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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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reagierte augenblicklich auf die kleinste Veränderung des Schubvektors und schoss in jede Richtung davon, die Roscoe ihm mit den Finger- oder Fußspitzen befahl. Dabei aber dämpfte das Trägheitssystem alle zu hatten Kurswechsel, sodass er das Schiff nicht übersteuern konnte. Es gab nur eine Möglichkeit, die Rail auszutricksen: er musste sie so lange auf Distanz halten, bis ihr Triebwerk ausgebrannt war. Aber das konnte dauern. Langsam kam der Asteroidenring naher, und wenn er nicht riskieren wollte, mit einem größeren Brocken zu kollidieren, musste er ihn weiträumig umfliegen. Kleinere Brocken, bis etwa Daumengröße, würde die Kerastahlhülle des Hoppers aushalten, selbst bei einer Geschwindigkeit von mehreren Tausend Sekundenmeilen. Kerastahl war für so etwas erfunden worden, außerdem war der Hopper schlank und bot nicht allzu viel frontale Aufschlagsfläche.
    Die Worte Leandras signalisierten ihm, dass die Rail nahe war, und er zog den Hopper nach backbord und oben, als die ersten Steinchen auf die Hülle prasselten. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich auf dem Ortungsdiagramm das Symbol des Hoppers von dem der Rail wieder entfernte. Beinahe hätte er gejubelt.
    Es war ein phantastisches Gefühl, so viel Schub unter dem Hintern zu haben, dass man einer Rail davonfliegen konnte. Beinahe bedauerte er, dass die Kompensatoren den ganzen Beschleunigungsdruck abfingen – er hätte gern etwas davon verspürt.
    Allerdings nur etwas. Hätten sie alles abbekommen, wären sie in Sekundenbruchteilen zerquetscht worden.
    Nun hatten sie die Grenze des Asteroidenrings erreicht. Er lag unterhalb von ihnen, und Roscoe wusste, dass er es nun nicht mehr schwer haben würde, die Rail abzuschütteln. Sie konnte kaum mehr als eine halbe Million Meilen weit fliegen, ehe ihr Antrieb ausgebrannt war. Es müsste ihm eigentlich gelingen, sie so lange auf Distanz zu halten.
    Beinahe hätte er laut nach Sandy gerufen und Ortungsdaten von ihr verlangt. Roscoe seufzte bitter. Nie wieder würde er ihre beruhigende Stimme hören. Immerhin hatte er Leandra. Ihre Stimme war ebenfalls angenehm.
    Ein hausgroßer, brauner Brocken schälte sich aus dem All und wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden. Mit einer scharfen Kurskorrektur wich er ihm aus. Der Hopper ächzte, und für Momente schien es, als wollte sie eine Riesenfaust der auftretenden Fliehkräfte zerdrücken. Dann hatten die Kompensatoren nachgesteuert, und sie schossen in einer flachen Kurve aus dem G-Knoten heraus. Die Rail korrigierte besser und kam ihnen für Sekunden gefährlich nahe. Leandra stieß einen Warnruf aus, und Roscoe reagierte schnell - Augenblicke später gewannen sie neuen Abstand. Dann hatten sie den Ring überflogen, die Prasselgeräusche verebbten. »Wir müssen weg von den Fregatten!«, sagte Roscoe und zog den Hopper nach Backbord und unten, um den Ring zwischen sich und die Verfolger zu bringen. »Sonst schicken sie uns noch eine Rail hinterher!«
    Kurz darauf leuchtete hinter ihnen etwas auf – es war an einem plötzlichen Widerschein auf den vor ihnen schwebenden Trümmern zu erkennen. Das rot blinkende Dreieck auf dem Orrungsschirm erlosch. Roscoe schnaufte erleichtert. »Das war’s – für den Moment. Entweder ist sie mit einem zu großen Brocken zusammengestoßen, oder sie hat sich selbst gezündet, nachdem sie ausgebrannt war.«
    »Werden sie uns weiter verfolgen?«, fragte Vasquez bang.
    Roscoe hätte viel gegeben, wenn Sandy jetzt hier gewesen wäre. Sie hätte ihm sagen können, wo die Sentrys waren. »Wenn wir Glück haben«, erklärte er Vasquez, »sind die Fregatten auf der anderen Seite des Rings. Dann haben sie nur die Explosion mitgekriegt und denken vielleicht, es hat uns erwischt.«
    Er zog den Hopper noch weiter nach Backbord und tauchte hinter den Asteroidenring. Für eine ganze Weile flog er auf der Innenseite des Rings entlang, dann nahm er den Schub weg, gab Gegenschub und steuerte den Hopper an einer günstigen Stelle mitten in das dichte Asteroidengewirr des Rings hinein.
    »Ich denke, wir haben’s geschafft«, flüsterte er, so als könnten ihn die Drakken sonst hören. »Die Rail ist zerstört, und hier werden sie uns so schnell nicht finden.«
    Sie starrten ehrfurchtsvoll hinaus, wo sich die Trümmer des einstigen Planeten mit erhabener Würde um ihre eigene Achse drehten, manche sehr langsam, andere mit entnervender Geschwindigkeit. Sie schwebten viel weniger dicht beieinander, als Roscoe gedacht hatte, aber die Masse

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