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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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meiner Leute getötet, Exzellenz. War das nötig?«
    Der Pontifex schüttelte den massigen Schädel und deutete Wes hinterher. »Mein Schwert war nur auf Betäubung eingestellt, mein Sohn. Der Junge ist bei den anderen. Inzwischen dürfte er wieder wach sein.«
    Rowling atmete auf. Er wandte sich an Bauer… nein, Bruder Giacomo hieß er ja. Er befahl ihm, die Rampe zu schließen. Giacomo gehorchte. Die Rampe glitt summend herauf und wurde zu einem Teil des Schiffsbodens. »Ich muss Sie bitten, Exzellenz, uns bis zu den Halfmoon-Inseln zu begleiten. Dort werden wir von einer Raumyacht abgeholt und werden Sie verlassen. Sofern Sie uns keine Schwierigkeiten bereiten, wird niemandem etwas geschehen.«
    Der Papst nickte. »Das klingt nach einem akzeptablen Vorschlag, mein Sohn.«
    »Leider werde ich Ihnen für die Dauer des Flugs die Hände zusammenbinden lassen müssen.«
    »Wie? Du willst deinen Heiligen Vater fesseln?«
    »Was bleibt mir übrig? Sie sind der wahrscheinlich stärkste Kämpfer in der gesamten Föderation. Wenn ich Ihnen auch nur nahe komme, werden Sie mir schneller den Schädel einschlagen, als ich Pontifex sagen kann.«
    Der Papst schüttelte den Kopf. »Den Schädel einschlagen? Du hältst mich für sehr viel kriegerischer, als ich es bin, mein Sohn.
    Ich bin ein Bringer des Friedens und nicht des Krieges.«
    »Und warum haben Sie dann versucht, mich in eine Falle zu locken? Und meine Männer hinterrücks angegriffen?«
    »Oh, das war etwas anderes…«
    Ooje kam herein. »Boss! Welch ein Glück! Ich dachte schon…«
    Er blieb stehen und starrte den riesigen, am Boden sitzenden Ajhan an. »Da ist er ja«, flüsterte er. »Was ist das nur für ein Monster? Wie kommt der denn…?«
    »Reiß dich zusammen, Ooje!«, zischte Rowling seinen jungen Gefährten an. »Das ist unser Heiliger Vater!«
    Ooje starrte ihn an und verzog das Gesicht. Im Unterhemd, mit seinen zerzausten schwarzen Haaren und dem Sechs-Tage-Bart gab er nicht gerade das Bild eines gelehrten jungen Mannes ab.
    »Wer?«, fragte er.
    »Der Heilige Vater, der Papst, du Ochse! Benimm dich anständig. Er ist auf einer Mission hier und hat uns nur irrtümlich angegriffen. Nicht wahr, Exzellenz?«
    »Das werden wir in Kürze geklärt haben«, antwortete der Papst verbindlich.
    Ooje stand mit offenem Mund da und starrte den noch immer sitzenden Ajhan an. Der reichte dem stehenden Ooje bis zur Brust.
    »Hol dir eine Waffe und etwas, womit du ihm die Hände binden kannst. Los, Mann – und glotz nicht so!«
    Ooje benötigte noch einige Augenblicke, ehe er sich losreißen konnte.
    »Ich würde es bevorzugen, nicht gefesselt zu werden«, sagte der Papst.
    »Glaube ich Ihnen gern, Exzellenz. Ist mir aber zu gefährlich.«
    »Glaubst du? Ich meine… glaubst du an Gott, mein Sohn? An die Existenz des Schöpfers?«
    Rowling holte Luft, überlegte, ob es ein Fehler sein konnte, ehrlich zu sein. »Um die Wahrheit zu sagen, Exzellenz – eher nein.
    Der da oben, er hat mir noch nie geholfen. Wir sind keine Freunde.«
    Der Papst lächelte milde. »Und doch glaubst du an ihn, an seine Existenz. Gerade eben hast du es eingeräumt. Du denkst, du könntest ihn strafen, indem du ihm die Verehrung, das Gebet verweigerst.
    Aber das tut nichts zur Sache. Er liebt dich trotzdem. Denkst du, dass ich glaube?«
    »Sie?« Rowling war überrascht. »Na, das würde ich doch meinen, oder?«
    Wieder lächelte der Papst. Die Ähnlichkeit der Gesichtsausdrücke zwischen Menschen und Ajhan war erstaunlich – und zugleich erleichternd. Es kam selten zu Missverständnissen. »Du hast Recht, mein Sohn. Natürlich glaube ich an Gott. Und deswegen möchte ich dir einen Vorschlag machen. Erspare mir die Würdelosigkeit des Fesselns und nimm mein heiliges Versprechen entgegen, mit Gott als Zeuge, dass ich niemanden angreifen werde.
    Vorausgesetzt allerdings, du versprichst selbst, dein Wort zu halten.«
    »Mein Wort? Dass ich Ihnen nichts tun werde?«
    »Richtig.«
    Rowling musterte den Ajhan. Die Fremdwesen, die weit entfernt aus dem Ursa-Quad-Sektor stammten, besaßen unter Menschen einen durchweg guten Ruf. Sie waren verlässlich, geduldig und klug, hatten ein festes Gemüt und waren häufig sogar gütig und hilfsbereit. Natürlich gab es auch unter ihnen schwarze Schafe, aber da wurden sie von den Menschen um Längen geschlagen.
    Dass ausgerechnet der Papst zu denen zählen sollte, erschien Rowling schwer vorstellbar. Die Aussicht hingegen, den Pontifex zu schonen und dadurch

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