Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
hatte.
Dann bogen sie auf einen versteckten Pfad ein, der mitten in den Wald zu führen schien. Victor begann zu ahnen, wohin die Reise führte. Er war sicher, in Kürze Jacko wieder zu sehen.
Nach kurzer Zeit ritten sie bergan. Die Pferde stapften mühselig über den Pfad, der einen steilen Hügelrücken hinauf führte. Nach weiteren zehn Minuten hatten sie den Gipfel des Hügels erreicht. Rechts und links erhoben sich Stützpfeiler, und vor ihnen ging es steil in ein Tal hinab. Dahinter breiteten sich dunkle Wälder bis zum Horizont aus. Das Licht der Sterne, das durch ein großes Sonnenfenster hereinfiel, war hell genug, um die Landschaft überblicken zu können.
Harro deutete ins Tal hinab und Victor folgte mit Blicken seinem ausgestreckten Arm.
Zunächst sah er nichts Besonderes, doch dann begannen sich Umrisse aus den Schatten des Tals zu schälen. Auf einem Waldstück, das sich einen steilen Abhang hinabschwang und das weiter unten, offensichtlich an einem Bach oder schmalen Fluss endete, waren einzelne dunkle Flecken zu erkennen, die auf eine Wiese hinausragten.
Die Formen waren zu eckig für einen Wald, und Victor überkam eine dunkle Ahnung. So würden die Wagen eines Totenzuges von oben aussehen, wenn er sich nachts irgendwo versteckt hätte.
Er sah Harro betroffen an. »Wann habt ihr das entdeckt?«, fragte er leise.
»Du hast so was schon mal gesehen?«
Victor suchte nach einer guten Ausrede, aber ihm fiel keine ein. »Ja«, sagte er. »Einmal.«
»Es gibt noch mehr davon«, sagte Harro. »Wir wissen noch von zwei anderen Orten, an denen solche Dinger stehen. Es ist nie jemand dort zu sehen. Wir haben uns vor zwei Tagen einmal dort hinunter gewagt. Es ist widerlich und verrottet und hat mit dunkler Magie zu tun. Das ist nicht nett - was meinst du?«
Unter anderen Umständen hätte Victor vielleicht über Harros Formulierung gelächelt, im Moment war ihm jedoch ganz anders zumute. »Ist euch sonst noch etwas an diesen Wagenzügen aufgefallen?«
»Bei jedem von ihnen gibt es einen großen Planwagen«, berichtete Harro. »Näher als fünfzig Schritt wagt sich keiner von uns an sie heran. Das Gefühl dabei ist der reinste Irrsinn!«
Victor nickte. »Ja, so einen Wagen habe ich damals auch gesehen.«
Harro wendete sein Pferd und winkte Victor und den anderen, ihm zu folgen. Sie entfernten sich ein gutes Stück und ritten wieder hinab bis zur Straße, ehe Harro wieder zu sprechen begann. Er blickte Victor aus Augen an, die beißend kalt waren. »Was wisst ihr über diese seltsamen Wagen? Und was hat es mit diesem magischen Schwert auf sich?«
Victor gab sich ärgerlich. »Ich höre immer nur von einem magischen Schwert! Das ist Unfug, verstehst du? Wir haben kein magisches Schwert!«
Die Unruhe der Gruppe schien sich auf die Pferde zu übertragen. Die Tiere begannen unruhig hin und her zu stampfen. Harro raunte seinen Männern ein paar Worte zu, dann wandte er sich wieder zu Victor. »Du bist ein netter Kerl, Victor«, sagte er. »Aber wir werden jetzt zusammen zum Gasthof zurückreiten und deine Freundin wecken; dann will ich alles erfahren, was ihr über diese seltsamen Wagen wisst. Und ich will mir das Schwert ansehen. Ich hoffe, du machst uns keine Schwierigkeiten!«
»Aber ...«
Trotz der Dunkelheit glaubte Victor ein gefährliches Funkeln in den Augen des Alten zu erkennen. Es ließ ihn verstummen. Die Zeit des Ritts zurück zur Gastwirtschaft würde er brauchen, um sich eine gute Taktik zu überlegen. Eine verdammt gute. Er hob ratlos die Achseln und wendete sein Pferd.
Eine weitere halbe Stunde später hatten sie den Gasthof erreicht.
Aus den Fenstern der Gaststube drang noch immer Licht, Harros Gefährten waren offenbar trinkfeste Männer.
Victor saß ab, und zwei der Männer nahmen sich der Pferde an. Sie betraten den Gasthof, durchmaßen unter den fragenden Blicken einiger Anwesender die Wirtsstube und wandten sich die Stiege hinauf. Zwei der Leute nahmen Kerzenleuchter aus der Wirtsstube mit.
»Lasst mich zuerst hineingehen«, bat Victor. »Sie ist zur Zeit etwas übellaunig, denn sie hat eine schwere Zeit hinter sich. Ich will versuchen, ihr beizubringen, was ihr von uns wollt. Sonst gibt es nur unnötig Ärger.«
Harro schüttelte kalt den Kopf. »Nein. Ich geb dir keine Gelegenheit, dich mit ihr zu besprechen. Wenn ihr sauber seid, habt ihr nichts zu befürchten.«
Victor schluckte. Das würde ihm nun nicht mehr die geringste Chance lassen. Er hoffte, es kam nun nicht zum
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