Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
sich von seinem Sitz direkt in einen Kniefall hinabgleiten und sah mit flehentlichen Blicken zu seinem Hohen Meister auf.
»Ich beschwöre Euch, Meister, vertraut mir – gebt mir eine Chance! Man kann nachts mit diesen Schiffen fliegen! Die Geräte der Drakken machen das möglich. Und es ist ebenso gewiss, dass es die Drachen sind, die uns immer wieder aufspüren; sie sind überall, und sie können tatsächlich miteinander reden, Meister!«
Er musterte angstvoll Rasnors Miene, aber der starrte ihn nur aus blitzenden Augen an. »Doch nachts, Hoher Meister«, fuhr Marius fort, »nachts können sie nicht fliegen. Nicht wir, sondern die Drachen sind es, die dann nichts sehen können! Wir hingegen…« Er blickte nach vorn, wo die beiden Drakkenpiloten an der großen, schrägen Instrumententafel hantierten. Rasnor sah ebenfalls dorthin, sein Blick voller Unmut und Zweifel. Marius wusste, dass Rasnor nicht ganz Unrecht hatte, denn es hatte bereits Unfälle gegeben. Mehr als zehn ihrer wertvollen Flugschiffe hatten sie durch Drachenangriffe verloren. Außerdem hatten sich die Drakken nicht gerade als besonders gewitzte Piloten erwiesen. Er war überzeugt, dass er selbst schon jetzt jeden gewöhnlichen Drakkenpiloten in der Kunst des Fliegens übertraf.
»Wenn unsere Gegner erst dahintergekommen sind, was wir vorhaben, Hoher Meister«, fuhr Marius fort, »können sie direkt etwas dagegen unternehmen. Dann wird es schwierig für uns.«
Das war eine Anspielung auf den Verlust des Schiffes in den Ruinen von Thoo, und Rasnor verstand sie. »Das weiß ich selbst!«, schnappte er.
»Ihr müsst mehr Vertrauen in die Technik der Drakken aufbringen, Meister. Wenn wir sie uns zunutze machen, kommen wir viel schneller zum Ziel.« Rasnor stand inzwischen seitlich zu dem immer noch knienden Marius und starrte auf ihn herab wie auf eine Schlange. Sein größtes Problem war, so jedenfalls empfand es Marius, dass er ein übermäßiges Misstrauen hegte – gegen alles und jeden.
»Und dann könnten wir vielleicht auch… diesen Victor…«
Rasnor trat einen schnellen Schritt auf Marius zu und zerrte ihn hoch. »Was können wir dann mit Victor?«, fragte er scharf.
Marius’ Knie schlotterten. Er wusste, dass sein Meister in der Lage war, ihn mit einer seiner mörderischen Magien auf der Stelle zu töten. Man erzählte sich Wunderdinge über Rasnor. Er hatte immerhin den großen Meister Fujima getötet, einen der mächtigsten Magier der Welt! »Ich meine… wir könnten ihm eine Falle stellen. Und ihn töten.«
»Eine Falle?«, fragte Rasnor verächtlich. »Wie willst du das anstellen?« Er ließ ihn wieder los. »Ihn in eine Falle zu locken, das wäre…« Seine Worte wurden von einem schrillen Piepen durchschnitten. Alarmiert fuhr er herum. Marius erhob sich. Wie sein Meister kannte er dieses Geräusch. Es ertönte immer dann, wenn sich etwas Großes auf ihr Schiff zubewegte. Etwas Großes, das kein anderes Drakkenschiff war. Marius trat zu den Seitenfenstern und suchte den Himmel ab.
»Da!«, rief er und deutete nach Süden. Rasnor fuhr herum und blickte in die angegebene Richtung. Es waren mindestens ein Dutzend Sturmdrachen. Sie hatten sich weit hinauf in den Himmel gearbeitet; nun stießen sie mit hoher Geschwindigkeit aus der Höhe auf sie herab.
Marius wurde blass. Er fuhr zu Rasnor herum.
»Meister! Befehlt mich ans Steuer – ich beschwöre Euch! Die Drakken werden nur wieder beschleunigen, etwas anderes fällt denen nicht ein! Schnell! Sonst sind wir tot!«
Zum Glück besaß Rasnor eine Winzigkeit mehr Vertrauen zu ihm als zu den Echsenwesen. Er wandte sich zu den beiden Piloten um und bellte ihnen den Befehl zu, dass sie Marius ans Steuer lassen sollten.
Marius sprang los.
Sein letzter Blick durchs Fenster hatte ihm gezeigt, dass die Drachen rasend schnell näher kamen. Kaum saß er in der engen Steuerkabine auf dem seltsam geformten linken Sitz, griff er nach hinten und drückte den Hebel, den ein Drakkenpilot mit seinem Schwanz bediente, ganz nach unten. Er konnte kaum noch »Festhalten!« brüllen, da verlor das Boot auch schon rapide an Geschwindigkeit.
Rasch trat er in die Pedale und ließ es schräg nach rechts unten aus dem Kurs fallen – eine Richtung, die der Flugbahn der Drachen zuwider lief.
Schon heulte einer der Sturmdrachen mit pfeifendem Geräusch über das Kabinendach hinweg ins Leere.
Augenblicke später erhielt das Boot einen heftigen Schlag gegen die vordere rechte Seite. Das Glas der
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