Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
zwei blieben zusammen. Man hatte sich mit dem Versprechen verabschiedet, sich morgen am Vormittag auf der anderen Seite vom Hauptkamm des Ramakorums wieder zu treffen. Ob dieses Zeitmaß genau einzuhalten war, erschien fraglich, aber mit Tirao waren es achtzehn Drachen, und sie würden sicher keine Probleme haben, den Flusslauf auf der anderen Seite der Berge notfalls abzusuchen.
Der Primas schätzte die unterirdische Strecke, die sie zurückzulegen hatten, auf fünfzig bis hundert Meilen. Genauer war das nicht zu sagen. Wenn sie mit dem Floß in der Stunde zwischen fünf und zehn Meilen weit trieben, dann waren sie spätestens nach zwanzig Stunden wieder heraus.
Insgesamt klang alles sehr gut durchdacht, und wenn es so klappte wie geplant, dann mussten die Drakken ihre Spur wirklich vollkommen verlieren. Dass ein Drakkenschiff dort unten in den unterirdischen Flusslauf hineinfliegen konnte, hielt Nerolaan für ausgeschlossen. Es war viel zu groß. Und wenn sie sich beeilten, würde kein Drakken je erfahren, wohin sie überhaupt verschwunden waren.
Victor und Quendras machten sich sofort ans Fällen der Babburohre; aus der Hinterlassenschaft von Rasnors Leuten waren ihnen ein paar Waffen und Werkzeuge hinterblieben, mit denen sie das bewerkstelligen konnten. Das Babburohr wuchs im seichten Uferwasser doppelt mannshoch und bestand aus kräftigen Röhren von etwa der Dicke eines Handgelenks. Es brauchte nur ein paar beherzte Schläge, um eines davon zu fällen, und Victor und Quendras machten sich mit Eifer ans Werk. Schon nach Minuten konnten Leandra und Roya damit beginnen, die einzelnen Rohre mit Messern von ihren Blättern zu befreien und mit Fasern zusammenzubinden, die sie ebenfalls aus den Babbu-Rohren gewannen. Der Primas schabte sie mit einem Messer herunter. Er leitete die Arbeit fachkundig an und das Floß nahm überraschend schnell Gestalt an.
Nach einer halben Stunde hatten sie schon ein Grundgerüst beisammen und neue Zuversicht machte sich unter ihnen breit, dass es klappen würde. Währenddessen kreisten Tirao und Majana hoch in der Luft und hielten nach Drakkenschiffen Ausschau. Der Primas hatte ein Feuer entfacht und kochte den Saft aus den klebrigen Samen der Babburohre heraus, den sie nutzen konnten, um dem Rohrgeflecht mehr Halt zu geben und die Fasern an den Verbindungsstellen zu verkleben. Sobald das Zeug abkühlte, erstarrte es zu einer zähen Masse, die zudem auch wasserfest war.
Trotzdem arbeiteten sie zweieinhalb Stunden in fieberhafter Eile, ehe der Primas das Floß als schwimmtüchtig bezeichnete. Nach der ersten Arbeitsstunde hatte er darauf bestanden, es noch einmal auseinander zu nehmen, um es neu und besser aufzubauen. Victor und Quendras hatten inzwischen genügend Rohre geschnitten, und während Victor neue Samen suchte, beschäftigte sich Quendras mit dem Auskochen. Die beiden Drachen flogen unablässig Schleifen über der Schlucht, stießen in verschiedene Richtungen vor und hielten dabei Verbindung zu Roya. Sie war die Beste von ihnen in Sachen Verständigung über das Trivocum. Sie hatten vereinbart, dass sie sich alle sofort verstecken sollten, falls die Drachen etwas sahen. Aber wieder hatten sie Glück und blieben ungestört.
Endlich war das Floß fertig. Es sah nun wirklich solide aus und schwamm bereits Vertrauen erweckend sicher auf dem Wasser. Der Primas erklärte, dass es verteufelt gefährlich wäre, sollte es sich auf halber Strecke auflösen, und so nahmen sie sicherheitshalber einen dicken Strunk Babbufasern und einen vollen Topf ausgekochten Saft mit.
Das Floß war recht groß - etwa sieben Schritt lang und vier breit. Zuletzt hatten sich Victor und Quendras noch um einen kleinen Mast nebst Querstange gekümmert, an den sie ihre Schlafdecken hängten, denn ein sanfter Wind blies über das Wasser in Richtung Osten; den konnten sie ausnutzen. Dann wateten sie ins Wasser, stemmten sich auf das Floß und die Reise ging los.
Tirao war sehr besorgt und er und Majana flogen noch für mehr als zwei Stunden Kreise über ihnen. Ständig berichteten sie Roya, wenn sie glaubten, etwas gesehen zu haben, aber jedes Mal erwiesen sich ihre Befürchtungen als unbegründet. Während dieser Zeit glitt das Floß ruhig durch das grüne Wasser immer weiter in die Tiefe der Schlucht hinein, und bald waren die Felswände links und rechts so immens hoch, dass sie den Himmel nur noch als einen schmalen, hellen Steifen weit, weit oben wahrnehmen konnten. Es wurde dunkler und dunkler und
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