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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Felspfeiler rechts vorbeischoss, war beängstigend.
    Weit voraus flog Meakeiok mit Munuel, und gleich hinter ihm Tharlas und rechts davon Hennor. Dann kamen ein paar unbemannte Drachen, danach Jacko und schließlich sie und Victor.
    Die Flügelschläge der Drachen waren nun sanft und gleichmäßig; zum Glück war die Luft hier oben nicht so kalt, wie sie zuerst befürchtet hatte. Der Wind zerrte mit Gewalt an ihren Kleidern, aber in weiser Voraussicht war sie warm genug angezogen. Die Lederkleidung, die sie über Hildas Kettenhemd trug, erwies sich auch dieser Situation angemessen. Sie hielt den Wind fast vollständig ab.
    Dann waren sie an dem Pfeiler vorbei und kamen über die offene Ebene. Es war ein seltsames Gefühl, in jeder denkbaren Richtung um sich herum mehrere Meilen weit nichts zu haben - rein gar nichts, außer dem Wind und der Luft.
    Leandra umarmte den stumpfen Hornzacken vor sich und gab sich der Aussicht hin. Im näheren Umkreis gab es keine Wolken, nördlich, in ein, zwei Dutzend Meilen Entfernung, hingen jedoch einige hoch aufgetürmte weiße Watteberge zwischen einigen Stützpfeilern. Das Land unter ihnen war schattig, ihre Oberseite hingegen erstrahlte in blendend hellem Weiß. Zweieinhalb oder drei Meilen über ihr zog sich geheimnisvoll das blanke Gestein des Felsenhimmels dahin. Es lag immer im Schatten und war vom Erdboden aus kaum auszumachen. Nun sah sie hier und da vereinzelte Strukturen, nichts weiter - aber damit gehörte sie schon zu den wenigen lebenden Menschen, die je einen genaueren Blick auf den Felsenhimmel hatten werfen dürfen. Sie dachte plötzlich an Hellami und wünschte sich, sie wäre jetzt hier und könnte dies alles miterleben. Und Jasmin, die arme Jasmin. Ja, das hätte sie auch erleben sollen.
    Leandra blickte voraus und schätzte, dass sie mindestens fünf- oder sechsmal so schnell waren wie ein mit äußerster Kraft galoppierendes Pferd, wenn nicht sogar noch schneller. Sie würden ihr Ziel sicher heute noch erreichen.
    Die Zeit verging buchstäblich wie im Flug. Einmal schössen die Drachen aus purem Übermut durch ein riesiges ovales Loch hoch oben in einem verästelten Stützpfeiler, ein anderes Mal gingen sie weit hinab und flogen wie Perlen an einer Schnur aufgereiht durch ein langes Tal mit steilen Felswänden. Dabei hatte Leandra niemals das Gefühl, dass die Drachen dies den Menschen zu Gefallen taten, sondern nur für sich selbst, aus reiner Freude am Fliegen. Wenn sie noch einmal auf die Welt kommen würde, dann wollte sie ein Drache sein.
    Ein anderes Mal sahen sie in der Ferne zwei riesige Sonnendrachen fliegen, und einige weitere Male kamen andere Felsdrachen neugierig heran und beäugten die Grauhaut-Sippe mit ihrer seltsamen Fracht. Sogar einen der seltenen vierflügligen Kreuzdrachen bekam Leandra zu Gesicht. Aber die Felsdrachen schienen sich zu beeilen, Distanz zwischen sich und ihren gewaltigen grünschimmernden Verwandten zu bringen. Kreuzdrachen galten als sehr ungemütliche Zeitgenossen, aber Menschen kamen höchst selten mit ihnen in Berührung.
    Nach vier Stunden pfeilschnellen Fluges über das flache Land der Tharuler Senke zeigte sich am Horizont eine dunkle Linie. Victor, dessen Drache sich immer in der Nähe aufhielt, deutete nach vorn. »Der Mogellwald!«, rief er herüber.
    Leandra sah nach vorn und beobachtete, wie sich die Linie näherte. Sie versuchte zu erkennen, was sich dahinter befand. Es war nichts zu sehen als eine endlose Fläche dunklen Grüns, hier und da von den silbrigen Bändern schmaler und breiter Wasserläufe durchzogen. Nach wenigen Minuten überquerten sie schon die Linie des Waldrands. Sie erschrak ein wenig, als ihr klar wurde, wie sehr sie die Größe dieses Waldes unterschätzt hatte.
    Wenn er allein nur so groß war, wie sie ihn jetzt überblicken konnte, dann würde es Tage dauern, ihn mit einem Pferd zu durchqueren. Ohne Zweifel aber war er noch um ein Vielfaches größer.
    Der Flug ging unermüdlich weiter. Erst jetzt begann sich ein erster Gewöhnungseffekt einzustellen - ans Fliegen, an die gewaltige Perspektive und an das erstaunliche Tier, auf dem sie saß. Nachdem eine weitere Stunde vergangen war, wünschte sie sich schließlich doch, sie würden eine Pause machen, denn ihre Glieder wurden langsam steif, und das unablässige Zerren des Windes war auch nicht angenehm. Zum Glück fror sie kaum, denn ihre Kleidung hielt dicht, und über dem Wald war es spürbar wärmer geworden. Leandra vermutete, dass hier

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