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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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einzugehen - und das machte sie ein wenig traurig. Wahrscheinlich lag es an ihr selber.
    Sie seufzte. Das war leider keine sehr erbauliche Erkenntnis.
    Dann verdrängte sie ihre Gedanken energisch und konzentrierte sich auf das, was jetzt wichtig war. Als sie in der Halle eintrafen, war das Studium der Canimbra schon fortgeschritten. Man hatte die Trommel vom Staub befreit und ausgiebig untersucht. Jetzt, da sie sauber war, sah man feine, im Holz eingelegte metallische Ziselierungen. Die Canimbra hatte einen Durchmesser von etwa einer Elle und war ebenso tief - für ein Gerät, mit dem man in den Kampf ziehen wollte, also außerordentlich unhandlich. Immerhin besaß sie an der Seite mehrere Ösen, durch die man Lederbänder ziehen konnte, um sie besser jagen zu können. Die Felle mussten in der Tat aus Drachenhaut bestehen. Leandra hatte zwar noch nie welche gesehen, aber die Vermutung lag nahe. Die Haut besaß einen metallischen Schimmer in der Art von Kupfer, wenngleich ihr kein Geruch mehr anhaftete. Sie trat zu Munuel, der schon seit einer Weile schweigend abseits saß. Sie setzte sich zu ihm.
    »Du bist sehr nachdenklich. Was ist?«
    Munuel deutete zu dem Sockel, auf dem die Canimbra gelegen hatte. »Das Zeichen da!«, sagte er. »Es ist das Symbol von Sardin, und ich weiß nicht, was es hier zu suchen hat.«
    »Sardin? Den Namen habe ich doch schon mal gehört! Was hat er zu bedeuten?«
    »Sardin war das Oberhaupt der Bruderschaft von Yoor, damals vor zweitausend Jahren. Wir fanden das Symbol schon in Hegmafor vor dreißig Jahren. Nachdem ich es entschlüsselt hatte, hat es mich auf die Spur der Bruderschaft gebracht.«
    »Und was ist an diesem Sardin so besonderes?«
    Munuel spitzte nachdenklich die Lippen. »Es taucht mir zu oft auf, dieses Wort, verstehst du? Der Mann, der beim Gasthaus an der Morneschlucht von den Dunklen Wesen umgebracht wurde, rief es aus.«
    Leandra gab sich erstaunt. »Wirklich?«
    »Nun ja - Victor hörte es nicht richtig, weißt du? Er sagte, der Mann hätte vielleicht einen Frauennamen gerufen.
    Marie. Oder Charin!«
    »Ah!«, machte Leandra gedehnt. »Sardin, Charin. Ja, das klingt ähnlich. Bist du eigentlich darauf gekommen, wer dieser Mann gewesen sein könnte?«
    »Ich weiß es schon lange«, sagte Munuel. »Seit Victor ihn mir beschrieb.«
    »Wirklich? Warum hast du nichts gesagt? Wer war es denn?«
    »Lakorta.«
    »Lakorta ...? Hm. Mir ist fast, als hätte ich den Namen schon mal gehört. Ist das nicht ein Gildenmagier gewesen?«
    »Ganz recht, mein Kind. Lakorta müsste aber eigentlich im Turm der Stürme umgekommen sein, zwei Tage bevor wir damals Savalgor erreichten.«
    Leandra verzog den Mund. Diese Dinge sagten ihr nicht viel.
    »Lakorta war von Jockum ausgesandt worden, um vom Turm der Stürme aus den Palast zu beobachten. Ob sich dort jemand verbotener Magie bediente, verstehst du?«
    Sie nickte.
    »Dann wurde auf den Mann, der sich dort im Turm aufhielt, ein Dämon gehetzt. Er starb, wurde buchstäblich zerrissen. Aber es kann nicht Lakorta gewesen sein, denn ich bin sicher, dass es Lakorta war, den Victor am Gasthaus an der Morneschlucht sah.«
    Leandra kratzte sich an der Nase. »Wenn Victor tatsächlich Lakorta gesehen hat«, folgerte sie, »dann muss er diesen Turm verlassen haben, ohne dass ihr es wusstet. Und wenn er dann auch noch von dem Totenzug gejagt wurde und das Wort >Sardin< bei seinem Tod ausrief, dann ...«
    Munuel nickte bestätigend. »Ja, da ist was faul. Sehr faul sogar. Ich habe mir das Zimmer im Turm der Stürme angesehen, wo Lakorta angeblich umkam. Aber es muss jemand anderes gewesen sein. Weißt du, was ich dort sah?«
    Sie blickte ihn an, und er konnte fast hören, wie es in ihrem Gehirn tickerte. »Sardins Zeichen vielleicht?«, fragte sie.
    Munuel schnaufte. Dieses Mädchen war ihm manchmal schon fast zu intelligent. »Du hast Recht, Prinzessin«, sagte er. »Der Sterbende muss es mit seiner blutigen Hand vor seinem Tod an die Wand geschmiert haben. Es war nicht allzu deutlich, aber ich habe es erkannt.«
    Leandra schüttelte sich. »Das klingt nicht gut.«
    »Ich fand auch in einem Buch aus von Jacklors Bibliothek Sardins Zeichen. Und nun hier.«
    Leandra runzelte die Stirn. »Was schließt du daraus?«
    Er kaute auf der Lippe. »Ich weiß nicht. Hier dürfte es schon seit zweitausend Jahren eingemeißelt sein. Aber an allen übrigen Orten, wo es auftauchte, war es eindeutig neueren Datums.«
    Leandra lief ein Schauer über den Rücken.

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