Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
die ganze, elend lange Zeit des Rückweges. Allein diese Vorstellung versetzte Victor in ein Gefühl leiser Panik.
Es ging wahrhaftig noch für mehr als eine ganze Stunde durch den kalten, dunklen Felstunnel. Dann endlich - den Kräften sei Dank - veränderte sich etwas. Der Luftzug wurde langsam ein wenig stärker. Schließlich machte der Gang einen scharfen Knick nach oben und bald darauf wurde er ein wenig breiter. Plötzlich befanden sie sich am Fuß einer Treppe. Victor zögerte kurz und warf Roya einen fragenden Blick zu. Er hatte kein gutes Gefühl - aber diesem verfluchten Tunnel entfliehen zu können war allein schon eine Erleichterung.
Noch immer war ihre Reise nicht zu Ende. Der Treppengang verlief stetig leicht nach links und führte für eine wiederum endlos erscheinende Zeit aufwärts. Victor versuchte zu ermessen, wann sie eine komplette Wende beschrieben hatten, aber das war hoffnungslos. Allein der stetig anwachsende Luftstrom hatte etwas Tröstliches. Es wurde anstrengend und wieder mussten sie Pausen einlegen, um sich vom endlosen Treppensteigen zu erholen.
Dann plötzlich drang Helligkeit zu ihnen herab und ein Stück über ihnen, am Ende des Tunnels, war ein helles Rechteck zu sehen. Victor spürte, wie das Glühen des Eisenstücks in seiner Hand langsam verebbte -Roya hatte das Norikel für ihre Magie gesetzt. Kurz darauf traten sie ins Freie.
Sie standen staunend auf einem schmalen Sims an der Außenwand eines gewaltigen runden Steinturmes, der hoch über das Land aufragte. Roya deutete auf das Land hinab. »Schau mal«, sagte sie, »da ist Hammagor!«
10 ♦ Der Glatzkopf
Ötzli hatte für seinen Gang ins Hafenviertel wohlweislich seine schwarzgraue Kutte abgelegt.
Diesmal trat er als ein anderer auf, nicht als der vermummte Mönch, der unfreiwillig zu so etwas wie dem neuen Meister der Bruderschaft von Yoor geworden war - oder welcher Titel auch immer angemessen erschien. Wenn es ihm tatsächlich noch gelingen sollte, die Spur dieses Verräters oder wenigstens die von Rasnor zu finden, dann hatte er die Möglichkeit, die Reste von Chasts Haufen unter sich zu einen. Er wusste noch nicht recht, was er mit dieser Macht anfangen sollte, aber schließlich gab es da noch den unbesetzten Thron der Shaba. Oder des... Shabibs!
Ötzli seufzte leise. Dass diese Alina den Vater ihres Kindes fand, hielt er für ausgeschlossen. Ihm war klar gewesen, dass sie nur einen Zeitaufschub hatte herausschinden wollen, wohl um irgendwie zu erreichen, dass Leandra wieder freikam und sich gegen den Rat erhob.
Aber das würde er zu verhindern wissen. Mit seinem neu gewonnenen Einfluss im Rat konnte er erreichen, dass sie auf ewig im Verlieskeller schmachtete, und wenn er es geschickt anstellte, dann schaffte er es vielleicht, währenddessen selbst den Thron zu ergattern. Er war schließlich ein verdienter Mann und genoss die Unterstützung der verbliebenen Bruderschaftler.
Nun ja, das waren ferne Pläne, verlockende Pläne zwar, aber zunächst einmal musste er die Gefahr, die von den Drakken ausging, überwinden. Er musste den Pakt finden, erst dann würde er sich Gedanken über den Shabibsthron machen können.
Kurz hatte er überlegt, ob es ihm vielleicht gelingen könnte, mit Hilfe des Kryptus die Drakken zu verjagen - aber das ging nicht. Er wusste etwas, was sonst niemand wusste. Nämlich dass die Drakken die gesamte Höhlenwelt vernichten würden, sollte der Kryptus tatsächlich ausgelöst werden. Dort, wo sie sich derzeit aufhielten, würde sie keine Magie des Paktes je erreichen können - denn dort war, wie er selbst festgestellt hatte, keine Magie möglich. Aber er zweifelte nicht daran, dass sie von genau diesem Ort aus, wahrscheinlich dem Sternenschiff, die Höhlenwelt würden vernichten können. Also musste er mit ihnen zusammenarbeiten.
Natürlich würde er nicht wirklich die Macht besitzen, nein - die Drakken würden das Sagen haben. Aber das war im Grunde nicht wichtig. Ohne Zweifel würde er zu den Privilegierten gehören, und man würde sich bei ihm bedanken müssen, dass er die Höhlenwelt vor der Vernichtung bewahrt hatte. Dies würde er als ungeheure Genugtuung empfinden, besonders gegenüber dieser verfluchten Leandra. Der Wunsch, sie zu vernichten, wurde in ihm immer drängender. Die Macht dazu besaß er in jedem Fall, und von ihr würde er gewiss Gebrauch machen, ganz egal, ob er den Pakt noch fand oder nicht.
Aber bis dahin war noch einiges zu tun. Zunächst einmal musste er
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