Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
seine Gunst – oder wenigsten ein bisschen davon – zu erlangen, war verführerisch. In Kürze würde er, Rowling, auf der Liste der meistgejagten Männer der GalFed einen der Spitzenplätze einnehmen. Vielleicht gelang es ihm, auf diese Weise ein paar Dutzend Plätze abzusteigen.
»Was passiert Ihnen, wenn Sie Ihr Versprechen brechen?«, fragte Rowling. »Wird Gott Sie strafen?«
Der Papst zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt glaube ich, dass er mir verzeihen würde. Ich bin sein Vertreter unter den Lebenden und der höchste kirchliche Würdenträger eines ganzen Sternenreiches. Niemand hat das Recht, mich zu bedrohen, so wie du das tust, mein Sohn.«
»Dann weiß ich nicht, ob ich es riskieren kann.«
»Du kannst es. Denn so einfach mache ich es mir nicht. Ich habe ein schweres Amt und muss meinen Glauben und meine Kraft bewahren. Und das kann ich nicht, indem ich mir beliebige Lügen leiste und darauf baue, dass Gott meine Fehlerhaftigkeit schon ausbügeln wird.«
Der Mann war entwaffnend. Wieder beeindruckte er Rowling, flößte ihm sogar Vertrauen ein.
Ein Weile dachte er nach. »Also gut. Ich bin einverstanden, Exzellenz. Ich werde Sie aber von Ooje mit diesem Laserblaster bewachen lassen – rein der Vorsicht halber. Der Junge ist schnell!«
»Schon gut«, sagte der Papst. »Darf ich nun aufstehen?«
»Habe ich Ihr Wort? Ihr… heiliges Versprechen, mit Gott als Zeuge, wie Sie sagten?«
Der Papst schloss die Augen, neigte den Kopf ein wenig und vollführte mit der rechten Hand das Zeichen des Schwans.
»Hiermit verspreche ich es – im Namen meines Schöpfers.«
Rowling ließ die Waffe sinken. Innerlich atmete er auf. Er war kein Freund der Kirche und hatte den Pontifex Maximus bisher für nichts als einen brutalen Kriegsherrn gehalten, der weit entfernt, auf Schwanensee, über ein Heer verbohrter Fanatiker gebot. Diese Meinung schien nicht ganz korrekt zu sein.
Ooje kam wieder zu ihnen; er trug eine mächtige TS-Rifle, ein Monster von einer Waffe, und er hatte einen kräftigen Textil-Riemen bei sich.
Rowling nahm ihm beides ab und drückte ihm den kleinen Laserblaster in die Hand. »Hier, nimm das.
Halte dich immer in seiner Nähe auf und sei wachsam.«
»Du willst ihn… nicht fesseln, Boss?«
»Nein. Er hat versprochen, ruhig zu bleiben.«
»Und das glaubst du ihm?« Oojes Worte waren ein einziger Vorwurf.
Rowling blickte auf, sein Blick war ärgerlich. »Ja, ich glaube ihm!«, fuhr er Ooje an. »Er ist der Papst!« In Wahrheit aber ärgerte er sich über sich selbst. Ein Mann wie er konnte sich nicht leisten, irgendjemandem zu vertrauen.
18
Zauberei
R oscoe wusste nicht, ob es nur seine nervöse Sorge war, die ihn glauben ließ, die Atemluft werde schlechter, oder ob sie wirklich langsam verdarb. Das Warnsignal blinkte noch immer, aber er war nicht imstande, die Zeichen auf dem Monitor genau zu deuten. Vasquez saß hechelnd am Boden, er selbst fühlte sich zunehmend unkonzentrierter. Leandra hingegen wirkte nur etwas müde, gab sich aber sonst umgänglich und lächelte noch immer.
Er hatte ihr begreiflich zu machen versucht, dass er etwas suchte, etwas, das sich an großen Asteroiden befand. Obwohl sie nicht wissen konnte, wonach er Ausschau hielt, peilte sie aufmerksam zum Cockpitfenster hinaus und betrachtete jeden Asteroiden genau. Sobald sie irgendetwas Ungewöhnliches entdeckte, gab sie ihm Bescheid, aber ein ums andere Mal musste er ihr signalisieren, dass es nicht das gewesen war, was er zu finden hoffte.
Endlich hatten sie einen ersten Erfolg. Nachdem sie den Hopper für Stunden zwischen den zahllosen großen und kleinen Felsbrocken hindurch manövriert hatten, entdeckte Vasquez, die sich hin und wieder erhob, um bei der Suche mitzuhelfen, weit auf der Steuerbordseite endlich ein ganze Gruppe von sehr großen Asteroiden, jeder von ihnen mindestens eine Viertelmeile im Durchmesser. Roscoe schwenkte den Hopper hoffnungsvoll herum und steuerte ihn durch das Meer der Trümmerstücke. Immer wieder donnerten kleinere gegen die Schiffshülle, das war nicht zu vermeiden.
Aber der Hopper flog langsam, und außer den entnervenden Geräuschen blieben sie von Schäden verschont.
Dann verließen sie mit einem Mal das dichte Feld und durchflogen einen Bereich, in dem beinahe freier Raum herrschte – abgesehen von einer großen Zahl mächtiger Felsbrocken; es mochten über hundert sein. Schon am ersten, dem sie nahe kamen, entdeckten sie etwas Ungewöhnliches.
»Da, Roscoe!«,
Weitere Kostenlose Bücher