Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Außerdem befinden wir uns
inzwischen in einem Raumgebiet, aus dem NavigationsLeuchtfeuer aus dem Hintergrund der Milchstraße messbar sind.
Von hier aus wird ein Vordringen in die Innere Zone möglich
sein.«
Ain:Ain’Qua nickte, gab Giacomo ein Zeichen und begab sich in
seinen Sitz. Als er die kleine Injektion wahrnahm und kurzzeitig
einen leichten Schwindel spürte, hob er den Blick, um zum Panoramafenster hinaus zu sehen. Wenig später verfestigte sich das
wallende Grau in ein wirbelndes Lichtermeer. Innerhalb von Sekunden erstarrte es, und gleich darauf erstrahlte ein atemberaubendes Bild auf der Brücke der Faiona – das Zentrum der Galaxis.
Ain:Ain’Qua und Giacomo stießen zugleich einen Laut ehrfürchtigen Erstaunens aus.
Die Sterne standen hier so dicht, dass das gesamte Bild des Alls
wie eine gleißende Fläche aus Helligkeit erschien. Zahllose hell
strahlende Sonnen verbanden sich zu einem Ganzen, das in der
Mitte beinahe so grell weiß erstrahlte, als blicke man ins Zentrum
einer Sonne. Die Masse an kosmischer Energie, die von dieser
Zusammenballung ausging, ließ die drei Beobachter die Bedeutungslosigkeit der eigenen Existenz so stark spüren wie nie zuvor.
»So nah war ich dem galaktischen Kern noch nie«, flüsterte
Giacomo ehrfurchtsvoll. »Zweihundert Milliarden Sonnen hat die
Milchstraße. Und bestimmt ein Viertel davon sind jetzt in unserem
Blickfeld.«
Schweigend bestaunten sie die Pracht, bis Ain:Ain'Qua endlich
spürte, dass Leandras Gedanken anderswo sein mussten. Sie
starrte ebenso ins All hinaus wie er und Giacomo, aber es war
längst nicht dasselbe Erstaunen von ihrer Miene abzulesen.
»Leandra. Stimmt etwas nicht?«
Erst nach Sekunden blickte sie auf, so als wäre sie aus einem
Traum erwacht. Verwirrt sah sie Ain:Ain’Qua an, ihre Miene
drückte Verstörtheit und Sorge aus.
»Was ist denn, Leandra?« Ain:Ain’Qua schwenkte seinen Sitz
herum und nahm ihre Hand. »Du siehst aus, als wärest du einem
Geist begegnet!«
Leandra starrte ihm ins Gesicht, aber er spürte, dass sie durch
ihn hindurch sah, zu einem ganz anderen Ort. Noch immer antwortete sie nicht, es kam ihm vor, als lausche sie in ferne Sphären. Erst als er sie zum dritten Mal ansprach, schien sie zu erwachen.
»Ich… ich muss nach Hause«, flüsterte sie mit verstörtem Gesichtsausdruck.
»Nach Hause?«
»Ja.« Tief sog sie Luft durch die Nase ein und nickte langsam.
»So schnell es geht.«
Ein Gefühl der Unruhe packte Ain:Ain’Qua. »Du meinst… jetzt?
Du willst unsere Suche nach Imoka fallen lassen und…?«
Leandra starrte ihn ernst an.
Giacomo, der die Unterhaltung mitbekommen hatte, war plötzlich in heller Aufregung entflammt. »Du willst das hier abbrechen,
Leandra?«, rief er. »Bist du von Sinnen?
Das ist völlig unmöglich! Wir brauchen diesen Erfolg! Die Ordensritter warten auf ein Ergebnis, sonst steht ihre Mission infrage, und die ist der Schlüssel zum Sturz des Pusmoh! Wenn wir
jetzt abbrechen, war alles vergebens!«
Leandra sah Giacomo bestürzt an, so als verstünde sie seine
Einwände sehr gut, könne aber dennoch unmöglich von ihrem
Entschluss abrücken. »Etwas ist mit meinen Schwestern!«, sagte
sie, und in ihren Augenwinkeln sammelten sich plötzlich Tränen.
»Es ist etwas Schreckliches geschehen!«
»Woher weißt du das?«, fragte Ain:Ain’Qua streng. »Eine plötzliche Ahnung? Wie kannst du da so sicher sein?«
Leandra starrte zum Panoramafenster hinaus; im Licht der
Sterne konnte Ain:Ain’Qua sehen, dass ihr ein regelrechter Tränenstrom über die Wangen lief. Sie antwortete nicht, sondern
starrte nur hinaus. Ain:Ain’Qua wandte sich leise zu Giacomo und
gab ihm ein beschwichtigendes Zeichen.
Giacomo, noch immer aufgeregt, quittierte es mit einem leisen
Schnaufen.
»Mit deinen Schwestern meinst du euch sieben, nicht wahr?
Sieben junge Frauen, die diesen Geheimbund gegründet haben,
die Schwestern des Windes.«
Leandra nickte schwer, warf Ain:Ain’Qua einen kurzen, unsichern Seitenblick zu. »Ja. Wir… wir haben eine starke Bindung
zueinander. Meine kleine Schwester Cathryn ist auch eine der
sieben.« Sie holte tief Luft und sah wieder hinaus. »Mir ist, als
wäre ihr etwas zugestoßen. Ich muss nach ihr sehen.«
»Wir wissen gar nicht, wo die Höhlenwelt ist, Leandra.
Wüsstest du, welchen Kurs du fliegen musst, um nach Hause zu
finden?«
Leandra legte die Stirn in Falten, blickte unsicher zwischen Giacomo und Ain:Ain’Qua hin und her. »Der Hopper, in dem ich hierher
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