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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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erspürte anstelle eines Aurikels einen groben Riss, der im Trivocum klaffte und durch den mächtige, aber sehr unreine Energien ins Diesseits strömten.
    Er trat einen vorsichtigen Schritt nach links, um das Gesicht seines Gegenübers besser erkennen zu können. Der Mönch hatte seine Kapuze nicht übergestreift. Er hatte ein hohlwangiges, von bleicher Haut umspanntes Gesicht mit kurzen schwarzen Haaren, und glühende Augen von ebensolcher Farbe blickten ihm entgegen. Augen, in denen Gier, Hass, Niedertracht und Irrsinn funkelten - so, wie sich das Licht in einem dunklen Kukutz-Stein brach. Der Mann war hager und groß, beinahe schon ein wenig übergroß, sodass Munuel zu ihm aufblicken musste. Das Mädchen, das neben ihm stand, reichte ihm nur knapp bis zur Schulter.
    Die Lippen des Mönchs waren zu einem sardonischen Lächeln verzerrt, eines, das kein Quentchen Freundlichkeit oder Sympathie verstrahlte - im Gegenteil. Es war ein Lächeln des Triumphes, der schwarzen Freude darüber, einen Gegner ertappt und in die Enge gedrängt zu haben.
    »Sieh an!«, krächzte der Kerl mit ungesund klingender Stimme. »Du stiehlst Bücher!«
    Mit schmerzender Wucht riss sich das Buch los, das Munuel unter seine Achsel geklemmt hatte, und flog auf den Mönch zu. Der Kerl fing es mit seiner knochigen Hand auf und drehte es so, dass er den Titel lesen konnte.
    »Alte Legenden. Du bist auf der Suche nach uralten Geheimnissen, was?« Er stieß ein meckerndes Lachen aus und knallte das Buch auf den Boden. »MIT - NU -EL!«, fügte er dann mit beschwörender Stimme hinzu, so als wäre es ein besonderer Triumph, den Namen seines Gegners zu kennen.
    »Wer bist du?«, fragte Munuel, und er spürte, wie sich sein Innerstes zu höchster Konzentration zusammenkrampfte. Dieses Gefühl hatte er zum letzten Mal vor langen Jahren verspürt, als er mit dem Yhalmudt auf Dämonenjagd war - nicht einmal bei seinem Kampf gegen den Totenzug war es so deutlich gewesen.
    »Wer ich bin?«, fragte der Kerl mit übertrieben pathetischer Satzmelodie. »Ich dachte, das wüsstest du längst!
    Man erzählte mir haarsträubende Geschichten über dein Talent und deine Macht. Aber ich sehe nur einen alten Tattergreis vor mir, der kaum über ein spürbares Potenzial verfügt und nicht einmal seine Hausaufgaben gemacht hat! Haha!«
    Munuel ließ den Kerl nicht aus den Augen, erwiderte aber nichts.
    »Man nennt mich Chast, und ich bin ein Mitglied der Bruderschaft. Kann es am Ende sein, dass du noch gar nichts von der Bruderschaft vernommen hast, alter Mann?«
    Munuel zählte seine Vorteile im Kopf zusammen. Ein Mann wie dieser Chast, der mit roher Magie hantierte, schien kein sonderlich feines Gespür dafür zu besitzen, dass eine disziplinierte Form der Magie nicht sonderlich stark nach außen strahlte, jedenfalls dann nicht, wenn keine Iteration mit im Spiel war.
    Zweitens ergötzte er sich an seiner eigenen Niedertracht und dem Gefühl seiner Überlegenheit, wobei er jedoch ganz vergaß, dass auch sein Gegner über eine gewisse Macht verfügen könnte. Und drittens ging er ziemlich sorglos mit seinem Potenzial um, hielt die Feuerkugel am Leuchten und wirkte ansatzlos irgendwelche Zauber, um Effekte zu erhaschen, womit er letztlich seine spontane Kraft minderte. Munuels Herz schlug ruhig und kräftig - die Furcht, die er noch eine Viertelstunde zuvor im Zimmer des Mönchs verspürt hatte, war wie weggeblasen.
    »Es trifft sich gut, dass ich dich kennen lerne«, sagte Chast. »So kann ich persönlich dafür sorgen, dass einer unserer entschiedensten Gegner aus dem Weg geräumt wird. So etwas überlässt man nicht gern einem Jungbruder, das verstehst du doch sicher, nicht wahr?«
    Munuel blickte das Mädchen an. Sie stand da wie versteinert, ihr Blick schien irgendwie vernebelt. Er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen, welche Rolle sie hier spielte.
    »Bevor ich sterbe, wirst du mich doch bestimmt aufklären«, sagte Munuel kalt. »Was ist diese Bruderschaft - woher kommt sie und was hat sie vor?«
    »Oho!« Chast lachte auf. »Du scheinst dir ja sehr sicher zu sein, dass du diesen Raum noch lebend verlässt! Na gut, dieses Risiko gehe ich ein, obwohl es eigentlich keines ist. Hätte es damals die Stygischen Artefakte nicht gegeben, hätte die Gilde keine auch noch so winzige Chance gegen die Bruderschaft gehabt.«
    »Die Bruderschaft von Yoor, meinst du, nicht wahr?«
    »Ha! Du bist ja doch nicht so dumm, wie ich dachte!«, stieß Chast hervor. »Ganz

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