Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Kommandanten! Wer seid Ihr und was wollt Ihr?«
Munuel nickte gütig. »So ist's besser, Soldat.« Dann sagte er mit herrischer, lauter Stimme: »Mein Name ist Munuel und das ist meine Adeptin Leandra. Wir sind Gesandte des Cambrischen Ordens von Savalgor und führen eine Untersuchung durch. Wir ersuchen um Gastfreundschaft und wollen den Kommandanten sprechen.«
»Äh ... eine Untersuchung?«
»Ja, mein Sohn. Es geht um den rätselhaften Brand des Gasthauses an der Morneschlucht. Ein Verdächtiger, der für den Tod von mindestens sieben Personen verantwortlich sein könnte, befindet sich nach unserem Wissen in den Kerkern der Festung!«
Der Soldat murmelte etwas, nickte dann geschäftig und sagte: »Ja ... äh, Euer Gnaden. Ich habe davon gehört.
Wartet bitte hier einen Moment. Ich bin gleich zurück.«
Er wandte sich um und spurtete davon.
»Euer Gnaden?«, flüsterte Leandra.
Munuel spähte hinauf zu den Zinnen und den Soldaten, die unbewegt dort oben standen und sie musterten. »Ja.
Manche wissen noch, was sich gehört.«
Leandra schüttelte den Kopf und starrte zum Felsenhimmel hinauf. Der Mond stand riesengroß und buttergelb jenseits des Sonnenfensters. Seine runde Form war heute einwandfrei zu erkennen - was nicht immer so war.
Manchmal wurde der Mond auch durch die unterschiedlich dicke Kristallmasse oder Struktur zu einem grotesken Tropfen, einem Ei oder gar einem Doppelbild verzerrt. Die Beschaffenheit des Fensters vergrößerte die Aureole um ein Vielfaches und ließ warmes Licht in die Höhlenwelt fluten. Zu gern hätte Leandra gewusst, wie es dort oben aussah - jenseits der Höhlen, an der Oberfläche der Welt. Niemand wusste etwas Genaueres darüber, es war kein Weg bekannt, über den man hinauf an die Oberfläche hätte steigen können. Manche Forscher behaupteten, dort oben läge die Alte Welt - begraben unter Staub, Ruinen und einem Leichentuch giftiger Luft.
Die Alte Welt. Leandra überkam beim Klang dieses Namens wieder jene Sehnsucht nach den Büchern, die in den alten Bibliotheken dieser Welt schlummern mochten und große Geheimnisse für einen mutigen Entdecker bereithielten. Wie viele dieser Bibliotheken mochten schon seit zweitausend Jahren nicht mehr betreten worden sein, weil sie mit dem Dunklen Zeitalter untergegangen und vergessen worden waren? Begraben tief unter dem Sand der Zeit. In wie vielen davon mochten all die Bücher überhaupt noch existieren - waren nicht längst zu Staub zerfallen? Aber das wäre nicht schlimm gewesen. Leandra wusste, dass es Magien zur Wiederherstellung von Papier gab, selbst von völlig zerfallenem Papier. Und die gedachte sie zu erlernen ...
Der Soldat kam wieder zurück und riss Leandra aus ihren Gedanken.
Er baute sich neben Munuels Pferd auf und salutierte dienstbeflissen. »Der Kommandant erwartet Euch, Euer Gnaden. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt...«
Munuel und Leandra saßen ab und übergaben die Pferde zwei Soldaten, die herbeigeeilt waren.
Wenig später standen sie auf einem imposanten Innenhof. Hier war einiges an militärischer Macht versammelt, und es sah alles sehr manierlich aus. Nirgends waren Schmutz oder Misthaufen zu entdecken, die Festung war gut bewacht, und überall wehten Wimpel und Fähnchen mit den Wahrzeichen von Tulanbaar.
Trotzdem hatte Leandra das Gefühl, dass es hier noch etwas anderes gab, das den maroden Geruch von Verfall und Missgunst an sich trug. Ihre Blicke schweiften unschlüssig umher.
Der Gardist geleitete sie über breite Stufen hinauf zum Haupthaus, wo an der Schwelle des Eingangs ein großer Mann in teurem Gewand wartete. Sie gingen hinauf, und Leandra war ein bisschen mulmig zumute.
»Munuel!«, rief eine sonore, kräftige Stimme herab. »Was für eine Freude!« Der Mann kam mit ausgebreiteten Armen ein paar Stufen herab und blieb dann stehen. Er stand im Gegenlicht der hellen Beleuchtung, die aus der Empfangshalle drang. Sein Gesicht war nicht zu erkennen.
Munuel ging ein wenig zögernd hinauf. Die Stimme kannte er, aber er wusste im Moment nicht, wer ihr Besitzer war.
Dann war er nahe genug, und er erkannte den Mann.
»Lorin!«, rief er erstaunt. »Lorin von Jacklor!«
»Ja, natürlich! Wer, dachtest du, käme sonst hier herab? Lass dich in die Arme nehmen, alter Haudegen!«
Munuel näherte sich zögernd, dann umarmte ihn der Mann. Leandra dachte, dass es ungefähr so aussehen musste, wenn eine fette, grinsende Katze nach einer Maus schnappte.
»Oh, wen hast du denn hier dabei?« Er
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