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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Bogen um die Nord-und die Ostseite der Felskuppe zogen, auf welcher, hoch droben über der Stadt, die Ruine der alten Festung von Khalid stand. Auf der anderen Seite des Waisenhauses breitete sich die Unterstadt aus, mit dem Händler-, dem Handwerker- und dem Hafenviertel.
    Es waren einfache Bauten, teils aus Holz, und hier spielte sich das muntere Leben ab, dem Usmar seinen bescheidenen Reichtum verdankte: Handel, Warenverkehr, Schiffsbau, Fischfang, Märkte – und natürlich das übliche Maß an Schmuggel und zwielichtigen Geschäften. Im Augenblick gab es jedoch noch eine zusätzliche Attraktion. Draußen, in der Bucht, ragte das Wrack eines großen Drakkenschiffes aus dem Wasser. Das Heck seines schwarzgrauen Rumpfes reckte sich schräg in die Höhe, und der riesenhafte, schwarze Schlund einer der Triebwerksöffnungen gähnte den Hafen und seine Bewohner an. Es hatte einen guten Monat gedauert, ehe sich die ersten Leute in die Nähe des Wracks gewagt hatten; nun aber schwamm dort eine kleine Stadt aus Flößen und Kähnen. Zahlreiche Leute hatten sich um den aus dem Wasser ragenden Rumpf des Schiffs versammelt und suchten das riesige Beutestück aus dem Drakkenkrieg nach Verwertbarem ab. Man brachte die unmöglichsten Dinge zutage: haufenweise Metall in allen Formen, dazu Gefäße aus unzerbrechlichem Material, seltsame Werkzeuge, viele Dinge aus Glas oder Kristall und andere, die sich als Möbelstücke verwenden ließen, wie Sitze, schrankartige Metallkästen oder Tische. Auf dem großen Marktplatz nahe des Hafens hatte sich ein reger Handel mit Drakkenartikeln entwickelt. Eine Weile liefen sie harmlos plaudernd nebeneinander her; der ungewöhnliche Anblick des Wracks und der geschäftigen Straßen lieferte Rasnor einen Vorwand, seinem Gast ein paar Dinge über Usmar zu berichten. Währenddessen überlegte er angestrengt, wie er vorgehen sollte. War es besser zu warten, bis Ötzli sich erklärte, oder sollte er selbst einen Vorstoß wagen? Der Verlauf ihrer Begegnung und vor allem das Ergebnis, das er letzten Endes zu verbuchen hätte, schienen ihm maßgeblich davon abzuhängen, wie gut er sich zu verkaufen verstand. Hier ging es um ein Geschäft, das spürte er allzu deutlich, aber er hatte keine Lust, den kleinen Lakaien zu spielen. Würde es ihm gelingen, sich vor Ötzli wie ein Respekt gebietender Anführer aufzuspielen?
    Oder würde er, so wie früher schon, in die Rolle einer dummen, kleinen Randfigur gedrängt werden? Bald schon hatten sie den Hafen erreicht, und Rasnor lenkte seinen Gast nach links, wo nach einem kurzen, leicht ansteigenden Straßenstück das Stadtgebiet bereits endete und sich Felder und Wiesen erstreckten.
    Bis sie den kleinen Abschnitt der Steilküste nordöstlich von Usmar erreicht hatten, war ihr Gespräch bei Chast, der Bruderschaft, dem Hierokratischen Rat und dem Cambrischen Orden angelangt; lauter Themen, die interessant, angemessen, aber dennoch unverfänglich waren. Ötzli schien keine Eile zu haben, auf das eigentliche Thema und den Grund für seinen Besuch einzuschwenken.
    Auf dem höchsten Punkt der Steilküste, wo es jenseits der Klippe fünfzig Ellen tief zum Meer hinabging, ragte eine uralte Ulme in die Höhe, vor der eine hölzerne Bank zum Rasten einlud. Rasnor bot seinem Gast einen Platz an und setzte sich neben ihn. Der Moment war gekommen, die Karten auf den Tisch zu legen.
    »Weswegen seid Ihr hier, Altmeister?«, fragte er.
    Die Nachmittag neigte sich dem Abend zu, und das warme Licht verlieh Ötzlis Antlitz einen unvermuteten Anschein von Güte und Herzenswärme.
    »Weshalb seid Ihr hier, Rasnor?«, lautete die Gegenfrage.
    »Ich? Was meint Ihr damit?«
    Ötzli wies mit einer knappen Armbewegung in die Welt hinaus.
    »Warum seid Ihr an diesem Ort? Der Krieg ist verloren. Die Drachen haben den Menschen die Freiheit zurückgebracht, der Überfall der Drakken ist nur mehr eine seltsame Begebenheit, über die man sich in ein paar Jahren wundersame Geschichten erzählen wird.« Er machte eine kurze Pause. »Glaubt Ihr etwa, das ließe sich noch umkehren? Mit Euren paar Brüdern und Echsensoldaten?«
    »Echsensoldaten?«, fragte Rasnor.
    Ötzli lächelte milde. »Bemüht Euch nicht. Ich weiß, dass Ihr nach dem Tod des Kommandanten der Drakken zum uCuluu aufgestiegen seid. Ein kurioser Zufall, möchte ich meinen. Nun aber seid Ihr Herr über alle noch lebenden Drakken in der Höhlenwelt.«
    Rasnor hob stolz das Kinn. »Worauf wollt Ihr hinaus, Ötzli?«
    Der

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