Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
der Wolke und drangen mit Macht in den Leib der riesigen Bestie ein. Der
Malachista schrie gepeinigt auf, begann in der Luft wie wahnsinnig zu toben und stürzte jenseits von Malangoor in den Abgrund.
Ullrik verlor die Kontrolle über seine Magie, denn der Malachista
geriet außer Sicht. Trotzdem versuchte Ullrik sie noch so lange es
ging aufrecht zu erhalten – in der Hoffnung, furchtbare die Bestie
zu töten oder so lange zu quälen, bis sie irgendwo in der Tiefe
aufschlug und zerschellte. Doch der Weg hinab war weit, und der
Malachista flog mithilfe von Magie. Ullrik wusste, es war unwahrscheinlich, dass seine Magie so lange wirksam blieb, ohne dass er
den Malachista sah. Keuchend kämpfte er um seine Beherrschung, wusste nicht, ob seine Magie am Ende verraten hatte, wo
er sich aufhielt. Dort unten warteten noch Dutzende von Feinden
und der mächtigste und skrupelloseste Magier der ganzen Höhlenwelt.
»Schnell!«, rief er. »Wir müssen fort von hier!« Während er
versuchte, Alina und Laura hoch zu zerren, kämpfte er seine Tränen nieder. Nerolaan war ein Freund der Menschen und der
Schwestern des Windes gewesen, wie es kaum einen zweiten gegeben hatte; allenfalls Tirao konnte man noch in einem Atemzug
mit ihm nennen. Dass er so grausam ums Leben gekommen war,
erfüllte Ullrik mit einem Rachedurst, wie er ihn noch nie empfunden hatte. Dieser widerliche Chast und sein fluchenswerter Malachista würden dafür bezahlen müssen!
Die Mädchen schluchzten und keuchten, als er sie mit sich fortzog, während Tirao und der Salmdrache schon wieder über Malangoor flogen und die Ruinen mit wütenden, weiß glühenden
Feuerlanzen eindeckten.
Tirao! Rettet euch! Ich glaube, das Malachista ist noch nicht
tot!, rief er ins Trivocum hinaus. Und dieser fremde Magier – das
ist nicht Rasnor! Es ist Chast!
Augenblicke später strich Tirao über sie hinweg und landete geschickt nur wenige Schritte vor ihnen auf einem kleinen Grasbuckel jenseits einer Hausruine – während sie hinter sich das Fauchen einer Drachenmagie hörten. Ein Blick über die Schulter sagte Ullrik, dass der Salmdrache direkt Chast und die beiden Flugboote der Drakken angriff – offenbar um Tirao die Landung zu
ermöglichen. Schon flammte ein gleißender Blitz auf und traf den
Abon’Shan – er brüllte auf, vermochte aber sich zu retten.
»Kommt!«, rief Ullrik den beiden Mädchen zu, die er an den
Händen gepackt hatte und hinter sich her zog. So schnell sie
konnten, rannten sie zu Tirao, kletterten über seine herabgelassene rechte Schwinge auf seinen Rücken und krallten sich an seinen Hornzacken fest. Nur wenige Augenblicke nach seiner Landung ließ sich Tirao, halb laufend und halb mit ausgebreiteten
Schwingen schlagend, auf der Rückseite des Grasbuckels in die
Tiefe gleiten und brachte sich auf diese Weise vor einem Angriff
Chasts in Sicherheit. Gleich darauf waren sie in der Luft, flogen so
niedrig es ging über die südwärts gelegenen Felsen des Plateaus
hinweg und erreichten den freien Himmel über dem Abgrund, wo
es unter ihnen abrupt zwei Meilen in die Tiefe ging.
Erst jetzt kam Ullrik halbwegs wieder zu sich. Der Schmerz über
den Verlust ihres geliebten Drachenfreundes schwappte wie eine
schwarze Woge über ihm zusammen. Alina, die ihre Waffe verloren hatte, schluchzte hilflos, Laura klammerte sich mit tränenüberströmtem Gesicht an ihn, und selbst Tiraos Schmerz glaubte
Ullrik spüren zu können. Der Drache verströmte seinen Kupfergeruch besonders intensiv, sein Körper wirkte wie elektrisch geladen. Hätte er sie jetzt nicht aus dem Dorf fortbringen müssen,
wäre er in dieser Sekunde sicher mitten im Kampfgeschehen gewesen, um seinen Freund Nerolaan zu rächen.
Tirao! Es tut mir so unendlich Leid… sagte Ullrik unbeholfen
übers Trivocum. Ich habe diese Bestie nicht kommen sehen…
Tirao antwortete nicht. Sie folgten lange Zeit ausschließlich gleitend dem Rund des Stützpfeilers. Endlich ging ein Ruck durch
Tirao. Mit verkrampft und unendlich schwer wirkenden Schwingenschlägen arbeitete er sich in die Höhe. Bald darauf war der
Salmdrache in ihrer Nähe – ein mächtiges Wesen, mehr als doppelt so groß wie Tirao und wie ein Beschützer wirkend. Doch gerade das erinnerte Ullrik daran, dass der Malachista noch immer
eine Gefahr darstellen mochte. Unruhig sah er in die Tiefe. So
verging eine schweigende halbe Minute, während sich Tirao an
der Rückseite des Stützpfeilers mit energischen Schwingenschlägen in die
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