder!«, knirschte er, wandte sich um und rannte die Treppe hinab.
Er wusste, dass sein Abgang nicht ungefährlich war, obgleich sie auf die oberste Stufe getreten war. Aber dieses Wagnis musste er eingehen. Für eine Frau wie sie lohnte es sich zu sterben, dachte er grimmig, als er in die Dunkelheit entschwand und schließlich den untersten Treppenabsatz unversehrt erreichte. Lieber wollte er hier sterben, als jetzt wie ein Feigling vor ihr zu stehen. Und es erschien ihm wie ein Omen, dass er es bis nach unten schaffte.
Nun hatte
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