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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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instinktiv meiden. Victor wusste, dass er sich gestern selbst etwas vorgemacht hatte, als er leichtfertig vorgegeben hatte, dort bereits nachgesehen zu haben.
    Dann verzog er aber leicht den Mund. Royas Beweisführung war wirklich gut - aber nur dann, wenn sie auch zutraf. Und das mussten sie erst überprüfen. Er hoffte, dass sie Recht behalten würde. Außerdem war sie einfach hinreißend, wenn sie die Rolle der oberklugen Spürnase spielte. Er nahm sie an der Hand und marschierte entschlossen mit ihr in Richtung des Mittelbaus.
    »Kannst du so ein Licht machen?«, fragte Victor. »Mit Magie?«
    Roya starrte ihn an. »Ah... nein«, sagte sie unschuldig und hob die Schultern.
    Er war verblüfft. »Wirklich nicht? Ich dachte, so was lernen Novizen als Erstes.«
    Sie schenkte ihm ein verlegenes Lächeln. »Da muss ich gefehlt haben.«
    Er tippte gegen ihre süße Nase. »Dann lass dir was einfallen, Goldstück. Hier gibt es im Umkreis von hundert Meilen keinen einzigen Scheit Holz. Und eine Lampe haben wir auch nicht.«
    Sie verzog das Gesicht, offenbar durchaus mit dem leisen Schuldgefühl, ein ganz elementares Grundwissen der Magie außer Acht gelassen zu haben. Victor hatte in seiner früheren Tätigkeit als Bücher-Restaurator viel gelesen, auch Bücher über Magie, was ihm gar nicht zustand. Es stimmte - gewöhnlich war es eines der ersten Dinge, die ein Novize erlernte, mittels Magie ein Licht zu erzeugen.
    Roya stand da, klopfte sich mit dem Fingerknöchel gegen das Kinn und dachte scharf nach. »Eine Kerze hast du auch nicht dabei, was?«, fragte sie. »Die könnte ich vielleicht ankriegen.«
    Er grinste leise, hatte seinen Spaß daran, dass sie sich jetzt plötzlich so unbeholfen gab. Sie hatte eine große komödiantische Begabung. Er sah ihr an, dass sie längst schon etwas im Sinn hatte.
    »Ich wüsste eine Erdmagie«, sagte sie dann, »mit der man Metall erhitzen kann. Vielleicht leuchtet das ein bisschen.«
    »Aha«, machte er und nickte. »Dann fehlt uns nur noch ein Stück Metall!«
    Roya deutete die Treppe hinauf. »Da oben - im Treppenaufgang zum Turm. Da war eine alte Fackelhalterung an der Wand.«
    Langsam brachte sie ihn aus der Fassung. Er nickte und sie machten sich auf den Weg. In der Tat fanden sie bald die Fackelhalterung, mussten aber noch einen großen Stein finden, um sie von der Wand herunterhauen zu können. Das Eisen war dunkel, speckig und verhältnismäßig weich, aber zum Glück vom Rost verschont.
    Roya holte aus der großen Halle ihre Bluse, die sie tags zuvor dort zurückgelassen hatte. Sie riss den blutverschmierten Teil weg, nicht ohne dabei ein gewisses Bedauern zu äußern. Die übrigen Stofffetzen verwendete sie, um das Eisen zu umwickeln, damit man es halten konnte, sobald es heiß wurde.
    Damit besaßen sie eine kuriose Fackel - ein etwa zwei Fuß langes, verbogenes Eisenstück, das an einem Ende mit Leinen umwickelt war. Sie begaben sich in den Kellerraum und Roya legte es dort auf den Boden.
    »Geh ein bisschen zurück«, forderte sie Victor auf. »Ich weiß nicht genau, was gleich passiert.«
    Victor tat, wie ihm geheißen, und beobachtete sie, als sie sich konzentrierte.
    Ein scharfer Knall ließ ihn zurückfahren. Das Metallstück war in die Höhe gesprungen; einige beißende Funken waren aufgestoben und hatten kleine, weiße Qualmwölkchen hinterlassen. Jetzt lag das Stück Eisen am Boden und das eine Ende glühte gelb und rot.
    Roya trat schnell hin, hob das Metallstück am umwickelten Ende auf und hielt es in die Höhe. Sie starrte das glühende Eisen an; einen Augenblick später leuchtete es auf und abermals stoben knisternd kleine Funken davon.
    »Klasse, was?«, fragte sie.
    Er klopfte ihr auf die Schulter. »Aus dir wird noch was«, meinte er.
    Sie schenkte ihm einen tadelnden Blick und wandte sich dann um.
    Vor ihnen lag die dunkle Spalte. Sie war nicht viel mehr als schulterbreit und mannshoch und führte geradenwegs in die Dunkelheit hinein. Victor, der noch einmal das Trivocum untersuchte und dabei Royas Fackel als gleißend hellblauen Fleck darin wahrnahm, konnte an oder in der Spalte rein gar nichts erkennen. Das Ding war kalt und tot und wohl besonders deswegen sehr unheimlich.
    »Ich gehe voran«, erklärte Roya. »Wenn ein Dämon kommt und mich frisst, nimmst du die Fackel und machst allein weiter.«
    Victor schüttelte ungläubig den Kopf. »Du solltest ein bisschen ernster an die Sache herangehen«, empfahl er ihr. »Sonst erlebst du noch mehr

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