Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
verspreche ich dir!«
»Hast du ihn denn gesehen?«, wollte Leandra wissen. »Bist du sicher, dass er es war?«
Victor nickte. »Ja, völlig sicher. Er war kaum zwei Dutzend Schritte von mir entfernt – in den Ruinen von Thoo. Es gab einen Kampf, und wir haben gewonnen. Leider konnte er mit einem Drakkenboot fliehen.«
»Einem Drakkenboot? Ist er immer noch mit ihnen verbündet?«
»Ja. Und ein paar Bruderschaftler waren auch dabei. Rasnor hatte damals schon einen hohen Rang bei den Drakken. Vielleicht ist er jetzt der Anführer dieser ganzen verdammten Brut.«
Alinas Miene zeigte tiefe Besorgnis. »Es sind immer noch ziemlich viele, nicht wahr?«
Victor seufzte. »Ja, leider. Ich hatte gedacht, dass wir sie nun langsam in die Knie gezwungen hatten. Schon über zwei Dutzend Kämpfe haben wir mit ihnen ausgefochten und meistens gewonnen.
Aber es tauchen immer wieder welche auf. Ich fürchte, es sind Hunderte, die überlebt haben.
Vielleicht sogar über Tausend – man kann es nur schwer schätzen.«
Alina stieß einen überraschten Laut aus. »So viele?«
»Ich fürchte, ja. Und dazu kommen noch die Bruderschaftler – wie viele das sind, weiß ich beim besten Willen nicht. Ich fürchte, dieser Ärger wird sich noch eine ganze Weile hinziehen.«
»Habt ihr denn genug Leute in Malangoor?«
»Es geht so. Es gäbe sicher eine Menge Freiwillige, aber wir können kaum Leute hinzunehmen. Nur solche, die über jeden Zweifel erhaben sind. Es wäre eine entsetzliche Katastrophe, wenn die Lage von Malangoor bekannt würde. Aber unsere Leute werden immer besser, und wir verlassen uns zunehmend auf die Macht der Drachen. Wir haben in Royas Höhlen, neben dem Windhaus, eine Art Ausbildungsstätte eingerichtet. Marko bringt den Leuten das Bogenschießen bei, Jacko den Schwertkampf, Quendras kümmert sich um die Magier, und ich…«, er schnitt eine Grimasse, zog aus seiner Jacke ein flötenähnliches Ding und hielt es hoch, »… zeige den Leuten den Umgang mit der tödlichen Wasserspritze!« Drei Augenpaare starrten ihn fragend an. Plötzlich schnellte er aus einem Sessel hoch, biss die Spitze auf und sprang in Richtung Cathryn. Die Kleine quietschte auf, hüpfte davon, und Victor ließ sich fallen, als wäre er gestolpert. Die Spritze entfiel seiner Hand und kullerte Cathryn vor die Füße; es endete damit, dass sie den Triumph davontrug, ihn nass spritzte und sich mit Siegesgeschrei auf ihn stürzte. Während Victor mit ihr kämpfte, fragte er sich, ob Leandra als Kind ein ebenso zauberhaftes, kleines Temperamentsbündel gewesen war.
Alina und Leandra stürzten sich lachend mit ins Gefecht; binnen kurzem war die würdevolle Ruhe der Shabagemächer einem reichlich kindischen Gebalge zum Opfer gefallen.
Der Kampf endete, als Larmos mit steifem Gesichtsausdruck Tee brachte. Sich verlegen räuspernd, erhoben sich alle und strichen sich die Kleider glatt. Als Victor wieder saß und wohlig schnaufte, beobachtete er aus den Augenwinkeln Leandra, die mit leiser Stimme in irgendein Gespräch mit Alina vertieft war.
Sie trug ihre übliche einfache Kleidung: hellbraune lederne Hosen und eine schlichte, dunkelgrüne Tunika mit einer hübsch bestickten Weste darüber, und wie gewohnt tat sie das mit Anmut und wundervoll weiblicher Ausstrahlung. Ihre wilde, rotbraune Lockenpracht hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und ihr Lächeln war einnehmend und ansteckend zugleich. Seltsamerweise wirkte die schlichte Eleganz von Alina, die neben ihr saß, als höbe sie Leandras Schönheit noch hervor. Dabei war Alina, das musste Victor immer wieder schmerzlich zugeben, eine hinreißend schöne junge Frau. Wenn sie sich im Palast aufhielt, trug sie fast immer ein langes schlichtes Kleid, ganz anders als Leandra, die man fast nie in weiblichen Gewändern sah.
Heute war Alinas Kleid hellgelb, eine Farbe, die ihr vorzüglich stand. Ihr glattes, hellbraunes Haar war wie reine Seide, es war so weich und fein, dass jeder kleinste Luftzug es fliegen ließ, woraufhin es sich wie von Zauberhand wieder ordentlich legte und ihre Schultern wie ein sanfter Wasserfall umspielte. Victor empfand es als erleichternd, dass sich die beiden Frauen so gut verstanden und dass diese leidige Geschichte mit ihm ihre Freundschaft nicht auseinander bringen konnte.
»Was starrst du uns so an?«, fragte Leandra. »Ich? Oh… äh, nichts. Ich meine… ihr seht ziemlich hübsch aus. Alle beide.«
Leandra und Alina tauschten belustigte Blicke. »Ich
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