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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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wollte! Unschlüssig starrte sie durch das Gitterfenster hinaus auf den Gang. Angenommen, Alina meinte damit, dass es in einer anderen Zelle eine Besonderheit gab, die ihr zur Flucht verhelfen konnte - in welcher Zelle war das dann wohl der Fall?
    Langsam dämmerte es ihr. Sie war schon öfter draußen auf dem Gang gewesen, immer dann, wenn sie sich zum Abort bringen ließ. Sie hatte nie sonderlich auf die anderen Zellen geachtet, da die Soldaten sie immer zügig abführten - es war ihr verboten, mit ihren Mitgefangenen Kontakt aufzunehmen. Nun aber begriff sie, dass es in diesem Teil des Gefängnisses nur sechs Zellen gab, drei links und drei rechts des Mittelganges. Wenn sie also die Zelle wechselte, dann konnte sie nur in eine weitere gelangen, nämlich die sechste. Die anderen waren durch sie selbst und ihre vier Mitgefangenen belegt. Möglicherweise hatte Alina irgendetwas herausgefunden oder vorbereitet, das diese sechste Zelle betraf. Plötzlich wurde sie ganz aufgeregt. Sie musste es schaffen, in diese sechste Zelle verlegt zu werden! Aber wie?
    Sie marschierte in ihrem Verlies auf und ab und grübelte nach. Sie könnte behaupten, dass es hier Ratten gäbe. Aber... wo sollten die herkommen? Hier war alles so sorgsam vermauert und versiegelt worden, dass nicht einmal ein Floh von draußen hereinkommen konnte. Vielleicht durch das Abflussloch im Boden? Nein, das konnte man leicht verstopfen. Sie überlegte, ob sie einfach behaupten sollte, dass es hier stank. Ein unnennbarer - weil von niemand anderem wahrzunehmender -Geruch, der sie langsam, aber sicher verrückt machte. Frauen konnten Männern leicht etwas dergleichen vormachen. Dann aber erschien ihr das zu unsicher. Sie überlegte, dass es sicher besser wäre, wenn ihr Vorhaben gleich beim ersten Mal klappte. Wenn sie es immer wieder probierte und abgewiesen wurde, würde das verdächtig wirken. Das musste sie unbedingt vermeiden.
    Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie pochte gegen die Verliestür.
    Es dauerte nicht lange, da kam ein Wachmann daher. Er spähte durch das kleine Gitterfenster herein. »Was gibt's?«, fragte er freundlich.
    »Kann ich eine andere Zelle haben?«
    »Eine andere Zelle? Warum?«
    »Nur so.«
    Er verzog fragend das Gesicht und verschwand dann. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf und sah herein. »Wir haben nur noch eine hier unten, drüben auf der anderen Seite. Sie sieht aber genauso aus wie diese hier. Willst du da rein?«
    Sie zuckte die Schultern. »Warum nicht?«
    Sie hörte den Schlüssel des Wachmanns klirren und schüttelte ungläubig den Kopf. War es tatsächlich so leicht? Sie konnte es gar nicht glauben. Als sie aus dem Verlies trat, stand wirklich nur der eine Wachmann draußen und wies mit der Hand den Gang hinunter. »Dort entlang«, sagte er.
    Sie sah ihn nur kurz an und ging dann voraus. Er folgte ihr, überholte sie aber gleich und hob seinen Schlüssel, um die Verliestür aufzusperren. Das Schloss klickte, er stieß die Tür auf und wies hinein. »Deine Pritsche lass ich dir gleich bringen.«
    Sie nickte ihm zu, konnte nicht einmal ihr Erstaunen verbergen. Er grinste sie an.
    »Danke«, sagte sie schließlich und ging hinein.
    Er nickte nur, schloss die Tür, sperrte sie ab und sah noch einmal durch das Gitterfenster herein. »Hoffentlich gefällt's dir da drin besser«, sagte er. Dann war sein Gesicht verschwunden.
    Das Erste, was Leandra tat, war natürlich, das Trivocum zu untersuchen, und zwar sofort - kaum dass sie das Verlies betreten hatte; verstohlen, heimlich, unauffällig, so als könnte der Wachmann es vielleicht noch mitbekommen. Was aber nun wirklich nicht zu befürchten stand.
    Doch er war eben erst verschwunden, da wusste sie schon, dass es das nicht war!
    Nicht die Magie, kein zufällig offen gelassenes Loch in der magischen Versiegelung dieses Ortes. Das Trivocum war noch immer verwirrend, so leblos und erstarrt hatte sie es vor ihrer Einkerkerung nie erblickt hat. Es war wie gefroren, wie von einem grauen, eisigen Hauch überdeckt, der gleichsam etwas Äonenhaftes in sich trug. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie so etwas zu bewerkstelligen war.
    Unschlüssig durchwanderte sie das Verlies, das ihrem alten fast genau glich, nur spiegelverkehrt angelegt war. Offenbar hatten sich die Baumeister von damals Mühe gegeben, eine gewisse Gleichförmigkeit einzuführen. Sie schritt die Wände ab, wartete, bis sich ihre Augen, die noch immer von der kurzen Zeit draußen auf dem Gang ein

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