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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Hals, auf dem stand, mit welcher von den anderen sie ihre Sünde begangen habe. Roya blickte zu Boden, ihr Herz klopfte vor Angst und Scham. Leandra hob mit einem Lächeln die Hände. »He! Es ist kein Vorwurf!«
    Hellami hob das Gesicht, ihr Blick war finster. »So?«
    Leandra schüttelte den Kopf. »Nein. Warum auch? Wie ich schon sagte, ich habe es selbst getan und bereue es nicht. Außerdem kann keine von uns wirklich etwas dafür.«
    Von Marina kam ein angstvolles Aufatmen, so als hoffe sie, dass Leandra ihr diese Last von den Schultern nehmen könnte und würde. »Nicht?«
    »Nein. Ulfa ist daran schuld. Er war es, der diese besondere Verbindung zwischen uns schaffen wollte und uns deswegen diese… Lust eingab.«
    Alle starrten Leandra mit großen Augen an.
    »Stimmt es etwa nicht?«, fragte sie leicht herausfordernd. »Ich meine, jede von uns hat doch den Drachentanz mit ihm getanzt, nicht wahr?« Sie wandte sich zu Azrani, die neben ihr saß. »Und ihr beiden sogar als Erste, stimmt’s?«
    Azrani und Marina blickten Leandra verblüfft an.
    Dann tauschten sie Blicke untereinander und sahen wieder zu Leandra. »Ulfa? Du meinst den… Urdrachen Ulfa? Den du damals…?«
    Leandra nickte. »Er ist stets in Gestalt eines kleinen Baumdrachen erschienen. Wir alle kennen ihn.« Sie blickte der Reihe nach die Mädchen an, zuletzt wieder Azrani und Marina. »Und da die Drachenbilder bei euch am weitesten entwickelt sind, müsstet ihr eigentlich den Drachentanz als Erste von uns allen getanzt haben.«
    »Du meinst, diese Bilder haben mit dem Drachentanz zu tun?«, fragte Alina verblüfft.
    Leandra wandte ihr den Kopf zu und zog die Brauen hoch. »Ja, richtig. Du hast es doch auch getan, nicht wahr?«
    Alina blickte befangen zu Roya, dann nickte sie schließlich und seufzte. »Ja, du hast Recht. Ich und Roya.«
    Leandra blickte abermals zu Azrani und Marina.
    Wieder sahen die beiden sich an, dann nickten sie gemeinsam.
    »Ja, Leandra. Da… da war ein Baumdrache. Aber dass es Ulfa gewesen sein soll…?«
    »Wann war das?«
    Azrani dachte nach. »Ungefähr zwei Monate nach unserer Flucht aus dem Roten Ochsen. Wir hatten uns versteckt, in einem Wald östlich von Savalgor.
    Wir wollten ein, zwei Wochen vergehen lassen, ehe wir zurückkehrten. Uns war klar, dass Guldor Jagd auf uns machte. Aber es wurden über vier Monate daraus.«
    »Und in diesem Wald – da habt ihr einen Baumdrachen getroffen?«
    Marina nickte. »Ja. Es war ein ganz besonderer Wald. Meine Mutter hatte mir als Kind von ihm erzählt. Wir fanden ihn tatsächlich. Ein wunderschöner, geheimnisvoller Wald.« Ihr Lächeln versiegte. »Aber dann wurde er angegriffen.«
    Azrani nickte bestätigend. »Ja. Von unheimlichen Schattenwesen. Sie waren auf der Jagd nach uns.«
    Roya, Leandra und Hellami tauschten wissende Blicke. »Uns haben sie erwischt«, stellte Leandra fest.
    »Ja, das wissen wir«, sagte Azrani. »Uns ebenfalls.«
    Das war Leandra neu. »Euch auch? Tatsächlich?«
    »Ja«, bestätigte Marina. Sie strich ihre langen, dunklen Haare zurück und zeigte Leandra die linke Seite ihres Halses. Eine gut verheilte, aber erschreckend lange Narbe wurde im Fackellicht sichtbar. »Meine Halsschlagader war zerrissen.«
    Roya erschauerte und mit ihr die anderen. Sie reckte sich vor, um besser sehen zu können.
    Inzwischen aber hatte sich Azrani auf die Fersen gesetzt und ihre Tunika angehoben. Mit dem Zeigefinger strich sie über eine Stelle auf der rechten Hälfte ihres Bauches, knapp unter den Rippen. Dort befand sich, inzwischen vom Bild einer Drachenklaue halb verborgen, ebenfalls eine Narbe. »Hier«, sagte sie leise.
    »Hier traf mich ein Schwert.«
    »Ein Schwert?« keuchte Roya. »Aber… du hättest tot sein können!«
    Azrani blickte auf. Ihre Augenwinkel waren feucht.
    »Ich hätte? Ich weiß nicht, Roya, ob ich’s nicht vielleicht schon war!«
    Betroffenes Schweigen legte sich über die sechs.
    Nur Leandra erweckte den Eindruck, als hätte sie nun endlich den Beweis für ihre Vermutungen gefunden. Mit entschlossenem Gesicht wandte sie sich Roya zu. »Also gut, Roya. Woran bist du gestorben?«
    Roya ächzte. »Ich? Gestorben?«
    »Ja! Oder du, Alina? Was ist mit dir? Du hast dich durch das halbe Land geschlagen, von der Bruderschaft und den Drakken gejagt, mit einem falschen Drakkenhalsband… gab es da nicht ein Ereignis, nach dem du dachtest: Unfassbar, dass ich jetzt noch am Leben bin?«
    Alina lachte bitter auf. »Eins? Eher ein halbes Dutzend!

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