Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
dem Ungeheuer, wo sie zusammengebrochen sein musste. Aber sie lebte!
Sie starrte hinauf in die Dunkelheit und wartete. Nichts meldete sich, sie fühlte keine Blessuren, keine Schmerzen, nicht einmal einen steifen Hals. Dann begann sie kräftiger zu atmen und stellte mit Erstaunen fest, wie gut es ihr ging. Es war wohlig warm, und sie fühlte sich ausgeruht - keine Schmerzen, keine Krankheit, keine Verletzung. Aber sie wusste nicht, wo sie war. Um sie herum herrschte fast vollständige Dunkelheit.
Sie streckte sich ein wenig, bewegte ihre Arme und versuchte ihre Umgebung zu ertasten. Als Erstes ertastete sie sich selbst; ihre Hand fuhr ihren Bauch entlang bis hoch zu den Brüsten; sie war also noch immer nackt. Aber sie schien stramm in einen großen Haufen Decken eingewickelt zu sein. Ihre Haut fühlte sich sehr warm, fast heiß an, doch sie war nicht verschwitzt.
Sie atmete auf. Dass sie in Decken eingewickelt war, musste bedeuten, dass man sich um sie gekümmert hatte und dass auch den anderen nichts geschehen war. Für einen Moment dachte sie an ihre kostbare Rüstung - sicher hatte sie jemand gerettet. Sie wühlte ihre Arme aus dem Deckenberg und verschaffte sich an Hals und Kopf mehr Platz. Sie stemmte sich ein wenig hoch und blickte in einen dunklen Raum, in dem sie in einer Ecke lag.
In der Mitte glimmte der Rest eines Feuers, unter einem Loch in der steinernen Decke. Um das Feuer herum lagen mehrere Gestalten in Decken gewickelt und schlafend. Draußen, an einem Durchgang, der einen schmalen Blick hinaus gestattete, saß noch jemand, der offenbar Wache hielt. Dort schien der große Platz von Bor Akramoria zu liegen, und sie hatten sich alle in Sicherheit bringen können. Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie sich zurücksinken und schloss die Augen.
Was inzwischen geschehen war, konnte sie nur vermuten, aber es konnte gut sein, dass ihre Tat sie vor dem Tod bewahrt hatte. Sie legte einen Finger an das Trivocum und fand es in relativer Ruhe; kein Ulfa, kein magisches Unwetter und auch sonst keine Bedrohung. Die Erleichterung war ungeheuer wohltuend. Sie war in Ordnung, fühlte sich sogar richtig wohl, und ihren Gefährten schien es ebenso zu ergehen. Erleichtert wühlte sie sich tiefer in die Decken hinein und genoss für einige lange Minuten das wohlige Gefühl der großen Wärme unter ihren Decken.
Verträumt dachte sie an Hellami - aber ihre Freundin war weit, weit entfernt. Dann kam ihr plötzlich Victor in den Sinn. Wo war er, der große Tollpatsch? Sie stemmte sich hoch und sah sich um. Ihre Haut prickelte, als sie sich ausmalte, jetzt einfach über ihn herzufallen, ganz egal, was er sagen mochte und in welche Nöte sie das nachher bringen würde. Sie setzte sich auf und forschte mit Blicken umher, konnte Victor aber nirgends ausmachen.
Eigentlich war ihr klar, dass sie ihn hier unmöglich unter ihre Decken ziehen konnte. Ihre Gefährten würden unweigerlich erwachen. Dann aber huschte ein grimmiges Lächeln über ihr Gesicht.
Und wenn schon? Was sollten diese alten Knöpfe sagen? Sie würden sich von Neid und unterdrücktem Verlangen geplagt umdrehen, fester in ihre Decken wickeln und zähneknirschend alles ignorieren, was sie da hören mochten.
Der Gedanke an einen Liebhaber erhitzte sie ungemein. Ihre Hände glitten in ihren Schoß und über ihre Brüste.
Ein Schauer durchströmte sie. War der Gedanke an Victor zuerst nur flüchtig gewesen, so spürte sie plötzlich ein mächtiges Verlangen. Es übermannte sie mit einem Mal so sehr, dass sie fast bereit war, alles dafür zu wagen.
Sie überlegte, dass sie mit Victor eine Zeit lang von hier verschwinden könnte ...
Mit klopfendem Herzen richtete sie sich auf, entschlossen, ihn zu finden. Sie blickte auf die schlafenden Gestalten, aber er war in der Dunkelheit einfach nicht auszumachen. Es war fast völlig finster im Raum; die Umrisse der vier dort liegenden Männer glichen sich so sehr, dass sie zu jedem hätte hingehen und ihn umdrehen müssen, um schließlich Victor zu finden.
Sie seufzte schwer. Das lag jenseits dessen, was sie sich erlauben konnte. Schließlich hielt noch jemand Wache, und der würde sich wohl sehr verwundert fragen, was sie dort trieb. Die Vorstellung, ihm einfach zu sagen, dass sie jetzt dringend einen Mann brauchte, war zwar erheiternd, aber reichlich absurd.
Trotz aller Entschlossenheit sah sie, dass es nicht ging. Enttäuscht ließ sie sich zurücksinken. Sie war regelrecht wütend, dass sie keine
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