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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sich nicht sonderlich um ihr Befinden gesorgt.
    Sie war stets fröhlich und umgänglich gewesen, und er hatte sich in dieser Situation wohl gefühlt und es einfach dabei belassen. Dass es Alina offenbar doch nicht so gut ging, war ihm gar nicht aufgefallen.
    »Magst du sie denn gar nicht?«, fragte Leandra.
    »Doch, natürlich!«, beeilte er sich zu versichern.
    »Das hab ich dir doch schon gesagt! Und auch Marie …«
    Sie sahen sich lange an, Victors Gedanken pulsten schwer durch seine Schläfen. Er fühlte sich schuldig, die ganze Zeit über nicht nachgedacht zu haben.
    »Ich mag sie wirklich«, bemühte er sich wieder zu erklären.
    »Aber… ich käme mir vor wie… ein Verräter. Dir gegenüber.«
    Leandra stöhnte. »Nun vergiss mich doch endlich!
    Ich habe längst einen neuen Freund. Was glaubst du, wie viele…«
    »Was?«, keuchte er. »Du hast…?«
    Sie sah ihn unschuldig an. »Natürlich. In Angadoor. Denkst du, ich hab die ganze Zeit nur Trübsal geblasen? Denkst du, du wärest der einzige Mann auf der ganzen Welt?«
    Victor bemühte sich, die Fassung zu bewahren. Er suchte in Leandras Miene nach einem Beweis dafür, dass es stimmte, was sie da behauptete. »Wer ist es?«, verlangte er scharf zu wissen.
    »Kenne ich ihn? Wie lange bist du schon mit ihm zusammen?«
    Ihre Miene trübte sich. »He!«, beschwerte sie sich. »Was soll das? Bin ich dir etwa Rechenschaft schuldig?«
    Victors Herz schlug dumpf und dröhnend. Alles in ihm drängte danach, aus Leandra die Wahrheit herauszuschütteln. Er vermochte nicht zu glauben, was sie da behauptete. Wahrscheinlich erfand sie diese Geschichte nur, um ihn in Alinas Arme zu treiben.
    »Du glaubst, ich lüge!«, warf sie ihm vor.
    »Nein, ich…«
    »Doch, ich sehe es dir an!«, sagte sie wütend.
    »Weißt du was? Du bist wie ein Kind, das von seinem Lieblingsspielzeug nicht lassen kann, obwohl es immer größer wird.
    Kannst du nicht endlich mal erwachsen werden? Du lebst hier bei einer Frau, die dich liebt! Bekenne dich endlich dazu oder verlasse sie! Sie hat es nicht verdient, dass du sie so behandelst! Deine blöde Unentschlossenheit geht mir auf die Nerven. Und nicht nur mir!«
    Damit ließ sie ihn stehen und marschierte zur Tür.
    Krachend fiel sie hinter ihr ins Schloss.
    Victor stand wie vom Donner gerührt.
    Und als wollte das Schicksal ihm noch eine weitere Ohrfeige geben, öffnete sich die Tür kaum zehn Sekunden später, und Alina kam herein.
    »Was war denn los?«, fragte sie erstaunt. »War Leandra wütend? Die Tür hat ganz schön gekracht.«
    Victor atmete tief ein und aus. Dann nickte er.
    »Ja, das war sie.«
    »Und weshalb?«
    Victor sah sie an, blickte in ihre Augen, die immer noch voller Wärme und Wohlwollen und Geduld waren – und endlich verstand er. Endlich wurde ihm klar, warum sie so geduldig mit ihm war.
    Weil sie mich so sehr Hebt.
    Alina setzte ihn nicht unter Druck, im Gegenteil - sie ließ ihm alle Freiheit. Als er all die lästigen Amtsgeschäfte einfach liegen gelassen hatte, um mit Jacko für volle zwei Wochen zu verschwinden, hatte sie sich nicht einmal beklagt.
    Waren es nur zwei Wochen gewesen? Nein, eher drei.
    Er hatte sich nicht einmal um Marie gekümmert.
    »Weil ich so ein Hornochse bin«, sagte er und seufzte.
    Ihr wissendes Lächeln wäre es wert gewesen, auf einem Gemälde verewigt zu werden. »Bist du das?«, forschte sie leise nach und zog die Brauen hoch. In diesem Augenblick geschah etwas mit ihm. Plötzlich fühlte er sich gut aufgehoben bei ihr. Oder besser: er verstand, dass er sich schon seit langem so fühlte – sich so fühlen durfte. Er erinnerte sich an einen Satz, den Jacko vor langer Zeit einmal zu ihm gesagt hatte: »Sie ist wie ein kleiner Schmetterling. Du musst sie frei lassen. Wenn sie zu dir zurückkehrt, dann hast du gewonnen. Tut sie es nicht, dann hat sie dir ohnehin nie gehört!« Jacko hatte damit Leandra gemeint. Es war in der Stadt Tharul gewesen, an einem Tag, an dem Victor Magenschmerzen vor lauter Verliebtheit gehabt hatte. Und dann hatte dieser Jacko auch noch behauptet, dass man dem Menschen, den man so sehr liebte, in solch einem Moment völlige Freiheit gewähren sollte. Sogar mit der Gefahr, dass er tatsächlich nicht wiederkehrte! Genau das war es, was Alina mit ihm tat.
    Und nicht nur für einen Tag, sondern seit Monaten. Ihm wurde ein wenig schwindlig bei dem Gedanken daran, wie wenig er sie beachtet hatte.
    Er nickte bekräftigend. »Ja, ich glaube, ich bin ein

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