Höhlenwelt-Saga - 08 - Die Magie der Höhlenwelt
Profitgier!«
Leandra winkte ab. »Wenn es nur das wäre! Ich könnte mir vorstellen, dass noch Schlimmeres dahintersteckt. Ich glaube, dass
der Betrug des Pusmoh kosmische Ausmaße besitzt. Stell dir nur
vor – wenn die Menschen und die Ajhan die Fähigkeiten der Haifanten entdecken und sich nutzbar machen würden! Was wäre,
wenn jeder wüsste, dass man mit ihnen schneller als das Licht
reisen kann und dass es zugleich möglich ist, sie dabei zu
steuern?«
»Ja. Das würde bedeuten, dass buchstäblich jeder im All reisen
kann, wohin er will! Aber wie ist das nur möglich? Eine Art natürlicher TT-Sprung? Ein Haifant besteht aus normaler Materie, und
die kann man nicht schneller machen als das Licht. Nicht ohne
den Tachyonen-Transfer.«
Leandra trat vor die große Panoramascheibe, vor der das seltsame Grau des SuperC-Raums wirbelte und wallte. »Warum ist
die Magie schneller als das Licht, Darius? Ich meine, da gibt es
doch ebenfalls keinen Tachyonen-Transfer, nicht wahr?
Ich glaube, in diesem Kosmos existieren noch weitaus mehr
Dinge, als unsere Weisheit sich träumen lässt.«
Roscoe starrte sie lächelnd an. »Wo hast du das her?«
Leandra wandte sich um. »Was meinst du?«
»Na, diesen Spruch. Das, was du eben gesagt hast.« Sie zuckte
mit den Schultern. »Nirgends. Ist mir gerade so eingefallen.«
Roscoe runzelte die Stirn. »Wirklich? Das Gleiche hat mal ein
berühmter Dichter gesagt, vor Jahrtausenden. Als die Menschen
noch auf der Erde lebten, ihrer Heimatwelt. Das Zitat lautet: Es
gibt mehr Dinge im Himmel und auf der Erde, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt.«
Leandra lächelte. »Hast du etwa daran gezweifelt, dass ich ein
Genie bin?«
Roscoe lachte, erhob sich und schloss Leandra fest in die Arme.
»Nein, natürlich nicht.« Er küsste sie stürmisch, und Leandra ließ
es sich mit zusammengekniffenen Augen gefallen. Dann befreite
sie sich wieder, wandte sich erneut dem Panoramafenster zu und
starrte hinaus. »Die Erde«, sinnierte sie. »Weißt du, was ich immer mehr glaube, Darius? Dass meine Heimatwelt doch die Erde
ist. Die Höhlenwelt.«
Seine Miene wurde ernst. »Darüber haben wir früher schon
einmal diskutiert. Aber Griswold hat uns vorgerechnet, dass es
vom Zeitablauf her nicht funktioniert. Es würde eine Lücke von
über fünfhundert Jahren in der Geschichte der Menschheit klaffen,
wenn das stimmte. Fünfhundert Jahre, in denen die Menschen
sozusagen nirgends gewesen wären.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich könnte mir vorstellen, dass
sich die Erklärung dafür noch finden lässt. Aber wenn die Höhlenwelt wirklich die Erde ist – die Heimat aller Menschen –, dann
hätten wir endlich eine Erklärung dafür, warum der Pusmoh die
Höhlenwelt vollständig vernichten will, nachdem er ihr die Geheimnisse der Magie entrissen hat.«
Wieder starrte Roscoe Leandra fasziniert an.
Endlich nickte er. »Du meinst, es gibt etwas zu verbergen, nicht
wahr? Wieder einmal. Die Herkunft oder die Vergangenheit der
Menschen enthält etwas, das der Pusmoh auszulöschen versucht.«
Leandra nickte nur und starrte weiter nachdenklich in das wirbelnde Grau, als könnte ausgerechnet das ihr eine Antwort bieten.
*
Sie legten die Entfernung bis zum Achion-Nebel innerhalb von
vier Stunden zurück.
Fasziniert verfolgte Roscoe, wie Leandra die Faiona mit ihrer
Gedankenkraft steuerte, wobei er ungläubig die Anzeigen auf dem
Instrumentenpult beobachtete. Sie blieben vollkommen konstant,
so als würde nichts geschehen. Leandra hatte nicht übertrieben.
Mithilfe von Sandy gelang es ihr, die Faiona zum Leben zu erwecken; sie nutzte ihre ureigensten Kräfte, um sich in dieser
Sphäre zu bewegen, zu navigieren und selbst zu beschleunigen,
während die Maschinen und Aggregate der Faiona offenbar völlig
unbeteiligt blieben.
Es war Roscoe ein Rätsel, wie sie das schaffte. Nach einer Weile
ergebnislosen Nachdenkens verbuchte er es innerlich seufzend
auf das Konto »Magie«.
Leandra aber gelang es, die von Sandy vorausgesagte Flugzeit
fast zu halbieren. Leider blieb Roscoe der Blick in Leandras Kosmos verschlossen; für ihn gab es nichts weiter zu tun, als die
graue Masse durch das Panoramafenster der Faiona zu betrachten, in der hin und wieder blasse Lichtfunken aufblitzten. Immerhin glaubte er erkennen zu können, wenn Leandra die Flugrichtung korrigierte, denn das Grau floss in einer seltsamen Struktur
auf die Faiona zu, so als tauchten sie durch einen klebrigen Brei –
und die
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