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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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folgte ihren Blicken die gewaltige Turmmauer hinauf. Der Turm mochte eine Meile Durchmesser haben, und zweifellos war es ein Phänomen des Blickwinkels, warum man ihn von Hammagor aus nicht sah. Victor bezweifelte, dass sie ihn einfach nur >übersehen< hatten. Ebenso, wie das ganze Hammagor mit der Geröllwüste des grauen Landes von Noor verschmolz, würde auch dieser Turm nicht zu finden sein, wenn man seine Lage nicht kannte. Vielleicht stand er, von Hammagor aus gesehen, im Vordergrund eines Stützpfeilers.
    Sie starrten abwechselnd auf die Ebene hinab und die gewaltige Mauer über ihnen hinauf. Inzwischen aber hatte sich, er wusste nicht recht, woher, ein hässliches Gefühl in Victors Magengegend breitgemacht.
    »Spürst du das?«, fragte er leise.
    Roya starrte ihn betroffen an. Sie nickte kaum merklich.
    Victor hatte sich zaghaft ans Trivocum angenähert, einfach nur um zu erkunden, was das für ein seltsames Gefühl war. Nun machte er eine Entdeckung, von der ihm flau wurde. Aus dem Inneren dieses Turmes drang eine Aura zu ihnen, die wie ein Abgrund war -ein endlos tiefes Loch, in dem eine Schwärze herrschte, die noch tausendmal tiefer als die Dunkelheit an der finstersten Stelle des langen Tunnels war, den sie eben durchwandert hatten. Es war ein schwarzes Verderben, das von diesem Abgrund ausging, etwas wie eine erstickende Lähmung, die so endgültig war, dass man sich dieser Macht gegenüber vollkommen hilflos und ausgeliefert vorkam. Auch wenn man vielleicht die magische Macht eines Munuel oder eines Chast besaß.
    »Die Quellen der Rohen Magie«, flüsterte Victor leise. Als er merkte, dass Roya betroffen zu ihm aufsah, fuhr er fort. »Es heißt, dass Sardins Vater, der Fürst des Landes Noor, hier einst die Quellen der Rohen Magie erschloss. Nachdem Sardin ihn getötet hatte, soll er diese Quellen an sich gerissen und die Bruderschaft von Yoor gegründet haben. Das war vor zweitausend Jahren.«
    Victor spürte, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief. Roya nickte befangen.
    »Ich weiß nicht, wie ich darauf komme, aber ich wette meine Mütze darauf, dass wir genau das in diesem Turm finden werden.« Er hob langsam eine Hand und pochte vorsichtig mit der Faust gegen einen der mächtigen Steinquader, aus denen die Mauer gefügt war.
    »Du hast gar keine Mütze«, meinte Roya tonlos.
    »Das und den Pakt«, beendete Victor seine Betrachtung. Er blickte finster drein. »Und es ist, verdammt noch mal, völlig idiotisch zu glauben, dass wir das Ding einfach hier wegholen könnten!« Er sah Roya eindringlich an. »Der Pakt war immer Sardins Sicherheit gewesen - seine Sicherheit gegen die Drakken. Er muss ihn so versteckt oder gesichert haben, dass ihn keine Menschenseele - und auch kein Drakken - an sich bringen kann!«
    Für eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen.
    Roya holte tief Luft und nickte. »Du hast wahrscheinlich Recht.«
    »Was tun wir jetzt?«
    Wieder Schweigen. Beide spürten, dass sie sich trotz allem Gewissheit verschaffen mussten - jetzt, da sie schon so weit gekommen waren.
    »Sollen wir rein?«, fragte Roya unsicher und deutete auf den Turm.
    »Ich gehe auch allein«, bot Victor an und hoffte gleichzeitig, dass sie ihm widersprechen würde. »Aber einer von uns muss es rauskriegen.«
    Roya tippte mit dem Zeigefinger neben ihre Schläfe. »Vielleicht halten wir gar nicht aus, was dort drin ist. Am Ende werden wir verrückt?«
    Victor spürte wieder einmal diese seltsame Nüchternheit, mit der Roya all den bedrohlichen Fragen begegnete - und auch ihre Neugier. Er hatte es mit einem ganz außergewöhnlich intelligenten Mädchen zu tun; möglicherweise war sie sogar so etwas wie ein kleines Genie. Vielleicht war sie immun gegen die Schrecknisse dieser Welt, da sie mit ihrem Verstand alles überschauen und beherrschen konnte. Schwer vorstellbar, aber vielleicht war es so.
    »Vielleicht können wir noch rechtzeitig abhauen, wenn es zu schlimm wird«, meinte er.
    Sie nickte. »Dann lass uns gehen. Komm jetzt!«
    Victor schnaufte. Roya wandte sich auf dem Absatz um, zupfte ihn am Ärmel und ging voraus. Langsam wurde sie ihm ein bisschen unheimlich. Mit ihrem Mut wirkte sie kaum verletzbar, obwohl sie ein so zartes Wesen in dieser schrecklichen Umgebung war. Ein Wesen, das mit Leichtigkeit von der mörderischen Gewalt dieser Herren von Noor zertreten werden konnte, deren Gegenwart hier noch immer in aller Deutlichkeit spürbar war.
    Er folgte ihr.
    Roya lief den Sims entlang. Zum Glück

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