Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
vergessen.«
    »Dann musst du sterben!« Mit einem schrillen Quietschen hing ihr plötzlich ein kleines Mädchen am Hals und beförderte sie in den Sand. Roya kicherte und kämpfte mit Cathryn. Sie war einfach süß. Nur mit Mühe konnte sie die Kleine bändigen; für Momente glaubte sie, die unbeugsame Leandra in ihr spüren zu können. Dann küsste sie das Mädchen auf die Wange und bat um Gnade. Großmütig wurde sie entlassen.
    Als sie die geheime Versammlungshalle betrat, war sie diesmal immerhin die Zweite. Nur Hellami war schon da. Sie schien traurig zu sein, irgendetwas schleppte sie mit sich herum. Aber Roya bekam keine Gelegenheit, mit ihr vertrauliche Worte zu wechseln, denn kurz nacheinander trafen die anderen ein. Schließlich waren sie wieder vollzählig und saßen im Kreis im Sand.
    »Leandra«, begann Alma, »du hast so viel über deine Theorie mit Ulfa erzählt, den Drachentanz und… unsere Sünden. Aber warum kommt Ulfa nicht selbst und erklärt uns, was wir tun sollen?«
    »Das kann er leider nicht mehr«, erklärte Leandra.
    »Es ist ein Vermächtnis, das er uns hinterlassen hat.«
    »Was meinst du damit? Das klingt ja, als wäre Ulfa tot!«
    »Tot ist wohl nicht das richtige Wort. Aber du hast Recht – er ist nicht mehr da. Er ist… sozusagen von uns gegangen.«
    Roya erschauerte. Sie hatte mit dem kleinen, geheimnisvollen Baumdrachen, in dem der Geist des Urdrachen Ulfa steckte, so manches Mal gesprochen, in Freundschaft wie auch im Zorn. Er war ein wichtiger Teil ihres Lebens und der Höhlenwelt gewesen.
    Dass er jetzt fort sein sollte, machte sie unruhig.
    »Wie kann das sein? Ist er nicht unsterblich - ebenso wie Sardin?«, fragte sie.
    Leandra nickte. »Ja. Mit Sardin hast du das richtige Stichwort genannt.« Sie blickte bedeutungsvoll in die Runde. »Er war der Grund für Ulfas Existenz.«
    Fünf neugierige Augenpaare musterten sie.
    »Sardin wollte die Unsterblichkeit erlangen«, erklärte sie, »und genau das boten ihm die Drakken an. Oder besser: das ewige Leben. Dass das ein Unterschied ist, erkannte er damals nicht.
    Aber es ist auch egal: Es gelang ihm ohnehin nicht, das von ihnen zu bekommen. Er sollte den Drakken die Macht über unsere Welt geben, aber er versagte. Später versuchte er auf eigene Faust, die Unsterblichkeit zu erlangen – mithilfe eines der Stygischen Artefakte: der Canimbra. Er tötete Ulfa, den Wächter der Canimbra, riss sie an sich und zerstörte damit das Trivocum vollständig.
    Damit gab er auch unsere gesamte Welt der Vernichtung preis, denn die Kräfte des Chaos überschwemmten sie, und das Dunkle Zeitalter brach an. Aber diese Geschichte kennt ihr ja.«
    »Ich glaube, ich weiß, worauf du hinauswillst«, sagte Marina.
    »Ulfa ist… er war das Gegengewicht zu Sardin.«
    »Richtig. Zu Lebzeiten war Sardin ein Zerstörer, ein Mann der Vernichtung. Leben, Ordnung oder Erschaffen bedeuteten ihm nichts. Als Unsterblicher wurde er dann zu einem Dämon des Chaos. Mit seiner Macht hätte er das Gleichgewicht der Welt ins Wanken bringen können, und deswegen rief sein Überwechseln in diese… Sphäre der Unsterblichen zugleich einen Gegenpart hervor: Ulfa, einen Geist des Guten. So jedenfalls stelle ich es mir vor.«
    Roya nickte. »Das klingt sinnvoll. Aber… warum sagst du, Ulfa wäre nun fort? Geht denn von Sardin keine Gefahr mehr aus?«
    Sie dachte an den finsteren Turm im Lande Noor, wo dieser böse alte Geist wohl noch immer in seinem namenlosen Nichts hockte und wer weiß was ausbrütete. »Sardin ist ebenfalls fort«, eröffnete Leandra. »Ich fürchte, wieder einmal… durch meine bescheidene Mithilfe.« Sie lächelte verlegen. »Ich habe ihn sozusagen geläutert.«
    Für Augenblicke herrschte erstauntes Schweigen. »Das musst du uns erklären.«
    »Du weißt doch noch«, begann Leandra und wandte sich an Roya, »dass Sardin damals in Hammagor nach mir verlangte. Er wollte mich sehen, um mir angeblich den Pakt auszuhändigen.«
    Royas Herz begann wieder leise zu pochen. Aus dieser Zeit trug sie noch eine alte Last mit sich herum. Immerhin hatte sie Alina und Marko bereits davon gebeichtet. »Ja. Aber als du kamst, war er nicht mehr da.«
    »Doch, er war noch da, Roya. Allerdings nicht mehr in seinem Turm. Er hatte sich in den Geist von Quendras eingeschlichen, und von Quendras sprang er auf mich über. Erinnerst du dich noch an den Augenblick, als ich Quendras das erste Mal begegnete? Damals in Hammagor, beim Frühstück, als wir uns die Hände

Weitere Kostenlose Bücher