Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
diese Leandra machen zu dürfen – mit einem Drittel der Heiligen Ordensritter, wie? Und den Kardinalsposten, das Geld, die
Macht, den Besitz… und sogar die MAF-1 und das Drakkenheer,
das Ihr mir abgetrotzt habt – alles nur aus einer Notlage heraus,
was?«
Ötzli hielt mit geballten Fäusten und bebender Brust dem Angriff
des Doy Amo-Uun stand. Er spürte nichts als unsägliche Wut über
die Ungerechtigkeit dieser Welt, die ihn auf seine alten Tage, in
denen er für sein aufopferungsvolles Leben sicher ein wenig
Ruhm und Anerkennung verdient hatte, mit Gemeinheiten, Hohn
und Spott bedachte. Nein – das war einfach nicht gerecht! Er hatte viel geleistet, hatte in Diensten des Cambrischen Ordens ein
Leben lang gegen Ungerechtigkeit und für das Gute gekämpft.
Nicht zuletzt mit Munuel. Schon vor über dreißig Jahren hatten sie
gemeinsam die Schrecken von Hegmafor niedergerungen. Als
Gildenmagier, als Diplomaten, als Helfer und Heiler hatten sie
gewirkt – viele, viele Jahrzehnte lang. Und nun war er in diese
Situation geraten, er wusste gar nicht, aus welchem Grund, welcher Dämon ihn geritten hatte, so zu enden… Das Gesicht Royas
stand vor seinem geistigen Auge, dieses Mädchens, das so unschuldig war. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass man
ihren zierlichen Körper einfach töten würde, um dann ihr Hirn in
eines dieser Schiffe…
»Ihr seid ein ebenso skrupelloser Mann wie ich, Ötzli, doch Ihr
seid schlechter. Denn ich tue es für eine Überzeugung, für das
Wohl des Sternenreichs des Pusmoh, das von den mörderischen
Horden der Saari angegriffen wird! Ihr jedoch – Ihr tut es nur für
Euch, für Euer dummes, kleinliches Rachebedürfnis! Kommt mir
bloß nicht mit Menschlichkeit, Ihr Schlächter – ich habe Euch
längst durchschaut!«
»Ich? Ein Schlächter?«, heulte Ötzli auf. »Wie wollt Ihr Euch
denn sonst nennen, Lakorta? Einen Wohltäter?«
Ötzlis Herz tobte. Ihm gingen all die Dinge durch den Kopf, die
er in den letzten Monaten erlebt hatte, von seinem schmachvollen
Abgang bei der Hochzeit der Shaba über seinen neuen Aufstieg
im Sternenreich des Pusmoh, der sinnlosen Jagd nach Leandra bis
hin zu dem unverhofften Glück, eine junge Geliebte wie Lucia
gefunden zu haben. Es war ein Wechselbad der Gefühle, ein Auf
und Ab zwischen Rachsucht, Besitzstreben, Machtgier und doch
wieder, wie so oft, der Suche nach dem Guten und Besseren.
Aber das hatte ihn vor seinen Fehlern nicht bewahrt. Alles war
schiefgegangen.
Er sog Luft durch die Nase ein, sein Herz raste, die Knöchel seiner geballten Fäuste traten weiß hervor. »Also gut, Doy. Ihr wart
der Letzte, der mich so erniedrigte!«
Der große Mann verengte die Augen zu Schlitzen und musterte
Ötzli scharf. Eine unbestimmte Vorahnung lag in seinem Blick.
»Was soll das heißen, Lakorta?«
Hätte der Doy Amo-Uun über die Kunst verfügt, sein Inneres
Auge zu öffnen, hätte er einen Augenblick der Vorwarnung gehabt. Aber gleichzeitig hätte er auch gesehen, dass gegen die
Macht dieses Altmeisters des Cambrischen Ordens kein Ankommen war. Nicht mit seinen Leibwächtern, einem speziell ausgebildeten Trupp, und auch nicht mit den vielen Dutzend von Drakkensoldaten, die ihn hier umgaben.
Eine Sekunde später brach um ihn herum ein wahres Inferno
los.
17
Der Jäger
»Es ist kalt!«, flüsterte Cathryn bibbernd und klammerte sich
fester an ihre große Freundin. Hellami drückte die Kleine eng an
sich; eine Erinnerung kam in ihr auf, als sie unter höchster Lebensgefahr schon einmal mit Cathryn durchs Wasser geflohen
war. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr so etwas noch einmal passieren würde. Im Licht eines kleinen, magischen Funkens, den der
tapfere Zerbus entzündet hatte, wateten sie durch die lang gestreckte Kaverne. Noch hatten sie den Schock über all das Erlebte
nicht überwunden. Izeban und Cleas waren vor ihren Augen gestorben – ob die anderen hatten entkommen können, wussten sie
nicht. Das Schlimmste aber war: Der verfluchte Chast war zurückgekehrt!
Hellami haderte mit sich selbst – sie war dabei gewesen, als sie
ihn damals besiegt hatten. Mit ihrem Schwert Asakash hatte sie
selbst die tobenden Energien aus Chasts magischen Quellen gebunden und abgeleitet, was Jacko die Zeit zu seinem Schwertwurf
gegeben hatte. Chast war von der gewaltigen Zweihänder-Waffe,
so groß wie Hellami selbst, tödlich durchbohrt worden. Das war
ihr Sieg in diesem mörderischen Kampf gewesen.
Aber sie hatten versäumt, sich
Weitere Kostenlose Bücher