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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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war heut Nacht in der Feste. Es gab einen Kampf.«
    Victor stieß einen Fluch aus. Er blickte zu Leandra. Sie lag keuchend und schweißüberströmt im Stroh, ihre Brust hob und senkte sich in einem krampfhaft schnellen Rhythmus. Er hatte einmal einen Jungmagier gesehen, der ein Aurikel nicht hatte schließen können. Dem war es ähnlich gegangen. Jemand musste sich dringend um sie kümmern.
    Als er den Kopf wieder seinem Gegner zuwandte, sah er dessen Faust heranfliegen. Das Nächste war ein scharfer Schmerz an der Schläfe, ein dumpfer Blitz im Kopf und danach Dunkelheit.

24 ♦ Die Gefährten
    A ls Leandra zu sich kam, war es dunkel. Ihr erster Gedanke war, dass sich ihr Hirn verflüssigt hätte. Mit jeder winzigen Bewegung schien es in ihrem Kopf hin und her zu schwappen und bereitete ihr dabei furchtbare Schmerzen. Aber das war nicht alles. Die Erinnerung an das, was vorgefallen war, stellte sich schon nach ungnädig kurzer Zeit ein. Die Kerle waren über sie hergefallen, nachdem sie das Trivocum hatte loslassen müssen. Es erschien ihr unerklärlich, dass sie noch lebte.
    Ohne sich mehr als unbedingt nötig zu bewegen, versuchte sie ihre Umgebung zu erfassen. Mühevoll zwang sie die Augenlider auseinander. Um sie herum herrschte Dunkelheit. Nur sehr schwache Schemen waren zu erkennen; sie konnte nicht sagen, wo sie sich befand. Sie tastete vorsichtig mit den Händen ein wenig umher und stellte fest, dass sie auf strohgedeckten Boden lag. Stroh - das war die übliche Bettstatt einer Gefängniszelle.
    Oder hatten sie die Kerle einfach in der Scheune zurückgelassen? Hatten sie vielleicht gedacht, sie wäre tot?
    Leandra fühlte sich außerstande, eine Bewegung auszuführen. Immerhin, sie lebte. Sie beschied sich darauf zu warten - sie wollte noch schlafen. Vielleicht würde sich ihr Zustand bis zum nächsten Erwachen ein wenig bessern. Ob sie dann etwas Erfreuliches erblicken würde, war dahingestellt. Aber immerhin, sie lebte.
    Dann trudelten ihre Sinne wieder davon.
    Als sie das nächste Mal zu sich kam, empfand sie Helligkeit durch die noch geschlossenen Augenlider.
    Vorsichtig begann sie damit, sie zu öffnen. Das erste, was sie sah, war ein Gesicht, das über ihr schwebte. Sie nahm es wie durch einen Schleier wahr. Dann spürte sie etwas Feuchtes auf ihrer Stirn. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Irgendjemand schien sich um sie zu kümmern.
    Dann versuchte sie, ihren Blick zu fokussieren, aber es gelang nicht. Sie schloss die Augen und wartete. Munuel hatte ihr einmal gesagt, dass tiefes und gleichmäßiges Atmen immer gut sei, wenn etwas mit einem nicht stimmte. Das tat sie nun.
    Nach einigen Minuten machte sie einen neuen Versuch, die Augen zu öffnen. Ihr dämmerte, dass sie sich das mit einer misslungenen fünften Iteration eingehandelt hatte. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Aurikel regelrecht zuschnappten, wenn man sie losließ. Das Trivocum schien viele Eigenarten zu besitzen, von denen sie nichts ahnte. Sie sah noch die Welle von stygischer Energie auf sich zubranden, die innerhalb des Diesseits zwischen dem Trivocum und ihr eingeschlossen war. Alles war durch sie selbst absorbiert worden, und genau darin bestand die Gefahr. Ein Norikel hätte die Energien abgezogen und sie in ihr angestammtes Refugium zurückgelenkt. Eine danebengegangene sechste Iteration musste wohl den Tod bedeuten. Sie hatte offenbar unsägliches Glück gehabt. Jedenfalls, was das anging.
    Jetzt wurde ihr Blick ein wenig schärfer. Das Gesicht über ihr war verschwunden, dafür gab es verhaltene Helligkeit; sie befand sich in irgendeinem Gebäude. Vorsichtig kippte sie den Kopf ein wenig hin und her. Das Gefühl des verflüssigten Hirns war nach wie vor vorhanden, allerdings war es diesmal ein wenig erträglicher.
    Nicht gut, aber erträglicher. Ihr Schädel dröhnte gewaltig bei jeder Bewegung, aber der Schmerz war nicht mehr so stechend.
    »Leandra?«
    Sie schloss schnell die Augen, versuchte sich an die Stimme zu erinnern. Munuel?
    Nein, das war nicht seine Stimme. Munuel war ihr einziger Freund im Umkreis von dreihundert Meilen. Also musste sie sich in der Gewalt der Bruderschaft von Yoor befinden. In diesem Augenblick schlug alles Leid und alles Unglück über ihr zusammen. Sie begann zu schluchzen.
    »Ist schon gut«, sagte die Stimme. »Du bist in Sicherheit.«
    Es gelang ihr dann doch, die Augen zu öffnen. Der Tränenschleier schien ihr den Blick zu klären, denn plötzlich konnte sie erkennen, wer sich über sie

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