Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
zu. Roscoe verstand. Wenn der Sackfritz tatsächlich kam, waren sie verloren.
Denn er kannte Ain:Ain’Qua.
*
»Es handelt sich um ein Buch, das vor langer Zeit geschrieben
wurde«, antwortete Giacomo auf Mbawes Frage hin. »Als der
Pusmoh gerade sein Sternenreich, die GalFed, gegründet hatte.
Zwangsgegründet, muss man hinzufügen. Die Menschen und
die Ajhan hatten keine Wahl, sie wurden durch die Drakken in
diese Gemeinschaft gezwungen.«
Mbawe nickte ernst. »Ja, die Geschichte kennt jeder.« Er spazierte entlang des hufeisenförmigen Instrumentenpults der Little
Fish und schaltete der Reihe nach die Monitore auf Überwachungsstatus. Sie hatten Oberon erreicht, den äußersten Planeten
des Aurelia-Dio-Systems, wo sie sich mit der Tigermoth und der
Faiona treffen wollten, und nun galt es, Geduld zu haben und ins
All hinaus zu lauschen. Oberon war nichts als eine nackte Felsenkugel von nur vierhundert Meilen Durchmesser, die weit draußen
mit Höchstgeschwindigkeit in einer Kreisbahn um Aurelia-Dio raste. Die Drakken hatten auf Oberon ein Leuchtfeuer errichtet, eine
Navigationshilfe für ankommende Schiffe, und deswegen war er
leicht zu finden. Es war Vasquez’ Idee gewesen, den kleinen, unbewohnten Planeten als Treffpunkt zu wählen. Erstens war das
Leuchtfeuer so stark, dass es andere Frequenzen überstrahlte,
und zweitens musste jedes Schiff, das Oberon nicht rasch wieder
verlieren wollte, seine Geschwindigkeit dem Kleinplaneten anpassen – ein mühevolles Unterfangen, da Oberon kein nennenswertes Schwerefeld besaß. Wer würde schon auf die Idee kommen,
dass jemand diesen Ort als Treffpunkt auswählte? Mbawe hatte
seinen Rundgang beendet kontrollierte und noch einmal mit Blicken die Bildschirme, jeder von ihnen ein museumsreifes Objekt
seines jahrtausendealten Hybrid-Schiffs. Holoscreens oder andere, höhere Technik gab es an Bord der Little Fish nicht.
»Und du bist sicher, dass wir sie auch nicht verpassen?«, fragte
Giacomo mit einem besorgten Blick auf die uralten Geräte.
»Natürlich bin ich sicher!«, brummte Mbawe ungehalten.
»Dachtest du, man hätte damals Ortung und Navigation noch
nicht beherrscht? Nur weil das hier alte Geräte sind, müssen sie
nicht untauglich sein.«
Giacomo hob entschuldigend eine Hand. »Schon gut, tut mir
Leid. Ich glaube dir ja. Nur ist die Situation so heikel.« Er seufzte
hörbar. »Wenn wir uns nicht finden oder irgendetwas dazwischenkommt, war alles umsonst. Wir sind dem Ziel so nah wie nie
zuvor, und dennoch steht alles auf der Kippe.« Mbawe winkte
verächtlich ab. »Mach dir keine Sorgen. Sobald die Faiona oder
die Tigermoth hier sind, werden wir sie bildschön in der Ortung
haben.«
Giacomo nickte nur, er war schon wieder auf seine Arbeit konzentriert. Vor ihm glomm einer der uralten Bildschirme und zeigte
ihm Bilder und Textblöcke, die er angestrengt studierte. Mbawe
beugte sich zu ihm und sah ihm über die Schulter. »Und dies da
ist es? Was ist das für ein Buch?« Giacomo tippte auf eine Taste,
und der Bildschirm erlosch. Er wandte sich zu Mbawe um und
blickte ihm offen ins Gesicht. »Besser, du weißt es nicht«, erklärte er mit offener Miene.
Mbawe richtete sich verblüfft auf. »Ich… ich darf es nicht wissen?«
Giacomo schüttelte den Kopf. »Es ist nichts gegen dich, Mbawe,
glaub mir. Aber alles, was hinter dieser Sache steckt, dreht sich
um ein seit dreieinhalb Jahrtausenden gehütetes Geheimnis. Viele
Leute sind seinetwegen gestorben, und es gibt eine Menge weitere, die noch sterben würden, wenn der Pusmoh davon erführe,
dass wir ihm auf der Spur sind. Dem Geheimnis um seine Identität, verstehst du?« Mbawes Miene hatte sich verfinstert. »Ich
wusste nicht, dass ihr Leute, die euch aus der Klemme helfen, so
abweisend behandelt.« Giacomo erhob sich und streckte die Hände nach dem fetten Käpt’n der Little Fish aus, der mit verärgerter
Miene einen Schritt zurückgetreten war. »Nun hör doch, Mbawe,
so ist es nicht gemeint…«
Sein Versuch, Mbawe zu besänftigen, wurde von einem piepsenden Signal unterbrochen, das von einem der Ortungssensoren
zu ihnen drang. Sie sahen beide neugierig zu dem entsprechenden Bildschirm.
»Das hast du’s«, murrte Mbawe. »Das ist die Tigermoth. Die
Faiona wird sicher auch bald da sein. Und dann könnt ihr euch mit
eurem tollen Geheimnis irgendwo hin verkriechen, wo ihr ungestört seid.«
Giacomo seufzte und ließ die Hände sinken, während Mbawe
sich an seinem Instrumentenpult zu schaffen
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