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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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distanziert und respektvoll wie möglich aufzutreten, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie in Wahrheit die Shaba von Akrania war. Doch sie führte ihn schon lange auf der Liste ihrer engsten und wichtigsten Freunde. Ohne seine Hilfe hätte sie es niemals bis zu Roya geschafft, und damit wäre es aller Wahrscheinlichkeit nach niemals zum Befreiungsschlag gegen die Drakken gekommen. Cleas hatte damals, um ihr die Flucht zu ermöglichen, sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Dass er noch lebte, war wie ein Geschenk höherer Mächte.
    »Meine Shaba…«, stammelte er. »Du hörst jetzt ein für alle Mal damit auf!«, herrschte sie ihn an und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Du bist mein Freund, mein Lebensretter! Ich will verdammt sein, wenn ich mich von dir mit Euch und Shaba anreden lasse – wie von einem Fremden!«
    Er starrte sie ungläubig an, und dann endlich löste sich seine Befangenheit. »Darf… darf ich mich setzen?«, fragte er mit unsicherer Stimme. Nun erst bemerkte Alina, wie wacklig er auf den Beinen war. Sie half ihm auf einen Polsterstuhl. Als er saß, betrachtete er das Möbel unter sich, so als hätte er Angst, das königliche Gestühl mit seiner unwürdigen Erscheinung zu beschmutzen. Sie kniete sich vor ihn und nahm seine Hand. »Meine Güte, Cleas, du sieht völlig erledigt aus! Was ist geschehen?«
    Er stieß ein tiefes Seufzen aus und ließ sich zurücksinken. »Ich… ich bin geflohen«, sagte er. »Zusammen mit drei anderen Magiern. Gerade erst kam ich mit einer Fischerschaluppe im Hafen an. Ich bringe leider keine guten Nachrichten.«
    »So?« Alina tauschte ahnungsvolle Blicke mit Leandra. Dann zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihm.
    Cleas holte tief Luft; er schien unendlich müde zu sein. »Damals, nachdem wir uns getrennt hatten, erwischten mich die Drakken. Ich hatte es schon befürchtet, nach allem, was wir auf dem Hinweg angerichtet hatten.«
    Alina nickte verstehend. Ihre Flucht war dramatisch verlaufen.
    Unter anderem waren dabei mehrere Drakken und ein Bruderschaftler umgekommen, und sie hatten sogar den Absturz eines kleinen Drakkenbootes mitten im Fluss verursacht. »Ich konnte mich nur retten, indem ich zugab, Magier zu sein. Sie verfrachteten mich in ein Flugschiff und brachten mich über mehrere Stationen bis zu einer kleinen Insel. Sie liegt, wenn ich das richtig sehe, irgendwo weit draußen vor der Südwestküste im Meer. Dort war ich mit anderen Magiern eingesperrt – monatelang.«
    »Monatelang?«
    »Ja. Ein Gefängnis für Magier. Jeder von uns in einer einzelnen Zelle, unterirdisch. Sie beobachteten uns den ganzen Tag und drohten, uns alle zu töten, wenn auch nur einer einen Ausbruch wagen sollte. Keiner blieb länger als drei Tage in diesem Gefängnis, dann wurde er weiter transportiert. Nur ich selbst, ich blieb länger. Ich weiß nicht, warum.« Alina stellten sich die Nackenhaare auf. Beunruhigt sah sie zu Leandra, die ihr einen besorgten Blick zuwarf. Was Cleas da erzählte, klang nicht so, als hätten sie Anlass, alle Kümmernisse der Vergangenheit vergessen zu können. »Wir wurden verpflegt und konnten uns waschen, das aber war alles. Ich bekam kaum je einen der anderen zu Gesicht. Dann aber, etwa zwei Wochen, nachdem man mich eingesperrt hatte, änderte sich alles. Die meisten Drakkensoldaten verschwanden.
    Ich erfuhr erst vor einer Woche, als wir endlich bei Tronburg die Küste erreichten, was geschehen ist.«
    Er nahm Alinas Hand, die direkt vor ihm saß, und sagte: »Du hast es geschafft, nicht wahr? Du hast deine Freundin in den Bergen gefunden, und deswegen kam es zu dem Krieg gegen die Drakken. Und ihr habt ihn gewonnen.«
    Alina lächelte verlegen und sah kurz zu Leandra. »Ja, das stimmt. Aber das geht beileibe nicht allein auf mich zurück. Viele haben mitgeholfen. Einer der wichtigsten warst du.« Cleas schenkte ihr ein dankbares Lächeln. »Ach, ich habe nur einen kleinen Teil dazu beigetragen. Stell dir vor, Renash wäre nicht gewesen. Oder dein Hund.« Er blickte sich um. »Wie geht es ihm?«
    Alina schlug die Augen nieder. »Benni… leider ist er tot. Er ist damals im Ramakorum umgekommen. Beim Absturz eines Drakkenbootes.«
    »Oh, Alina… das tut mir Leid…« Sie brachte ein bitteres Lächeln zustande. »Schon gut, Cleas. Danke für deine Anteilnahme. Aber nun erzähl weiter. Du sagtest, alles hätte sich dort geändert, in diesem Gefängnis.«
    Er nickte, ließ ihre Hand wieder los und lehnte sich müde zurück.

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