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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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seines Meisters, und das befriedigte ihn über die Maßen. Er war für Sardin absolut unverzichtbar, und deswegen hatte er auch keine Angst vor ihm.
    »Gut«, knurrte Sardin, und seine abartigen Züge spiegelten Hass und unirdischen Zorn. »Ruft Dämonen herbei!
    Stellt ihnen Fallen! Vernichtet diese Brut! Ich dulde keine Unterbrechung mehr in der Vollendung unseres Werks! Der Pakt muss nun endlich Gültigkeit erlangen. Viel zu lange schon dauert unser Kampf, und die Drakken werden immer ungeduldiger.«
    Die Drakken, hallte es durch Chasts Geist. Der Pakt! Noch immer vermochte er sich keine Vorstellung davon zu machen, welch unerklärliches Ziel Sardin verfolgte. Er hatte schon seltsame Legenden vernommen über das, was vor zweitausend Jahren stattgefunden haben sollte, aber er war sich noch immer unschlüssig über den wahren Hintergrund dieser Dinge.
    »Ich sehe in deinen Augen wieder die alten Zweifel aufsteigen!«, knirschte Sardin wütend.
    Chast bemühte sich, seinen Unglauben, so weit es irgend möglich war, zu verbergen. »Ihr habt bis heute kein Mitglied der Bruderschaft über diesen ... Pakt... vollständig in Kenntnis gesetzt, Meister. Ich mache mir Sorgen, ob ich unsere Strategien zielgenau und umfassend durchzuführen vermag, wenn ich nicht weiß, was hinter alledem steckt.«
    »Das lass meine Sorge sein!«, donnerte Sardin zu ihm herab. Chast erschauerte abermals.
    Sardin wandte sein verzerrtes Gesicht nach oben und hob beschwörend die Hände. »Ihr werdet alles früh genug verstehen, ihr Kleingläubigen!«, sagte er mit überraschend sanfter, ja beschwörender Stimme. »Euch werden Wunder zuteil werden, die sich keiner von euch auch nur vorzustellen vermag. Wir werden uns zu den Herrschern des Universums aufschwingen! Wir ..-.«
    Plötzlich verwandelte sich sein Gesichtausdruck wieder zu jener grotesken, starren Maske, die aus einem lieblichen Gesicht und dem dahinter schlummernden Ausdruck von roher Gewalt und Zerstörungswut bestand.
    Er deutete mit drohendem Finger auf Chast. »Nein! Nur jene, die sich dieses Wunders für würdig erweisen, werde ich mit mir nehmen! Und nun geh, du Furz! Vernichte diesen Magier und treibe die Übernahme der Macht weiter voran! Dann will ich sehen, ob ich dich vielleicht doch nicht zerquetsche!«
    Chast wandte sich auf der Stelle um. Wut stand in seinem Gesicht, die er Sardin nicht zeigen wollte. Er hatte die martialischen Auftritte seines Meisters hassen gelernt. Ihn verlangte es nach anspruchsvollen, intelligenten Dialogen, nach etwas, das seine Kreativität und Phantasie herausforderte. Diese unerträgliche Anbrüllerei und der gnadenlose Befehlston hingen ihm zum Hals heraus.
    Er marschierte hinaus. Zum Ausgleich für diese enervierenden Auftritte Sardins nahm er sich vor, den Kampf gegen diese lächerliche kleine Armee der Gilde zu seinem persönlichen Vergnügen zu gestalten.
    Victor hatte sich für einige Zeit ganz in den Westen der Tempelstadt zurückgezogen, an einen stillen Ort irgendwo unterhalb der hohen Mauer. Dort hatte er sich seinen Gedanken hingegeben.
    Es war kaum erklärlich, wie ein so junges Mädchen wie Leandra eine solche Weisheit besitzen konnte. Denn alles, was sie gesagt hatte, war wahr. Er wusste, dass er das Trivocum wieder verlieren würde, wenn er sich jetzt nicht auf das, was sie gesagt hatte, wirklich einließ. Er musste den Weg finden, Dinge einfach glauben zu können, ohne dass ein greifbarer Beweis vorlag. Nur so konnte er den Zugang zu Welten erlangen, die seiner normalen Wahrnehmung verborgen waren. Und nur so würde es ihm gelingen, bei normalem Verstand zu bleiben, denn er liebte sie mehr als alles andere - mehr als sein eigenes Leben.
    Es wurde zu einer Reise in sein Innerstes, und es mochte sein, dass er in diesen wenigen Stunden mehr über sich erfuhr, als in den sechsundzwanzig Jahren zuvor. Bilder aus seiner Kindheit, seinem Leben spielten sich vor seinen Augen ab. Sein Vater war früh gestorben, seine Mutter war eine dumme, eigensüchtige Person gewesen, die er schon früh verlassen hatte. Er hatte nie gelernt, jemandem Vertrauen zu schenken. Seine Kunst, sich durchs Leben zu schlagen, lag darin, mit Verstand an die Dinge heranzugehen und eine Lösung zu finden. Die Masse seiner unterdrückten Gefühle äußerte sich durch seine künstlerischen Neigungen, durch die er auch Anerkennung fand. Leandra war die erste Person in seinem Leben gewesen, von der er sich gestattet hatte, wirklich etwas zu lernen. Und plötzlich sah er

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