Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
und Roya nickten.
Victor nahm sein Schwert fester und schritt durch den Torbogen. Gleich darauf folgten ihm Quendras und dann Roya.
Sie erreichten einen vergleichsweise großen Raum, in dem es nur drei weitere Torbögen gab. Auch hier herrschte jenes gedämpfte Licht, das der Luft selbst zu entspringen schien. In der Mitte des Raumes gab es einen Flecken Erde, der mit einer Kante aus Steinen eingefasst war, und darin stand tatsächlich ein Baum, oder besser: ein großer, hoher Strauch mit kräftigen Ästen. Er reichte bis zur Decke hinauf. Er besaß keinerlei Blätter und das Holz seiner Ranken war schwarzbraun. Victor fragte sich, ob dieser Strauch überhaupt Leben besaß oder ob er nicht schon seit zwei Jahrtausenden tot und versteinert war.
»Was ist das?«, flüsterte er. »Ein Lustgarten? Für müde Wanderer, um sich nach anstrengender Reise ein wenig auszuruhen?«
Roya schenkte ihm einen leicht vorwurfsvollen Blick, doch Quendras ließ den Baum nicht aus den Augen.
»Seht! Er bewegt sich!«, sagte er und deutete nach vorn.
Sie standen an die Wand gedrückt da und beobachteten, wie sich die Äste langsam zu bewegen begannen. Plötzlich ging alles ganz schnell.
Es schien, als würden die Äste mit einem Mal wachsen, in rasender Geschwindigkeit, und es dauerte nur Sekunden, bis sie ihr Ziel ausgemacht hatten - die drei Eindringlinge. Eine entsetzliche Erinnerung stob wie ein brennender Funkenregen durch Victor - so etwas hatte er schon einmal gesehen: bei dem Dämon damals in Unifar! Leandra war ihm beinahe zum Opfer gefallen. Er reagierte am schnellsten.
Kaum bewegten sich die Äste in ihre Richtung, brüllte er: »Raus hier!«, schwang sein Schwert und machte zwei Schritte auf die nach ihnen greifenden Ranken zu. Roya stieß einen Schrei aus. Wie Victor schon vermutet hatte, wuchsen in der gleichen Geschwindigkeit unzählige spitze Dornen aus den Ranken heraus. Noch während er in Panik wie irr mit dem Schwert um sich drosch, blitzte ihm noch eine Erinnerung durch den Kopf: ein Tag aus seiner Kindheit. Als kleiner Junge hatte er sich einmal so schlimm in einem Dornengewächs verfangen, dass er allein nicht mehr herausgekommen war. Seine Spielkameraden hatten die Erwachsenen aus dem Dorf holen müssen, die ihn in langwieriger und schmerzhafter Weise aus den Dornenranken hatten herausschneiden müssen.
Roya stieß hinter ihm einen weiteren Schrei aus, und Quendras, der in plötzlichem Schreck nach links gelaufen war, wurde von einem Augenblick auf den anderen von einer wahren Welle aus wuchernden Ranken erfasst. Binnen Augenblicken war er von ihnen eingeschlossen. Er stieß ein ersticktes Gurgeln aus. Dann war Victor mit einem Mal klar, welch speziellen Sinn diese Falle hatte. Magie! Welche Magie sollte man hier anwenden, ohne sich selbst zu schaden? Weiter schlug er mit dem Schwert auf die Ranken ein. Seine Hiebe zeigten Wirkung, nur wuchs das Dornengestrüpp schneller, als er es hätte weghauen können.
Schon waren seine Beine in Dornenranken verstrickt und das teuflische Zeug wuchs mit rasender Geschwindigkeit an seinem Körper hoch. Zudem schien es auch noch heiß zu sein. Die Dornen stachen durch seine Kleider und er begann zu schreien. Nur noch Sekunden, dann war er bewegungsunfähig und sie würden hier alle drei sterben!
Links von ihm steckte Quendras bereits tief in einem riesigen Knäuel, er röchelte nur noch. Roya war hinter Victor, er konnte sie nicht sehen. Mit einer verzweifelten Kraftanstrengung versuchte er sein Schwert zu heben, um noch einmal zuzuschlagen, aber es steckte längst fest, zusammen mit seinem Arm. Er stieß ein hilfloses Keuchen aus. Sie hatten verloren.
Was für ein Irrsinn, einfach in dieses Labyrinth hineinzumarschieren und zu glauben, sie würden all die tödlichen Überraschungen, die hier lauerten, überwinden können.
Die Ranken schnürten sich immer fester um seine Beine und seinen Bauch; die Dornen und die glühende Hitze des Gewächses stachen in seine Haut. Als das Zeug seinem ungeschützten Hals und seinem Gesicht näher kam, schrie er in Todesangst auf. Links von ihm sackte Quendras um, völlig hilflos in ein riesiges Rankenbündel eingeschnürt. Wenn er nur Roya sehen könnte! War sie vielleicht entkommen? Hatte sie durch einen der Torbögen in Sicherheit springen können? Mit letzter Kraft schrie er ihren Namen.
»Victor!«, rief sie verzweifelt und er konnte sie noch immer nicht sehen. »Was soll ich tun?«
Er dachte an Feuer, um dieses monströse
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