Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
einen harzigen, herben Geschmack aufwiesen. Auch Menschen aßen manchmal Golaanüsse, allerdings nur solche, die überreif, weich und ein wenig süß waren. Sie galten als besonders nahrhaft und dazu geeignet, einem in kürzester Zeit zu erheblichem Übergewicht zu verhelfen. Kein Wunder, dachte sie, dass die Drachen so etwas fressen. Sie mussten einen gewaltigen Energiebedarf haben.
    Schließlich saß sie mit weit gespreizten Beinen auf dem breiten Rücken des Tiers zwischen zwei stumpfen Auswüchsen, die Teil eines verkümmerten Hornkammes waren. Er begann im Nacken des Drachen und zog sich bis zur Schwanzspitze hin.
    Sie winkelte die Knie ganz an, um bequemer und sicherer zu sitzen. Der Drache wandte den Kopf nach hinten und schien sich überzeugen zu wollen, dass sie gut saß und Möglichkeiten gefunden hatte, sich festzuklammern.
    Leandra untersuchte die Stellen, an denen sie Halt finden konnte, und war einigermaßen beruhigt, dass es genügend gute Griffmöglichkeiten gab. Der Hornzacken, der vor ihr aufragte, reichte ihr fast bis in Brusthöhe.
    Dann sah sie sich um. Gleich neben ihr saß Victor auf dem breiten Rücken eines weiteren jungen Tiers und zeigte ihr ein angstvolles, verkniffenes Grinsen. Tharlas schien nicht weniger Angst zu haben, ebenso wie Jacko und Hennor. Allein Munuel gab sich den Anschein einer gewissen Gelassenheit und warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu.
    »Ihr müsst euch besonders beim Start gut festhalten«, rief er in die Runde. »Klammert euch mit beiden Armen an den Hornkamm vor euch! Während des Fluges ist es dann leichter! Und holt eure Jacken heraus! Es wird ziemlich frisch werden!«
    Leandra beeilte sich, seiner Empfehlung zu folgen.
    Danach hatte sie kaum noch Zeit, sich auf den Flug vorzubereiten.
    Meakeiok, auf dessen Rücken Munuel saß, sandte ihnen allen eine Botschaft zu, dass sie nun losfliegen würden, und eine Sekunde später breitete er seine Schwingen weit aus, streckte sie fast senkrecht in die Höhe und warf sich mit einem gewaltigen Sprung schräg seitlich aufwärts in die Luft. Als Leandra sah, dass der riesige Drache aus dem Stand zwölf oder fünfzehn Schritte hoch springen konnte, wurde ihr beinahe schlecht.
    Als dann auch ihr Drache die Schwingen hervorschnellte, stieß sie einen Schrei aus, klammerte sich mit aller Kraft an dem Hornzacken fest und kniff die Augen zu.
    Ein gewaltiger Ruck fuhr durch den Drachenrücken und schüttelte sie heftig durch; für einen panischen Moment dachte sie, die aufkommenden Kräfte würden sie in zwei Stücke zerreißen. Aber einen Augenblick später waren sie schon in der Luft, und das tosende Rauschen der kraftvollen, schnellen Flügelschläge hüllte sie in eine enorme Geräuschkulisse.
    Mutig öffnete sie die Augen.
    Zuerst sah sie nur Himmel über sich, dann wagte sie einen Blick in die Tiefe. Fassungslos erkannte sie dort unten Ulric und die sieben Pferde. Sie waren bereits klein wie Ameisen.
    Leandra jauchzte. Viel hätte nicht gefehlt, und sie hätte vor Begeisterung auf dem Rücken des Drachen tanzen mögen. Neben ihr pfiff Victor auf dem Rücken seines Drachen durch die Luft und schrie ihr, mit einem Arm wild winkend, seine Begeisterung herüber.
    Die Drachen hatten sich zu einer schnittigen Gruppe formiert und schössen an der kolossalen grauen Steilwand ihres heimatlichen Felspfeilers vorbei. Leandra hatte das Gefühl, zum ersten Mal in ihrem Leben die wahre Dimension eines Felspfeilers zu erfassen. Diese gewaltigen Wände aus hellgrauem blanken Stein, breit wie die Flanke eines gewaltigen Berges und von menschlicher Anwesenheit seit Anbeginn der Zeiten unberührt, hatten etwas Ehrfurchtgebietendes. Der Blick in die Tiefe bereitete ihr ein mulmiges Gefühl im Bauch, erzeugte jedoch eine Faszination, die ihr durch nichts, aber auch gar nichts auf der Welt beschreibbar erschien. Sie mussten sich bereits in drei oder vier Meilen Höhe befinden, und alles dort unten war absolut winzig. Ulric hatte sie schon nach weniger als einer Minute nicht mehr erkennen können.
    »Das ist gi - gan - tisch!«, brüllte Victor herüber und hob die Faust wie ein Krieger aus höheren Sphären, der gekommen ist, sich die Welt Untertan zu machen.
    Leandra krallte sich noch immer angstvoll fest und suchte nun nach den anderen. Schräg über ihr flog ein sehr junger Drache, der niemanden trug; er schaute neugierig zu Victor hinüber. Die Tiere lagen wunderschön lang gestreckt in der Luft, und die Geschwindigkeit, mit der der

Weitere Kostenlose Bücher