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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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die Straßen nachts sogar von ein paar kleinen Laternen beleuchtet, und die Hauptstraße war mit soliden Kopfsteinen gepflastert. Es schien, als wollte die Hitze des Nachts überhaupt nicht mehr abkühlen, denn von Südosten her wehte ein sehr warmer Wind stetig über das Land. Auf schaurig schöne Weise wurde die große Tulanbaarer Festung, die nördlich der Stadt an der Flanke eines aufsteigenden Stützpfeilers thronte, von den Strahlen des über dem Sonnenfenster aufgehenden Mondes erhellt.
    Leandra war müde und hielt nach einem Gasthaus Ausschau.
    »Ich frage mich, ob wir nicht jetzt gleich in die Festung hinaufreiten sollten«, überlegte Munuel. »Wenn wir die Masche weiterspielen wollen, dass wir Abgesandte der Gilde sind, dann könnten wir dort Kost und Logis beanspruchen. Das würde unseren Auftritt noch gewichtiger machen, und in einer großen Festung gibt es meistens riesige, weiche Betten!«
    Leandra pfiff leise. »Ist das nicht gefährlich? Ich meine, wenn sie rauskriegen, dass wir gar nicht von der Gilde kommen?«
    »Nun hör mal - stimmt das etwa nicht? Ich bin der persönliche Freund des Primas ...«
    »Na ja, eigentlich hast du Recht...«
    »Jedenfalls dürfte ihnen ein Gegenbeweis ziemlich schwer fallen«, sagte Munuel entschlossen. »Warum sollten sie auch Verdacht schöpfen? Eine solche Untersuchung wäre nichts Ungewöhnliches.«
    Leandra blickte hinauf zu der Feste. »Und du meinst, die lassen uns einfach dort hineinspazieren?«
    »Wie sie uns hineinlassen, ist mir egal«, sagte Munuel. »Hauptsache, sie tun's. Komm, lass uns losreiten.«
    Es war noch einmal ein halbstündiger Ritt.
    Während sie näher kamen, wurde der massige Bau vor ihren Augen immer größer und höher. Die meisten Festungen von Akrania waren an den Flanken von Stützpfeilern errichtet, da sie dort bestmöglich gegen Angriffe von Feinden geschützt waren. Wegen dieser bevorzugten Lage hatte die Bauweise der Festungen im Laufe ihrer langen Entwicklungsgeschichte ein besonders trutziges Aussehen angenommen. Sie waren teilweise in den Fels der Pfeiler hineingehauen und nutzten gerade zur Verfügung stehende natürliche Gegebenheiten. So auch diese Festung.
    Die Festung Tulanbaar, nach der man später erst das Dorf benannt hatte, war von geradezu martialischem Aussehen. Sie hockte wie eine riesige, steinerne Kröte in einer Art Bucht der aufsteigenden Südflanke des Pfeilers. Die Türme wirkten plump, und die Außenmauern hatten Bäuche wie fette Männer. Der nördliche Teil der Festung schien sich im Inneren des Pfeilers zu befinden, nach Süden hin fiel der Fels unterhalb der Mauern steil in die Tiefe hinab. Lichter funkelten aus Dutzenden kleiner Fensteröffnungen und zeugten von regem Leben innerhalb der Mauern. Munuel, der kein Freund feudaler Herrschaft war, dachte bitter, dass sich die feinen Leute in einer solchen Festung leicht jedes Bauernaufstandes erwehren konnten. So etwas hatte so gut wie jede Festung des Landes in der Vergangenheit schon erlebt. Aber glücklicherweise gab es ja die Gilde. Da sich die Magier der Ordenshäuser ohnehin nicht auf die Seite der Reichen und Mächtigen schlagen durften, lag es auf der Hand, dass sie einige Male schon die Rechte der einfachen Leute zu erkämpfen versucht hatten. Magie war die einzige Möglichkeit, in Festungen wie diese eindringen zu können.
    Dann begann der Burgweg, und die Pferde kamen noch einmal ins Schwitzen, denn er war sehr steil und führte in Dutzenden von Windungen und Spitzkehren bis hinauf zum Burgtor hoch über dem Tal. Als sie endlich ankamen, fiel Leandra vor Müdigkeit beinahe vom Pferd.
    Im riesigen Burgtor öffnete sich rechts unten eine kleine Tür, und ein Gardist kam heraus. Er trug einen roten Waffenrock, einen Helm und ein Schwert. Sein Schnurrbart war so trutzig wie die Burg selbst, er schien gar zur Bewaffnung des Mannes zu gehören. Er stellte sich breitbeinig auf die Zugbrücke und hakte keck die Daumen in seinen Gürtel.
    Dann streckte er eine Hand vor und rief: »Im Namen des Burgherrn, bleibt stehn ...«
    »He!«, fuhr Munuel ihn an, während er sich in die Steigbügel stellte und sich im Sattel hoch aufrichtete. »Was sind denn das für Manieren, Soldat? Hat dir dein Hauptmann etwa beigebracht, dass du so Reisende begrüßen sollst - in einer Haltung wie eine Straßendirne?«
    Der Gardist fuhr zusammen.
    »Was ist nun? Willst du uns kontrollieren oder nicht?«
    »Ah ... ja, natürlich.« Er warf sich in die Brust. »Halt, im Namen des

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