Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
die Drakken auf Menschen aus der Höhlenwelt angewiesen,
genauer gesagt: Sie entführten Menschen und zwangen sie in die
Sklaverei, um ihre Pläne zu verwirklichen.
Für ihren groß angelegten Plan, der eine bestimmte Vorgehensweise erforderte, suchten sie sich Verbündete in der Höhlenwelt.
Und sie wurden bald fündig. Wer eignete sich für solche finsteren
Pläne besser als eine Gruppe verstoßener Magier? Sie nahmen
Kontakt mit den Alten auf (womöglich auch mit der bereits gegründeten Bruderschaft von Yoor) und unterbreiteten ihrem Anführer Sardin ein verführerisches Angebot: Wenn er ihnen mit der
Macht seiner Brüder und ihrer übermächtigen Magie half, die
Herrschaft über die Höhlenwelt an sich zu reißen, sollte er von
ihnen das Geheimnis des Ewigen Lebens erfahren.
Sardin sagte begeistert zu und schloss mit den Drakken den
verhängnisvollen Pakt – ein Abkommen, aufgezeichnet auf ein
Papier, das durch Magie beide Bündnispartner zwingen sollte, ihre
vereinbarten Zusagen einzuhalten. Daraufhin baute Sardin die
Macht seiner Bruderschaft von Yoor aus. Gestützt durch seinen
fanatischen Wahn, gelang es ihm, ein gewaltiges Heer von Dunkelwesen aufzustellen. Die neuesten Erkenntnisse Victors erklärten nun, warum die Festung von Bor Akramoria in dieser Geschichte eine so große Rolle spielte, warum die entscheidende
Schlacht dort stattfand. Es war nicht wirklich Bor Akramoria, sondern Caor Maneit, die geheime Drachenstadt unter der alten Festung, welche das Ziel von Sardins Angriff gewesen sein musste.
In Caor Maneit war die wohl größte magische Macht der Höhlenwelt versammelt – und auch das mächtigste Heer: die AmajiDrachen. Nach allem, was Ullrik, Azrani und Marina auf Jonissar
in Erfahrung gebracht hatten, lag nun auf der Hand, wodurch
Caor Maneit einst vernichtet worden war: Es waren zweifellos
riesige Malachista-Mörderdrachen gewesen, eine Lebensform, in
welche sich die Sonnendrachen, die Verbündeten der Bruderschaft, transformieren konnten. Dennoch misslang etwas in Sardins Plan; was genau es gewesen war, konnte heute niemand
mehr sagen. Womöglich war es das Auftauchen der Drei Stygischen Artefakte, einer übermächtigen, dreiteiligen magischen
Waffe, die in den Kampf eingebracht worden war. Sardin, ohnmächtig vor Zorn über seine Niederlage, riss eines der drei Artefakte an sich – die Canimbra, die er dem Urdrachen Ulfa entwendete –, und zerstörte damit das Trivocum, die stabile Grenzlinie
zwischen dem Diesseits und dem Stygium. Das Ergebnis war eine
magische Katastrophe von nie gekannten Ausmaßen, welche die
Höhlenwelt beinahe vollständig zerstört hätte. Später nannte man
sie bedeutungsvoll das Dunkle Zeitalter – eine Zeitspanne, in der
die Kräfte des Chaos die Höhlenwelt überspülten, bis sich das
vollständig niedergerissene Trivocum so weit stabilisiert hatte,
dass es die beiden ursächlichen Sphären des Kosmos wieder voneinander zu trennen vermochte. Für zehn Jahre hatten die ungebremsten Energien des Stygiums die Höhlenwelt durchspült;
die Auswirkungen reichten von entsetzlichen Überflutungen, Erdbeben und Vulkanausbrüchen über zahllose unsägliche Phänomene, welche die Welt auf den Kopf stellten, bis hin zu Massen von
stygischen Kreaturen, die mit ihren vernichtenden Kräften die
Welt durchstreiften und unsägliches Unheil anrichteten. Neun
Zehntel der lebenden Menschen, so schätzten die Gelehrten des
Cambrischen Ordens, kamen damals um, und es dauerte zweitausend Jahre, bis sich die Menschheit der Höhlenwelt von diesem
Fegefeuer erholt hatte. Nach dem Dunklen Zeitalter kehrte in der
Höhlenwelt eine Zeit der Stille ein. Es waren bestürzend viele
Kreaturen – Mensch wie Tier und auch Pflanzen – von den vernichtenden Energien des Stygiums ausgelöscht worden, und das
Angesicht der Welt hatte sich verändert. Der akranische Kontinent, von dem die Katastrophe ausgegangen war, blieb erstaunlicherweise davon verschont, dass sich stygische Kräfte in ihm
festsetzten und nicht mehr weichen wollten. Allein der riesige
Mogellwald in Mittelakrania war, wie viele Teile der Welt außerhalb Akranias, davon betroffen. Man nannte dieses Phänomen
Stygische Verseuchung; es bezeichnete Landstriche, die nie mehr
von den Kräften des Chaos losgelassen wurden und in denen sich
die seltsamsten Phänomene verfestigt hatten: fliegende Felsen,
bergauf fließendes Wasser, Löcher in Raum und Zeit sowie eine
Vielzahl von höchst eigentümlichen
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