Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Gravitationsfeld zum nächsten
zu steuern. Sie streifte die Außenbereiche von roten Riesensternen, raste manchmal nah an den Schwerefeldern gewöhnlicher
Sonnen vorüber und hielt sich von Schwarzen Löchern weit genug
fern, während sie ihre gewaltigen Anziehungskräfte nutzte, um
sich von ihnen wie von einem Katapult in eine neue Richtung
schleudern zu lassen. Mehrfach geriet sie in Turbulenzen, die
durch Gravitationsstürme hervorgerufen wurden, und musste die
Faiona mitunter dramatisch verlangsamen, um das Schiff abzufangen und anschließend wieder nach ihrem eigenen Willen
steuern zu können statt nach dem der Kräfte, die in diesem ungestümen Raumgebiet um die Vorherrschaft stritten. Je länger sie
flog, desto besser gelang es ihr.
TEIL6
Es vergingen Stunden, die für Leandra wie Minuten waren. Für
Ain:Ain’Qua und Giacomo aber waren sie wie Tage. Die beiden
waren zum Nichtstun verurteilt, hatten nicht einmal eine Sicht auf
die Umgebung, nur wirbelnder, schwarzgrauer Brei war durch das
Panoramafenster zu sehen. Allein Sandys Stimme hielt sie ein
wenig auf dem Laufenden, während die leichte Verzögerung, mit
der die Kompensatoren auf die wechselnden Schwerkraftfelder
reagierten, ihnen eine Ahnung der Kräfte gaben, die von dort
draußen auf sie einwirkten. Leandra lag indessen entspannt und
bewegungslos in ihrem Pilotensitz, den Biopole-Helm über dem
Kopf und den Augenschirm heruntergeklappt. Dass sie auf der
geistigen Ebene Schwerstarbeit leistete, konnte man nur erahnen.
Nach einer Weile ging Sandy dazu über, den von ihr selbst kartografierten Teil der Inneren Zone als 3D-Darstellung über dem
Navigationstisch einzublenden. Damit erhielten Ain:Ain’Qua und
Giacomo etwas Beschäftigung; sie konnten sich ein Bild davon
machen, welchen Teil des riesigen Raumgebiets sie inzwischen
abgesucht hatten. Er war bestürzend klein, wie Giacomo immer
wieder kommentierte; das Problem lag in der enormen Sternendichte dieses Raumsektors. In jedem Kubik-Lichtjahr, das draußen in den Spiralarmen der Galaxis kaum einen einzelnen Stern
enthalten hätte, tummelten sich hier ein Dutzend oder mehr.
Sandy leistete Schwerstarbeit, indem sie unablässig die gemessenen Daten mit denen verglich, die sie von Giacomo über die
Imokagruppe erhalten hatte.
Nach über neun Stunden Flug im SuperC-Raum und hunderten
von Lichtjahren, die sie abgesucht hatten, stand das Ergebnis bei
null. Leandra war müde und musste eine Pause einlegen, und
Ain:Ain’Qua begab sich unter Sandys Anleitung unter den Biopole-Helm, um selbst diese Art des Fliegens auszuprobieren. Leandra beobachtete seine ersten Versuche misstrauisch; sie hatte keine große Hoffnung, dass er, ein Mann, der nicht unbedingt eine
Neigung für die Disziplinen der Magie besaß, diese Aufgabe meistern könnte. Anfangs tat er sich tatsächlich schwer, nach einer
Weile aber gelang es ihm, die Faiona in akzeptabler Geschwindigkeit entlang des von Sandy vorgegebenen Suchkurses zu fliegen.
Zwar erreichte er nur einen kleinen Teil von Leandras Tempo,
aber es war besser als nichts. So legte sie sich ein paar Stunden
hin und überließ ihm das Steuern des Schiffs.
*
»Lakorta! Was habt Ihr getan?«, kreischte der Doy Amo-Uun.
»Wonach sieht es denn aus?«, brüllte Ötzli zurück. Er war voll
glühendem Zorn, und er war sich sogar darüber bewusst, dass er
selbst der Grund dafür war – seine eigene Dummheit, sein Versagen. Aber dass ihn jetzt einer wie der Doy dafür auch noch verhöhnte, diese groteske Witzfigur, für die Anstand, Ehrlichkeit und
Skrupel völlige Fremdwörter waren, reizte Ötzli bis aufs Blut. Keiner der Drakken lebte mehr, er hatte sie alle in einem tödlichen,
nach außen rasenden Feuerring verbrannt. Es waren mindestens
drei Dutzend gewesen; auf einen Schlag hatte er die gesamte
gegnerische Streitmacht mit einer gewaltigen Magie vernichtet.
Stinkende Rauchschwaden standen in der Luft, hier und da
brannten noch Gegenstände und gefällte Gegner, der sengende
Hauch der Feuermagie schien die Luft noch zu erhitzen. Inmitten
dessen, unmittelbar neben Ötzli, stand der Doy Amo-Uun und sah
sich fassungslos um. Er konnte nicht glauben, was geschehen
war.
»Ihr könnt nicht annehmen, dass Ihr damit durchkommt!«, rief
der Doy. »Das ist Euer Todesurteil!«
»So? Na, das werden wir sehen. Jedenfalls sterbt Ihr mit mir,
wenn jemand auf mich zu schießen wagt. Los, dort entlang!«
»Was? Wozu denn das? Was habt Ihr vor, Lakorta?« Ötzli
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