Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
beschäftigt habe. Erforschung der Strukturen der Magie. Diese Labyrinthe sind eine alte Kunst der Bruderschaft. Recht interessant, wirklich!«
»Eine Kunst?«, fragte Victor leise auflachend.
Quendras lächelte milde. »Natürlich! Hast du etwa gedacht, wir wären eine Gruppe von Magiern, die sich immer nur neue Tricks ausdenkt, wie man seine Feinde am besten umbringen kann? Ha!«
Abgesehen davon, dass Quendras natürlich Recht hatte, wirkte der große Mann plötzlich ungewöhnlich gesprächig, jedenfalls für seine Verhältnisse. Er, den Victor früher in Torgard immer nur als einen finsteren, gefürchteten Mann erlebt hatte, schien mit einem Mal verspielt und hatte seinen finsteren Magister-Habitus zu einem beachtlichen Teil abgelegt. Victor kam zu der Auffassung, dass Quendras vielleicht gar kein so unleidlicher Kerl sein mochte, wenn er sich entschloss, so zu bleiben. Quendras besaß charakteristische Gesichtszüge und zusammen mit seiner festen, tiefen Stimme und seiner ruhigen, aber doch sehr beherrschenden Art verlieh ihm das eine seltsame Faszination.
Er hoffte, dass Quendras nicht am Ende doch nur ein Spion oder Verräter war. Er nickte sich insgeheim selber zu, während er Quendras' Züge studierte. »Und wie funktioniert nun dein System?«, fragte er und deutete auf die 183 am Boden.
»Nun ja«, begann Quendras, »ich markiere den ersten Torbogen, durch den ich komme, in Blickrichtung mit der Zahl 101 und den Durchgang, durch den ich den Raum verlasse, ebenfalls mit 101.«
»In Blickrichtung?«
Er nickte bestätigend. »Ich drehe mich nicht um, bevor ich die Zahl in den Boden ritze.« Er warf ein Steinchen hoch, das er in der Hand hielt. »So weiß ich später immer, in welcher Richtung ich kniete, als ich die Zahl einritzte.«
Victor sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Auf diese Weise kann ich zuletzt genau denselben Weg wieder zurückgehen, egal, wie weit ich gegangen bin. Ich weiß den Weg und auch die Richtung.«
Victor dachte eine Weile nach, dann nickte er verstehend. »Was ist mit dem letzten Raum? Ich meine, dem allerletzten? Du sagtest doch, dass ein Torbogen woanders hinführt, wenn man sich umdreht und wieder hindurchgeht? Wie kommt man da wieder zurück?«
»Stimmt«, antwortete Quendras und ließ ein brummiges Lächeln hören. »Aber man könnte ja im letzten Raum wieder rückwärts durch den Torbogen gehen, und käme im vorherigen Raum wieder heraus...«
»Alle Torbögen funktionieren wieder normal, wenn man erst den Raum verlassen hat?«
Quendras nickte. »Ja. Du musst bedenken, dass sie zwangsläufig einem Muster folgen müssen. Und zwar einem sehr konkreten. Die Torbögen verschicken einen nicht wahllos zwischen den Räumen. Wäre das so, dann könnte man ein solches Labyrinth überhaupt nicht planen, geschweige denn bauen.«
Victor nickte. »Ja, das klingt logisch. Aber dennoch: Dein System hat einen Fehler. Was, wenn du tatsächlich im letzten Raum den Pakt finden solltest? Du kannst ihn nicht nehmen! Denn wenn du einen Schritt nach vorn tust, verschließt sich der Torbogen hinter dir!«
Quendras lächelte wieder. »Schlau beobachtet«, sagte er anerkennend. »Aber du hast ja damals schon deine Klugheit bewiesen.«
Victor nickte gönnerhaft. »Aber du kennst natürlich die Antwort!«
Quendras hob abwehrend die Hände. »Ja. Schließlich habe ich mich eine Weile mit diesen Labyrinthen beschäftigen müssen.«
Nun hob Victor einen Finger. »Augenblick! Ich weiß es!«
»Tatsächlich?«
»Ja«, antwortete er. »Man behandelt den letzten Raum zunächst so, als wäre dort nichts Besonderes. Setzt seine Markierungen... und wechselt in den nächsten Raum!«
»Stimmt!«, sagte Roya, plötzlich an der Unterhaltung interessiert und kniete sich zu ihnen. »Und dort passiert man dann den letzten Durchgang rückwärts. Schon ist man wieder in dem Raum, in dem der Pakt liegt. Dann nimmt man ihn und geht wieder ganz normal zurück...«
Quendras nickte. »Eine gute Idee. Trotzdem klappt das nicht. Aber das könnt ihr nicht wissen.«
Roya zog neugierig die Brauen hoch und legte lächelnd den Kopf schief, während sie Quendras fragend musterte. Wieder eine ihrer anmutigen Gesten. Victor fragte sich, ob Quendras sie als ebenso anziehend empfand wie er.
»Nun, die Sache ist die... ich habe mich gefragt, welchem Zweck die anderen Torbögen dienen sollten. In diesem Raum.«
»Und? Welchem Zweck dienen sie?«, fragte Victor.
»Es sind Fallen!«, sagte er mit kalter, drohender Stimme,
Weitere Kostenlose Bücher