Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Wände, Decken und Böden von einem kreischenden Etwas durchdrungen, das kaum zu beschreiben war - wie eine mörderische Schwingung, die versuchte, die Welt in vertikale Scheiben zu zerteilen und diese Scheiben gegeneinander zu verschieben. Roya hatte den Eindruck, dass für einige Sekunden alles um sie herum wässrig blau wurde. So wirkungsvoll ihre eigene, kleine Magie eben auch gewesen war - hier tobte ein magischer Kampf von wirklichen Ausmaßen. Sie konnte von Glück sagen, dass sie nicht Teil davon war. Angstvoll wartete sie ab, wünschte sich nur, dass ihr neu gewonnener Gefährte nicht sterben musste.
Es blieb still, lange Zeit.
Roya rührte sich nicht vom Fleck, hatte schreckliche Angst, lauschte nur furchtsam in die Stille hinein. Irgendwann hörte sie Schritte. Langsam tappende Schritte, die in ihre Richtung kamen. Angstvoll wimmernd und schon wieder mit Tränen in den Augen, zog sie sich zurück, drängte sich gegen die Wand, versuchte sich so klein wie möglich zu machen.
Dann betrat der Ankömmling den Raum: eine graue, steif umhertappende Gestalt. Endlich erkannte Roya ihn: Es war Victor. Sie sprang mit einem Schluchzen auf, rannte zu ihm und warf sich ihm in die Arme. Er war über und über mit Staub bedeckt.
»Was war denn hier los, beim Felsenhimmel?«, keuchte er. »Warst du das? Hast du diese Kerle fertig gemacht?«
Roya sah betroffen auf. »Nein - Quendras! Hast du ihn gesehen?« Sie ließ Victor los, rannte in den Nachbarraum und dann durch den Durchgang noch weiter. Überall standen noch Staubwolken in der Luft; Roya glaubte, hier und dort, an den Wänden und auf dem Boden, kleine Funken und Entladungen zischen zu sehen. Es musste mörderisch gewesen sein, was sich hier abgespielt hatte. Endlich fand sie ihn.
Er war einer der drei Männer, die staubbedeckt auf dem Boden in dem Raum lagen, in den man sie zuerst verschleppt hatte. Die beiden anderen regten sich nicht, einer davon sah übel zugerichtet aus. Quendras selbst schien ebenfalls etwas abbekommen zu haben, doch er bewegte sich. Mit einem Aufstöhnen eilte Roya zu ihm. Doch als sie ihm nahe kam, spürte sie, dass etwas nicht stimmte.
In ähnlicher Weise, wie der ganze Raum noch Reste der stygischen Entladungen in sich zu tragen schien, befand sich Quendras selbst unter dem Einfluss dieser Kräfte.
»Nicht...«, keuchte er, als er Roya kommen sah, die Hand nach ihm ausgestreckt. »Nicht... berühren...!«
Dann sank er stöhnend wieder nach vorn.
Roya war betroffen stehen geblieben. Er lag auf dem Bauch, war über und über mit Staub und Schutt bedeckt und irgendetwas Unnennbares schien Besitz von ihm ergriffen zu haben. Es war beinahe, als existierte er nur halb in dieser Welt, während der andere Teil seiner Erscheinung ständig zwischen dem Nichts und dem Diesseits hin und her driftete. Die Umrisse seines Körpers verschwammen mitunter, dann plötzlich war er wieder da - nur um anschließend aufs Neue zu verschwimmen.
In Roya stieg die schreckliche Befürchtung auf, dass der Mann, der sie und Victor gerettet hatte, dies hier vielleicht nicht überleben würde.
»Magister Quendras!«, rief sie verzweifelt. »Was... was kann ich für Euch tun?«
Er hob den Kopf, sah sie jedoch nicht an. »Rasnor... wo ist Rasnor?«, flüsterte er.
Roya blickte auf, sah sich eilig überall um. »Rasnor...? Er ist nicht hier!«
»Kann sein«, hörte sie plötzlich Victors schleppende Stimme, »dass er geflohen ist. Als ich hereinkam, sah ich durch das Fenster da einen Drachen davonfliegen.« Er deutete in Richtung des Fensters und tappte steif dorthin. Wie Quendras war er völlig mit Dreck und Staub bedeckt und irgendetwas schien auch ihn erwischt zu haben. Roya sah sich irritiert um. Wenn Rasnor tatsächlich hatte fliehen können, musste mehr Zeit vergangen sein, als sie dachte.
Quendras stöhnte. Er stieß einen leisen Fluch aus -er schien trotz seiner Schmerzen wütend zu sein, dass er Rasnor nicht erwischt hatte.
Roya sah befangen nach den beiden anderen. Der eine Magier lag mit verdrehten Gliedmaßen und offenbar stark verbrannter Kleidung in einer Ecke des Raumes. Der zweite war offenbar in Höhe des Brustbeins in zwei Hälften zerteilt worden. Roya wandte sich ab, das Bild war grausig. Quendras hatte den beiden Kampfmagiern offenbar doch widerstehen können. Allerdings hatte er einen hohen Preis gezahlt. Oder würde ihn noch zahlen müssen.
Victor kniete sich nun ebenfalls neben Quendras nieder - schwerfällig und steif. Er sah aus
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