Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
gewesen, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Ächzend rollte sie sich herum und versuchte die Orientierung zu gewinnen.
    Als sie die Augen öffnete, stand Ötzli über ihr, das Schwert mit beiden Händen erhoben. »Wer hätte gedacht, du kleine Hure«, brüllte er triumphierend, »dass ich dich mit einem Schwert erschlagen würde?«
    Blitzschnell rollte Leandra herum, klammerte sich an sein Bein und riss so heftig an allem, was sie zu fassen bekam, dass Ötzli das Gleichgewicht verlor und mit einem überraschten Aufschrei zu Boden ging.
    Noch immer waren ihre Augen voller Schmerzenstränen, und verzweifelt versuchte sie den Blick zu klären. Als sie aufsprang, sah sie, dass Ötzli noch am Boden lag, doch ein ganzes Stück entfernt von ihr. Er rollte sich gerade herum und kroch auf das Schwert zu, das in seiner Nähe lag. Er würde es früher als sie erreichen, auch wenn sie jetzt einen Hechtsprung wagte.
    Da kam ihr die rettende Idee. Sie langte auf den Rücken, zog den Kurzbogen heraus, der mit im Köcher steckte, und stemmte ihn in die Oberschenkelbeuge, um rasch die Sehne aufzuspannen.
    Bis sie den ersten Pfeil aufgelegt hatte, stand Ötzli wieder, das Schwert in der Hand.
    Für Momente belauerten sie sich gegenseitig, tief gebeugt dastehend, auf alles gefasst.
    »Na, meine Schöne?«, lachte er sie höhnisch aus.
    »Hast du die Kaltblütigkeit, einen alten, wehrlosen Mann niederzuschießen?«
    »Wehrlos?«, fauchte sie. »Ich…«
    Als er plötzlich auf sie zusprang und ausholte, erkannte sie ihren Fehler. Sie quietschte entsetzt und sprang zur Seite; das Schwert zischte knapp an ihr vorbei. Abermals verlor sie das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Als sie wieder hochkam, war Ötzli fort – und ihr Pfeil auch.
    Alarmiert sah sie sich um und entdeckte Ötzli erst nach Sekunden, als er schon wieder 25 oder 30 Schritt gewonnen hatte. Er rannte durch einen großen, kaum beleuchteten Gang.
    Das Amulett! Es war der Gang, der zur Verdichterhalle führte.
    Sie spurtete los, doch da verschwand er schon nach rechts, durch den großen Zugang zur Halle.
    Leandra rannte, so schnell sie nur irgend konnte.
    Sie war um die sechzig Jahre jünger als Ötzli, und bis in die Hallenmitte war es eine gute halbe Meile. Das musste genügen, um ihn einzuholen!
    Bald hatte sie den Durchgang erreicht, diesmal jedoch erinnerte sie sich rechtzeitig und schlug einen weiten Bogen, bevor sie durch die große Toröffnung hineinrannte. Sie wollte nicht wieder mitten in seine Faust rennen.
    Als sie die Halle betrat, war er schon ein ganzes Stück in Richtung der Hallenmitte gelaufen. Aber die Halle war tatsächlich riesig; jetzt, da das ganze Wolodit fort war, bekam sie wieder eine Vorstellung davon. Sie beschleunigte noch einmal, und während sie ihm näher kam, verlangsamte er plötzlich. Offenbar war er außer Atem geraten, und nun stand er hilflos keuchend da. Sekunden später hatte sie ihn eingeholt.
    Sie legte einen neuen Pfeil ein, spannte den Bogen und umrundete Ötzli, sieben bis acht Schritte Abstand haltend. Er stand gebeugt da, keuchend, die Hände auf die Oberschenkel gestützt.
    »Na?«, fragte er. »Was nun? Erschießt… du mich jetzt?«
    »Weg mit dem Schwert!«, fauchte sie ihn an.
    Erst grinste er, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, meine Schöne. Ich weiß schon… du willst mich außer Gefecht setzen.« Noch immer schnaufte er angestrengt. »Du hast nicht den Mumm, mich zu töten. Aber dazu musst du erst mal an mich herankommen! Oder willst du mich… bewusstlos schießen?«
    Er lachte spöttisch auf.
    Leandra überlegte fieberhaft, was sie tun sollte.
    Dann plötzlich stand die Lösung klar vor ihrem Auge. Sie ließ den Bogen sinken, lächelte ihn triumphierend an und zeigte ihm die Zähne. »Du hast verloren, alter Drecksack!«
    Dann wandte sie sich um und lief los.
    Sie rannte so schnell sie konnte in Richtung der Hallenmitte. So schnell, dass der völlig außer Atem geratene Ötzli es nicht mehr schaffen würde, ihr ins Zentrum der Halle zu folgen.
    Nur einmal wagte sie es kurz, sich umzublicken, aber von Ötzli war nichts zu sehen. Sie fand die hellgraue Linie auf dem Boden, von der sie wusste, dass sie sich mit einer anderen kreuzen würde – in der genauen Mitte der Halle.
    Hoffentlich finde ich dort auch das Amulett!
    Es dauerte nicht mehr lange, dann war sie da.
    Schon aus einiger Entfernung sah sie, dass sich am Kreuzungspunkt der beiden Linien etwas befand.
    Eine technisch aussehende Apparatur mit einer

Weitere Kostenlose Bücher