Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
zu legen, die nach irgendwohin ins Nichts führten. Die Nacht war gefährlich. Er war so müde und erschöpft, dass er es wahrscheinlich nicht rechtzeitig bemerken würde, wenn man ihn entdeckte und umzingelte. Zweifellos lautete der Auftrag der Soldaten, ihn zu töten. Lebendig war er immer eine Gefahr, und nach dem, was er mit Chast angestellt hatte, war die einzige sinnvolle Lösung für seine Gegner, ihn aus der Welt zu schaffen.
    Er mühte sich noch für eine Stunde ab, wach zu bleiben, und lauschte in den Wald hinaus. Aber da war nichts zu hören. Schließlich verkroch er sich unter einen Felsvorsprung und wickelte sich in Marios Decke. Er nahm sich vor, eine Stunde später wieder aufzuwachen und wenigstens eine Viertelstunde lang in den Wald zu lauschen. Aber daraus wurde nichts. Er schlief tief ein -und hätte er hören können, wie laut er schnarchte, hätte er gewiss nicht gewagt, in dieser Nacht auch nur noch eine Minute länger zu schlafen. Aber er hatte Glück und wurde nicht behelligt.
    Dafür hatte er einen aufwühlenden Traum.
    Das Mädchen kam darin vor. Er wusste ihren Namen nicht, aber während er träumte, nannte er sie irgendwie - nur später konnte er sich nicht mehr daran erinnern. In dem Traum war sie ständig nackt, und ihre Schönheit raubte ihm fast den Verstand. Sie war in der Gewalt seines finsteren Widersachers Chast, und Munuel träumte von einer wilden Verfolgungsjagd, die ihn zu Dutzenden von skurrilen Schauplätzen führte. Er verfolgte Chast über sturmumtoste Berggipfel und Gletscher, jagte ihn durch dampfende Urwälder und stinkende Sümpfe und hetzte ihn durch glühende Wüsten und Felslandschaften. Immerzu war das Mädchen da, hob hilfesuchend die zarte Hand nach ihm, und ihre schimmernde, nackte Haut war eine einzige Verheißung. Und in gleichem Maße verhöhnte ihn Chast, warf ihm grobe Schmähungen und abfällige Bemerkungen entgegen, bis er dann jedes Mal kichernd in einem grellen Lichtblitz verschwand - und den ratlosen Munuel allein zurückließ. Und immer wieder echote der Satz in Munuels Kopf, dass das Mädchen bald seine Shaba sein würde. Munuel wurde immer wütender, weil er nicht verstand, was Chast damit meinte. Er schleuderte ihm sengende Blitze aus dem Yhalmudt entgegen, und einmal war auch Leandra da, die dem finsteren Mönch mit der Jambala zu Leibe rückte, aber jedes Mal riss er das weinende Mädchen an sich und löste sich mit grässlichem Gelächter vor Munuels Blicken in Luft auf. Irgendwann, als schon kräftige Lichtstrahlen durch das Sonnenfenster über ihm fielen, erwachte er und merkte, dass sein Körper von kaltem Schweiß bedeckt war.
    Erschreckt setzte er sich auf, aber nur Mario stand da und blickte ihn kauend aus seinen treuen Augen an. Niemand sonst war da, kein Häscher, kein Chast und kein Mädchen. Ächzend stand Munuel auf. Er stellte fest, dass ihn der lange und feste Schlaf trotz des wilden Traumes ein wenig erholt hatte. Seufzend sattelte er Mario und machte sich wieder auf den Weg.
    Von seinen Verfolgern war keine Spur zu finden und auch nichts zu hören. Er orientierte sich am Sonnenfenster und den umliegenden Felspfeilern, um die Richtung zu bestimmen. Bis zum Einbruch der Nacht konnte er es vielleicht bis zur Ishmar und der Schmiede schaffen. Den Fluss zu überqueren war ein gewisses Risiko, denn es gab in dieser Gegend nur eine Brücke, die sich in Höhe des südwestlichen Endes des Marschenforsts befand.
    Wenn seine Verfolger nicht vollkommen aufgegeben hatten, würde dort sicher eine Gruppe aufpassen. Aber Munuel wusste, dass die Ishmar in ihrem Mittellauf sehr flach war, und mit Glück würde er eine Furt finden.
    Nachdem er in der nächsten Stunde immer noch nichts von seinen Verfolgern vernommen hatte, kletterte er auf Marios Rücken und ritt zunächst vorsichtig, dann immer schneller werdend in einem flachen Bogen Richtung Südwesten. Er befand sich mindestens dreißig Meilen nördlich der Straße zwischen Lakkamor und Mittelweg, und wenn er Glück hatte, würde er den ganzen Tag lang niemandem begegnen.
    Bei Einbruch der Dämmerung erreichte er endlich die Schmiede.
    Er hatte tatsächlich eine Furt ausfindig gemacht und die Ishmar zehn Meilen nördlich der Brücke durchquert. Er hatte zwar nasse Füße bekommen, aber das war leicht in Kauf zu nehmen. Er kannte den Schmied von früher her - er hieß Zarkos -, und Munuel hoffte, ihn noch immer dort anzutreffen.
    Als er sich der Schmiede näherte, sah er durch die winzigen Fenster

Weitere Kostenlose Bücher