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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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die dunklen, geheimnisvollen Augen des Tieres forschten in ihrem Gesicht. Dann blickte Leandra nach vorn, hin zu dem gewaltigen Tempelbau, schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Trivocum.
    Es befand sich in heftigem Aufruhr. Helle Blitze unterschiedlichster Färbung schössen hierhin und dorthin, es gab eine Menge Öffnungen, und nur die wenigsten davon konnte man im weitesten Sinne als Aurikel bezeichnen. Intuitiv hatte sie beim Betrachten von Hennors Zauber eine Vorstellung davon erlangt, wie eine solche Wirkung zu erzielen war, und nach kurzer Konzentration setzte sie ein kräftiges Aurikel dritter Stufe.
    Der Regen über ihr versiegte; sie öffnete die Augen, blickte sich um und lenkte den Energiefluss. Ihre Schutzglocke umfasste den Ort noch nicht vollständig, an dem sie und der Drache standen, dann aber hatte sie es geschafft. Erwartungsgemäß reagierte der Drache nicht auf ihre Tat. Er nahm es als eine Selbstverständlichkeit hin, und sie war froh darüber. Andernfalls hätte es vielleicht Beschämung in ihr ausgelöst.
    Es ist sein Zorn, hörte sie stattdessen Meakeiok sagen. Der Zorn von Ulfa.
    Sie war ein wenig verwirrt, erinnerte sich aber dann an den Namen Ulfa. Das war der Große Drache, der laut Meakeioks Erzählung einst hier in Bor Akramoria durch Menschenhand umgekommen war. Ulfa, der letzte direkte Nachfahre des Ur-Drachengeschlechts der Höhlenwelt.
    Sein Zorn?, fragte Leandra. Was meinst du damit?
    Meakeiok antwortete nicht, und plötzlich nahm Leandra den heiß-metallischen Geruch des Drachen war. Hier, in der regenfreien Sphäre ihres Zaubers, breitete sich der Geruch jetzt mit Macht aus. Leandra sah, dass die Flanken von Meakeiok zitterten. Sie trat erschrocken einen Schritt zurück. Meakeiok wirkte wie eine Stahlfeder, die unter höchster Spannung stand. Da sie um die explosiven Kräfte des Drachen wusste, war ihr in seiner Nähe nicht ganz wohl. Seine Schwingen hingen gar nicht herab, es schien viel eher, dass er sie mit Mühe an den Boden presste, so als wollte er verhindern, dass er dem dringenden Befehl seines Instinkts folgte und diesem Unwetter entfloh.
    Die Geräuschkulisse des über sie hinwegbrandenden Donners und der Regenfluten waren beinahe ohrenbetäubend, und auch der Vorteil der trockenen Sphäre um sie herum vermochte nicht die bedrückende Atmosphäre zu verdrängen.
    Wir ... sind nicht in Gefahr ... presste Meakeiok hervor, ... nicht wirklich ...
    Seine Worte waren nicht beruhigend, nein, sie klangen eher wie eine Warnung; ein alarmierendes Gefühl strömte durch ihren Körper, ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie fuhr herum - und dann sah sie es.
    Im Osten, über und hinter den mächtigen Ruinen, die den riesigen Tempelbau markierten, hatte sich ein körperloser Schatten erhoben. Es war eine Aura der Dunkelheit, der absoluten Schwärze, die sich dort über den verfallenen Türmen gebildet hatte und wie eine gewaltige Drohung in der Luft schwebte.
    Leandra hielt den Atem an. Sie wich entsetzt zurück, suchte dann aber den körperlichen Kontakt zu Meakeiok, der jedoch seinerseits zitterte wie von einer eiskalten Böe geschüttelt. Japsend schnappte sie nach Luft und atmete heftig durch.
    Der Schatten über den Ruinen setzte sich trotz der Dunkelheit über der Stadt in aller Deutlichkeit ab. Er strahlte eine bedrohliche Macht aus, gegen die ihr der Lauerer damals am Totenzug vergleichsweise blass vorkam.
    Verzweifelt versuchte sie aus Meakeioks letzten Worten einen Sinn herauszulesen, etwas, das die furchtbare Angst, innerhalb der nächsten Sekunden einen grässlichen Tod zu sterben, von ihr nehmen konnte.
    Plötzlich brach ein Sturm im Trivocum los, und es war, als würde sie von einer trampelnden Menschenmasse überrannt - sie musste ihre Iteration loslassen. Glücklicherweise gelang es ihr, das Norikel schnell noch zu setzen. Eine Sekunde später wurden Meakeiok und sie von Wassermassen überschüttet. Aber sie nahm sie kaum wahr, denn der Aufruhr im Trivocum hielt sie im Bann. Es war wie eine gewaltige, zornige Stimme, die ihnen eine furchtbare Drohung entgegenschleuderte. Sie vernahm auch die charakteristische Stimme von Meakeiok, die sich dagegen erhoben hatte, wie die eines Zwerges nur, aber doch voller Mut und Kraft; er versuchte sich einen Weg durch die Wucht des Zorns zu bahnen, der ihnen entgegenschlug.
    Langsam kam in ihr eine Vorstellung auf, was da geschah. Der riesige Schatten über den Ruinen hatte sich zu einer Form zusammengezogen - es war die

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